Festakt zur Einweihung der Obernburger Jupitergigantensäule

Blick in die archäologische Grabungsstelle der Jupitergigantensäule, Römerstraße 6, 2015.
Blick in die archäologische Grabungsstelle der Jupitergigantensäule, Römerstraße 6, 2015 (Foto: Obernburg am Main).

Die Jupitergigantensäule, die 2015 in der Baugrube des Gebäudes Römer straße 6 – »Das Wirtshaus« – zum Vorschein kam, ist die erste komplett erhaltene in Bayern. Das Denkmal war im späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert n.Chr. errichtet worden. Es hatte sich in umgestürztem Zustand unter einer dicken Lehmschicht erhalten, die die Fundstelle in nachrömischer Zeit über deckte. Die Ausgrabung brachte unter dem Keller eines Wohnhauses alle Bauelemente des Götterbildes zutage: eine Sockelplatte, einen Viergötterstein mit den Göttern Herkules, Juno, Merkur und Minerva, eine Stifterinschrift, eine geschuppte Säule, ein Kapitell mit den Jahreszeitengöttern und obenauf Jupiter – den höchsten römischen Gott, Herrscher der Himmelsmächte, mit einem Blitzbündel, der einen Giganten niederreitet. Allein das metallene Blitzbündel war nicht mehr vorhanden. Die Inschrift verrät, dass ein Juvenius, Sohn oder Sklave des Jucundus, die Säule einst renoviert hat. Bemerkenswert ist, dass die Gesichter der Gottheiten auf dem Vier götterstein gewaltsam beschädigt waren. Das insgesamt 3,95 Meter hohe, ursprünglich bemalte Götterbild stand hinter einem Gebäude mit einem 1,20 Meter breiten Mauerwerk, vermutlich einem Tempel.
Jupitergigantensäulen sind in der römischen Provinz Obergermanien weit verbreitet. In ihrer Gestaltung folgen sie dem Vorbild eines im 1. Jahrhundert n.Chr. in Mainz errichteten Denkmals. Das Bildprogramm der Säulen spiegelt das Bevölkerungsgemisch in der Provinz Obergermanien: Es entstammt der römischen und keltischen Götterwelt. Römisch ist das Götterpersonal, keltisch ist der Baumkult, der in der geschuppten Säule sichtbar wird. Ein weiterer in Obernburg gefun dener Gigantenreiter trägt ein Rad im Arm, das Symbol des keltischen Himmelsgottes Taranis. Die originalgetreue Replik der Jupitergigantensäule ist eine freundliche Schenkung der Familie Duesmann, Obernburg am Main.

Am Tag des Offenen Denkmals, 12. September 2021, wird in der Römerstadt Obernburg am Main mit einer Feier die Jupitergigantensäule eingeweiht.

Veranstaltung:

Tag des Offenen Denkmals

Sonntag, 12. September 2021, 13 Uhr

Römerstraße 3 in Obernburg, Bayern

Original der Jupitergigantensäule.
Original der Jupitergigantensäule Fotomontage (Foto: Archäologische Staatssammlung München).

Das könnte Sie auch interessieren:

Einzelheft der ANTIKEN WELT:

Geister, Hexen, Menschenfresser

Nicht erst heutige Leser, Theaterbesucher oder Filmfreunde haben Spaß an gruseligem Entertainment, schon die alten Römer ließen sich gern von unheimlichen Stoffen
unterhalten. Horrorfiguren aus der griechischen Mythologie wie Hexen, Untote und dämonische Mischwesen trieben auf den römischen Bühnen und in den Gesängen der
Dichter ihr Unwesen, angeblich wahre Erlebnisse mit paranormalen Schreckgestalten in dunkler Nacht, in einsamer Natur oder an verfluchten Orten gehörten zu den beliebtesten
Themen auf abendlichen Festgelagen.

Das Sonderheft widmet sich den Ursprüngen bekannter und weniger bekannter übersinnlicher Wesen und ihren bevorzugten Erscheinungsorten und zeigt auf vor welchen Gestalten die alten Römer sich in der Literatur und im echten Leben gruselten.