Zwei neue Opfer in Pompeji gefunden

Bei Ausgrabungen der Casti Amanti fanden Archäologen zwei Skelette unter einem Mauereinsturz. Nicht nur der Vulkanausbruch, sondern auch ein Erdbeben verursachte den Tod der Bewohner des Gebiets.

Die Skelette wurden im Zuge der Arbeiten zur Sicherung, Neueindeckung und Neuprofilierung der Grabungsflächen der Insula dei Casti Amanti gefunden. Sie lagen auf der Seite in einem Wirtschaftsraum, der zu diesem Zeitpunkt wegen wahrscheinlicher Reparatur- oder Renovierungsarbeiten am Haus, in das sie sich auf der Suche nach Schutz geflüchtet hatten, nicht genutzt wurde.

Die Daten der ersten anthropologischen Analysen vor Ort, deuten darauf hin, dass beide Personen wahrscheinlich an multiplen Traumata starben. Diese wurden durch den Einsturz von Teilen des Gebäudes verursacht.

Die zwei Opfer in Pompeji sind männlich und ca. 55 Jahre alt gewesen

Bei der Entnahme der Halswirbel und des Schädels eines der beiden Skelette kamen Spuren von organischem Material zum Vorschein. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um eine Stoffumhüllung. Im Inneren des Skeletts fand man sechs Münzen, außerdem fünf Stücke aus Glaspaste, die die Forscher als Halskettenverschlüsse identifizierten. Zwei Silberdenare: ein republikanischer Denar, der auf die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. datiert werden kann, und ein weiterer Denar, der jüngeren Datums ist und mit den Produktionen von Vespasian in Verbindung gebracht werden kann. Die übrigen Bronzemünzen wurden ebenfalls während der Regierungszeit Vespasians geprägt und sind somit jüngeren Datums.

In dem Raum, in dem die Leichen lagen, kamen auch einige Gegenstände zum Vorschein, wie eine aufrecht stehende Amphore, die in der Ecke neben einer der Leichen an der Wand lehnte, und eine Sammlung von Vasen, Schalen und Krügen, die an der Rückwand gestapelt waren. Besonders beeindruckend sind die Schäden an zwei Wänden, die wahrscheinlich durch die Erdbeben während des Ausbruchs zustande kamen. Ein Teil der Südwand des Raumes stürzte ein und traf einen der Männer, dessen erhobener Arm vielleicht das tragische Bild eines vergeblichen Versuchs, sich vor herabstürzendem Mauerwerk zu schützen, hervorruft. Der Zustand der Westwand hingegen zeigt die dramatische Wucht der Erdbeben, die den Ausbruch begleiteten: Der gesamte obere Teil löste sich und stürzte in den Raum, wobei er die andere Person erdrückte und begrub.

Der angrenzende Raum beherbergt eine gemauerte Küchentheke, die im Jahr 79 n. Chr. vorübergehend außer Betrieb war. Auf ihrer Oberfläche liegt ein Haufen pulverisierter Kalk, der darauf wartet, dass man ihn für Bauarbeiten nutzt. Dies deutet darauf hin, dass zum Zeitpunkt des Ausbruchs in der Nähe Reparaturarbeiten durchgeführt wurden. Entlang der Küchenwand befindet sich eine Reihe von kretischen Amphoren, die ursprünglich für den Transport von Wein Verwendung fanden. Über der Küchentheke finden sich Spuren eines häuslichen Heiligtums in Form eines Freskos. Dieses scheint die Laren des Hauses darzustellen. Außerdem fand man eine teilweise in die Wand eingelassenen Keramikvase, die möglicherweise als Gefäß für religiöse Opfergaben diente. Neben der Küche gibt es auch einen langen, schmalen Raum mit einer Latrine.

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Das Inferno von Pompeji

Der Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. beginnt am Morgen eines Herbsttages, aber erst gegen 13.00 Uhr setzt die so genannte „plinianische“ Phase ein, in der sich eine mehrere Dutzend Kilometer hohe Eruptionssäule bildet, von der Bimsstein herabfällt. Auf diese Phase folgt eine Reihe von pyroklastischen Strömen, die Asche und Lapilli ablagern. Die vulkanischen Phänomene töteten alle, die sich noch in der antiken Stadt Pompeji aufhielten. Sie kosteten nach Schätzungen von Archäologen mindestens 15-20 % der Bevölkerung das Leben. Unter den Todesursachen erwies sich der Einsturz von Gebäuden, der in einigen Fällen auf Erdbeben zurückzuführen war, die den Ausbruch begleiteten, als tödliche Bedrohung.

„Moderne Ausgrabungstechniken helfen uns, das Inferno, das die Stadt Pompeji innerhalb von zwei Tagen vollständig zerstörte und viele ihrer Einwohner – Kinder, Frauen und Männer – tötete, immer besser zu verstehen. Mit Hilfe von Analysen und Methoden sind wir in der Lage, uns den letzten Momenten derjenigen zu nähern, die ihr Leben verloren haben,“ betont der Direktor des Parks, Gabriel Zuchtriegel. „Bei einer der Diskussionen vor Ort, während der Bergung der beiden Skelette, sagte einer der Archäologen, als er auf die Opfer zeigte, die wir ausgruben, einen Satz, der mir im Gedächtnis geblieben ist und der vielleicht die Geschichte von Pompeji zusammenfasst, als er sagte: „Das sind wir“. In Pompeji lässt uns der technische Fortschritt die menschliche Dimension der Tragödie nie vergessen, sondern macht sie uns vielmehr noch deutlicher vor Augen.“

Die wissenschaftlichen Details der Ausgrabungen können in den Artikeln des E-Journals von Pompeji vertieft werden. Es handelt sich um eine neue digitale Plattform, die sich an die wissenschaftliche Gemeinschaft und die Öffentlichkeit wendet. Sie informiert über Neuigkeiten und vorläufige Berichte über Ausgrabungs-, Forschungs- und Restaurierungsprojekte auf dem Gelände des Parks.

Nach einer Meldung von pompeiisites.org

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