Städtische Dynamiken in der Induskultur erforscht

Sowohl Mesopotamien als auch die Induskultur waren Zivilisationen mit großen, dicht besiedelten und geplanten Städten (6000-1990 v. Chr.). Eine neue archäologische Dissertation weist darauf hin, dass die Indus-Gesellschaft des Altertums jedoch komplexe Urbanitätsmuster aufwies, die in anderen alten Gesellschaften selten waren.

Sidra Gulzar mit ihrer jüngst verteidigten Dissertation.
Sidra Gulzar mit ihrer jüngst verteidigten Dissertation zur Induskultur. Foto: Universität Göteborg.

Das Ziel der Arbeit war es, die Hauptunterschiede in den Siedlungen der Indus-Zivilisation und ihrer städtischen Infrastruktur vor etwa 4000-5000 Jahren zu analysieren. Die Studie umfasste eine Untersuchung des Urbanisierungsprozesses in Bezug auf die Größe der Bevölkerung, die Siedlungsfläche und die geografische Lage der städtischen Zentren. „Ziel war es, die urbane Infrastruktur der Indus-Zivilisation zu analysieren, indem archäologische Daten der größten urbanen Formationen verglichen wurden. Auch die Auswirkungen der Urbanisierung auf die regionale Umwelt wurden in der Arbeit behandelt“, erklärt Sidra Gulzar, Doktorandin der Archäologie an der Universität Göteborg.

Die Studie vergleicht auch den urbanen Prozess und die Entwicklung der Indusregion mit der mesopotamischen Region auf mehreren Ebenen. Dies geschah anhand von verfügbarem archäologischem Material, das sich auf eine begrenzte Anzahl von Artefakten aus Mohenjo Daro, Harappa und Ganweriwala konzentrierte, die mit der SEM-EDX-Methode (Rasterelektronenmikroskopie mit energiedispersiver Röntgenanalyse) analysiert und verglichen wurden. „Die Ergebnisse der SEM-EDX-Analyse zeigten, dass die Artefakte vor Ort hergestellt wurden.“

Fokus auf der am schlechtesten erforschten Siedlung der Induskultur

Sidra Gulzar konzentrierte sich besonders auf Ganweriwala, da es die bisher am wenigsten untersuchte Siedlung in der Indus-Region ist. „Das größte Problem beim Verständnis der Entwicklung der städtischen Infrastruktur in der Indus-Gesellschaft ist die Wissenslücke um die Siedlung Ganweriwala“, berichtet sie.

Die Ergebnisse der Oberflächen- und Artefaktuntersuchung von Ganweriwala deuten darauf hin, dass der Ort während der Zeit der Indus-Städte (2600-1900 v. Chr.) ein wichtiges urbanes Zentrum war. Die Stätte weist ähnliche kulturelle Merkmale wie andere große städtische Zentren auf, z. B. in Hinblick auf den Siedlungsplan, die Art der Artefakte, die Schrift auf Tontafeln und bestimmte Arten von Figurinen.

„Anhand der Daten von Ganweriwala als Fallstudie stelle ich die These auf, dass die urbane Infrastruktur am Indus ein komplexes Phänomen mit vielen Ähnlichkeiten und wenigen Unterschieden ist. Es gab fünf große städtische Zentren mit unterschiedlichen urbanen und sozioökonomischen Ausmaßen“, sagt Sidra Gulzar.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Die Arbeit vergleicht auch Siedlungen in der Region Diyala in Mesopotamien mit der Region Cholistan in der Indus-Zivilisation, um Ähnlichkeiten und Unterschiede in den jeweiligen urbanen Prozessen und deren Auswirkungen auf die Umwelt aufzuzeigen. „Der Vergleich der Daten aus den verschiedenen Siedlungen zeigt, dass die Siedlungen in Cholistan dichter besiedelt waren als in der Region Diyala. Die städtischen Siedlungen in Cholistan wurden um 1900 v. Chr. vollständig aufgegeben, während in der Diyala-Region eine kontinuierliche Besiedlung um 1900 v. Chr. stattfand“, so Gulzar.

Die Indus-Zivilisation hatte eine größere Ausdehnung als die mesopotamische, aber auch eine begrenztere Anzahl größerer städtischer Zentren. Die großen städtischen Siedlungen beider Zivilisationen wiesen eine gewisse Variabilität auf – verschiedene Arten von Siedlungsstrukturen, unterschiedliche Baumaterialien und Unterschiede in der umgebenden (natürlichen) Umwelt.

Die Dissertation „Settlement Scaling and Urban Infrastructure. A Comparative Approach to Settlements from the Ancient Indus Society“ wurde am 11. Februar an der Universität von Göteborg verteidigt.

Nach Pressemitteilung der Universität Göteborg

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