Menschenopfer unter Pyramide in Mexiko entdeckt

In einer Maya-Ruine im Südosten Mexikos wurden die Überreste von mindestens 20 Bestattungen gefunden. Unter einer Tempelpyramide in der archäologischen Stätte Moral-Reforma im Bundesstaat Tabasco haben Forscher Schädel, Kieferfragmente und andere Knochenfragmente entdeckt. Sie gehörten hauptsächlich zu jungen Männern.

Tempelpyramide in Mexiko
Die Südfassade der konsolidierten Tempelpyramide (Struktur 18). Foto: Proyecto Moral-Reforma.

Enthauptungen als Indiz für Menschenopfer

Die Bestattungen können zwei komplexen unterschiedlicher Zeitstellungen zugeordnet werden. Ein Komplex gehört der spätklassischen Periode (600-900 n. Chr.) an. Der andere datiert in die späte vorklassische Periode (300 v. Chr. – 250 n. Chr.). Die Archäologen vermuten, dass die Tempelpyramide mit dem Tod oder einer Gottheit der Maya-Unterwelt in Verbindung stand, denn einige der Schädel weisen Anzeichen einer Enthauptung auf.

Zwischen Januar und März 2023 wurden Ausgrabungs- und Konsolidierungsarbeiten in dem als Struktur 18 bekannten Pyramidentempel durchgeführt. Der Komplex befindet sich auf dem östlichen Platz der antiken Stadt und besteht aus einem Sockel aus gestuften Körpern, begrenzt von leicht geneigten Mauern und gekrönt von einem Gebäude mit einem Erker und einer an der Südfassade angebrachten Treppe.

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Zwei Bestattungskomplexe unterschiedlicher Zeitstellungen

Die beiden Gruppen von Gräbern lagen 12 Meter südlich der Treppe und entsprechen den beiden Zeitpunkten der Errichtung des Gebäudes. Vorläufig wird davon ausgegangen, dass der erste Bestattungskomplex der spätklassischen Periode (600-900 n. Chr.) entspricht. Die Knochenreste dieses Bestattungskomplexes kamen zwischen 35 und 57 Zentimetern unter der Oberfläche zum Vorschein. Insgesamt entdeckten die Forscher 13 Gräber, die aus männlichen Schädeln, Kieferfragmenten sowie Knochen der unteren und oberen Extremitäten bestanden. „Von diesen 13 Bestattungen haben wir acht Individuen gezählt, die enthauptet und deren Körperteile zerstückelt und separat platziert wurden, um als Menschenopfer den Tempel zu weihen“, sagte Cuevas Reyes.

Damals spielte das Gebiet am Fluss San Pedro Mártir, in dem sich die Ruine befindet, eine wichtige Rolle im Handel und kulturellen Austausch zwischen den Maya-Völkern des guatemaltekischen Petén und denen an der Küste des Golfs von Mexiko.

mögliche Menschenopfer in einer Maya-Pyramide in Mexiko

Die zweite Gruppe von sieben Einzel- und Mehrfachbestattungen, lag unterhalb der ersten Gruppe. Sie kann einer früheren Periode zugeordnet werden. Unter diesen Bestattungen fanden sich Beigaben wie Muschel- und Jadeperlen, Muschelringe, Projektilspitzen, Gefäße, durchlöcherte Muscheln und Knochennadeln, die mit der späten Präklassik (300 v. Chr.-250 n. Chr.) in Verbindung stehen. Mindestens 12 Individuen konnten identifiziert werden. Einige waren zum Zeitpunkt des Todes in sitzender und rechtsseitiger Position angeordnet. Bei einigen handelt es sich um Sekundärbestattungen, so dass mehrere Skelette anatomisch nicht miteinander verwandt waren.

Schädelverformungen und Zahnveränderungen als Kennzeichnung des Gesellschaftsstatus

Unabhängig von der Zeit, aus der sie stammen, betont der Forscher des INAH-Zentrums in Tabasco, dass die Schädel aus den beiden Bestattungskomplexen, meist von jungen erwachsenen Männern stammen. Sie weisen zudem eine schräge Verformung des Schädels auf. Dies ist ein körperliches Merkmal, das absichtlich durch eine Schienung des Kopfes in jungen Jahren erreicht wurde. Dadurch erhöhte sich der Status des Einzelnen in der präkolumbianischen Maya-Gesellschaft. Bei zwei Personen aus der Spätklassik wurden ebenfalls Zahnveränderungen durch Feilen und Jade-Inlays an den Vorderzähnen beobachtet. Die Analyse des archäologischen Materials dauert an, die Ergebnisse sind noch vorläufig.

Nach einer Meldung der INAH

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Menschenopfer