Riesige, bronzezeitliche Befestigungsanlage um Oase Khaybar in Nordwestarabien entdeckt

Die Oasen in den Wüsten Nordarabiens wurden bereits im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. von sesshaften Völkern bewohnt. Ein Team von Wissenschaftlern des CNRS und der Royal Commission for AlUla (RCU) hat nun eine Befestigungsanlage um die Oase Khaybar entdeckt. Sie gehört zu den längsten bekannten Anlagen aus dieser Zeit. Diese neue befestigte Oase ist neben der Oase Tayma eine der beiden größten in Saudi-Arabien. Während man zuvor bereits mehrere befestigte Oasen aus der Bronzezeit dokumentiert hatte, wirft diese bedeutende Entdeckung ein völlig neues Licht auf die menschliche Besiedlung Nordwestarabiens und trägt zu einem besseren Verständnis der lokalen sozialen Komplexität in der vorislamischen Zeit bei.

Oase Khaybar
Rekonstruktion des Netzes von Stadtmauern im nördlichen Teil der befestigten Oase Khaybar vor 4000 Jahren. © Khaybar Longue Durée Archaeological Project, M. Bussy & G. Charloux

Die Ergebnisse der Feldforschungen und der Fernerkundung wurden mit den Ergebnissen architektonischer Studien verglichen, um die ursprünglichen Ausmaße der Festungsanlagen auf 14,5 km Länge, 1,70 bis 2,40 m Dicke und etwa 5 m Höhe zu schätzen. Dieses kolossale Bauwerk, das heute noch auf etwas weniger als der Hälfte seines ursprünglichen Verlaufs erhalten ist (41 %, 5,9 km und 74 Bastionen), schloss ein ländliches und sesshaftes Gebiet von fast 1100 Hektar ein. Das Baudatum dieser Befestigung wird auf der Grundlage von Radiokarbon-Datierungen der bei den Ausgrabungen gesammelten Proben auf 2250 bis 1950 v. Chr. geschätzt.

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Forscher der University of Western Australia (UWA) haben ein komplexes Netz von Gräberstraßen im Nordwesten Arabiens entdeckt. Mit einer Kombination aus Satellitenbildern, Luftaufnahmen, Bodenuntersuchungen und Ausgrabungen haben sie ein Gebiet von 160 000 km2 vermessen und in ihren Hauptuntersuchungsgebieten in den Bezirken AlUla und Khaybar mehr als 17 800 Gräber erfasst, von denen etwa 11 000 Teil von Gräberstraßen aus der Zeit vor 4 500 Jahren waren.

Die Studie bestätigt zwar, dass die Oase Khaybar tatsächlich zu einem Netz befestigter Oasen im Nordwesten Arabiens gehörte, doch wirft die Entdeckung dieser Befestigungsanlage auch Fragen nach den Gründen für ihren Bau auf. Auch nach der Art der Bevölkerung, die sie errichtet hat, und insbesondere nach den Beziehungen, die zu den Menschen außerhalb der Oase unterhalten wurden.

Diese archäologische Entdeckung, deren Ergebnisse am 10. Januar im Journal of Archaeological Science: Reports (JASREP) veröffentlicht wurden, ebnet den Weg für bedeutende Fortschritte im Verständnis der prähistorischen, vorislamischen und islamischen Vergangenheit des Nordwestens der arabischen Halbinsel.

Meldung von CNRS

Originalpublikation:

The ramparts of Khaybar. Multiproxy investigation for reconstructing a Bronze Age walled oasis in Northwest Arabia. Guillaume Charloux, Shadi Shabo, Guillaume Chung-To, Bruno Depreux, François Guermont, Kévin Guadagini, Thomas Terrasse, Mylène Bussy, Saifi Alshilali, Diaa Albukaai, Rémy Crassard et Munirah AIMushawh. Journal of Archaeological Science : Reports, le 10 janvier 2024.
DOI : https://doi.org/10.1016/j.jasrep.2023.104355