Fundamente der Porta Decumana in Wien gefunden

Grundrissplan Legionslager Vindobona, ca. Ende 1. bis 5. Jhd. mit gekennzeichneter Lage der porta decumana.
Grundrissplan Legionslager Vindobona, ca. Ende 1. bis 5. Jhd. mit gekennzeichneter Lage der porta decumana (Foto: Stadtarchäologie Wien).

2019 wurde bei Gasrohrarbeiten ein Pfeiler der Tordurchfahrt der porta decumana, also des Südtores des Legionslagers Vindobona vor dem Haus Naglergasse 2/Tuchlauben gefunden und von der Stadtarchäologie Wien dokumentiert. Dieser Fund war 2019 Anlass für das Bundesdenkmalamt, die wenigen noch unter dem heutigen Straßenbereich vorhandenen Überreste des ursprünglich 20 m hohen römischen Torturms unter Denkmalschutz zu stellen.

Der Denkmalschutz kam Anfang Juli dieses Jahres, anlässlich des Baus einer Fernkälteleitung für das Haus Graben 20 Richtung Tuchlauben, erstmals zum Tragen, da entlang dieser Trasse wiederum mit Resten des römischen Tores zu rechnen war. Die Stadtarchäologie Wien begleitet die aktuellen Baumaßnahmen auf historischem Boden. Das ArchäologInnenteam rund um den Grabungsleiter Martin Mosser fand zunächst vor dem Haus Graben 20 Bauquader und Säulenbasen bzw. Halbsäulen, also Architekturfragmente der porta decumana, die im Mittelalter abgebrochen und in den Graben vor der ältesten Stadtmauer Wiens entsorgt wurden. Mit Fortschreiten der Bauarbeiten konnten kurz darauf die Fundamente eines der beiden römischen Tortürme der porta decumana in Originallage vor dem Haus Tuchlauben 2, im Bereich der geplanten Fernkälteleitung, auf 3,80 m Länge und etwa 1 m Höhe aufgedeckt und dokumentiert werden. Bei den Fundamenten handelte es sich um ein Bruchstein- und Quadermauerwerk in weißem Kalkmörtel, das auch zur Auszwickelung des Mauerwerks römischen Ziegelbruch enthielt. Der Quarzsandstein des Mauerwerks wurde in römischer Zeit, etwa um 100 n. Chr., in Steinbrüchen im Bereich Heiligenstadt/Türkenschanzpark abgebaut.

Grundrissplan der Tortürme der porta decumana an der Kreuzung Tuchlauben/Graben/Naglergasse.
Grundrissplan der Tortürme der porta decumana an der Kreuzung Tuchlauben/Graben/Naglergasse (Foto: Stadtarchäologie Wien).
Aquarell des bis 1732 bestehenden mittelalterlichen Peilertores, das im Hochmittelalter über den Fundamenten des römischen Lagertores errichtet wurde.
Aquarell des bis 1732 bestehenden mittelalterlichen Peilertores, das im Hochmittelalter über den Fundamenten des römischen Lagertores errichtet wurde (Foto: Wien Museum, Inv.-Nr. HMW 61632)

Da das Mauerfundament am Rand der künftigen Fernkälteleitung liegt und der Denkmalschutz durch den Bau der Leitung nicht gefährdet ist, war es für die Wiener Netze nicht erforderlich, den Trassenverlauf zu ändern.

Nach einer Pressemeldung der Stadtarchäologie Wien.

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