Ausgrabung des Apollon-Heiligtums in der Ortschaft Frangissa auf Zypern

Vor zwei Jahren gelang es einem Forscherteam der Universitäten Frankfurt und Kiel sowie des Instituts AMRICHA in Leipzig, das seit 1885 bekannte, aber als verschollen geltende Apollon-Heiligtum von Frangissa bei Pera Orinis zu lokalisieren. In einer ersten Grabungskampagne im Jahr 2021 wurden Reste von antikem Mauerwerk freigelegt, wobei die Interpretation der komplexen Baugeschichte und ihrer Funktion im Bereich des Heiligtums vorerst offen bleiben musste.

Im Jahr 2022 wurden diese Arbeiten mit dem Ziel fortgesetzt, nicht nur die Bereiche der Ausgrabungen aus dem 19. Jahrhundert wieder freizulegen und nach modernen Standards zu dokumentieren, sondern auch die bisher unerforschte Umgebung dieses Areals zu erkunden.

mauern des Apollon-Heiligtums in Frangissa
Hellenistische Umfassungsmauer des Heiligtums

Antike Heiligtümer waren komplexe und vielschichtige Räume, die nicht nur Einrichtungen für rituelle Praktiken boten, sondern auch viele soziale, politische und wirtschaftliche Funktionen erfüllten. Durch die exemplarische Untersuchung des Heiligtums von Frangissa will das aktuelle Forschungsprojekt diese komplexen Strukturen, die oft über mehrere Jahrhunderte hinweg entstanden, erforschen und wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise antiker Heiligtümer gewinnen.

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Die laufenden Ausgrabungen ermöglichen eine genauere Untersuchung der Gebäudereste, die in der letztjährigen Kampagne freigelegt wurden. Es handelt sich um eine architektonische Einfriedung eines offenen Bezirks mit einer Größe von mindestens 12 x 17 Metern. Die Mauern bestehen aus sorgfältig gesetzten Steinsockeln, erreichen eine Höhe von bis zu 1,20 m und sind bis zum oberen Abschlussrand weitgehend intakt (Abb. 1). Diese Mauern dienten als Sockel für das Lehmziegelmauerwerk, das nicht mehr erhalten ist. Trotz seiner Fragilität sind Teile des sorgfältig gepflegten, flachen Stampflehmbodens des Areals teilweise erhalten geblieben.

Nach heutigem Kenntnisstand kann der Bau dieses Komplexes auf die hellenistische Zeit datiert werden. Nach seiner Errichtung wurde das Viertel jedoch nach und nach umgestaltet und erweitert. In einer späteren Phase wurden Querwände hinzugefügt, die das Innere des Hofes veränderten. Außerdem wurden entlang der Außenmauern parallele flache Steinsockel errichtet, die wahrscheinlich als Stützen für Säulen dienten und das Dach einer Halle trugen, die alle Seiten umgab. Möglicherweise diente dies dem Schutz vor Witterungseinflüssen für besonders wertvolle Votivgaben.

Gegen Ende der Ausgrabung wurde in unmittelbarer Nähe des Hofes ein stufenförmiges Bauwerk aus sorgfältig behauenen Blöcken entdeckt. Derart große und hochwertige Blöcke waren in Frangissa bisher unbekannt. Nicht nur die Präzision der Bearbeitung, sondern auch das verwendete importierte Material machen diesen Fund außergewöhnlich. Normalerweise waren alle architektonischen Strukturen des Heiligtums aus lokalem Kalkstein gefertigt. Daher stellt dieser Fund ein bemerkenswertes Monument dar, und seine vollständige Ausgrabung in einer späteren Kampagne wird unsere Kenntnisse über die Ausstattung des Heiligtums erheblich erweitern.

Sakrale Funktion des Heiligtums in Frangissa einwandfrei belegt

Während der genaue Zusammenhang zwischen dem hellenistischen Hof und den vorangegangenen Ausgrabungen sowie dem Kernbereich des Heiligtums derzeit noch unklar ist, ist seine sakrale Funktion im Zusammenhang mit dem Heiligtum durch die reichen Funde, wie z. B. Votivfiguren, einwandfrei belegt (Abb. 2). Der Kern des Heiligtums, zu dem auch ein offener Hof mit einem überdachten Kultraum gehörte, stammt aus der archaischen Zeit. Die neu entdeckten Strukturen belegen eine größere Ausbauphase des Frangissa-Heiligtums in hellenistischer Zeit, die die bebaute Fläche deutlich vergrößerte und die Nutzungsmöglichkeiten des Heiligtums erweiterte. Das hellenistische Heiligtum ist mehr als doppelt so groß wie bisher bekannt.

Votivgabe aus Apollon-Heiligtum von Frangissa
Kopf einer archaischen Kriegerstatuette

Ein weiterer bedeutender Fund war die Entdeckung von Terrakotta-Fragmenten, die auf den ersten Blick unscheinbar erscheinen, aber von großer Schönheit sind. Diese Fragmente gehören zu einer überlebensgroßen männlichen Terrakottafigur, die ähnlich wie der bekannte Koloss von Tamassos im Zypern-Museum (der aus demselben Heiligtum stammt) aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt war. Das Gewand der Figur war aufwändig mit eingeschnittenen Ornamenten verziert. Ähnliche Fragmente hatte man bereits 1885 gefunden und in das Zypern-Museum gebracht. Die neu gefundenen Fragmente stimmen perfekt mit diesen antiken Fragmenten überein und bestätigen die Identifizierung des Heiligtums mit der 1885 ausgegrabenen Stätte, die zuvor auf verschiedenen Indizien beruhte.

Die geplante Fortsetzung der Ausgrabung im kommenden Jahr wird die Funktion des Hofes und seine genaue Verbindung zum Kern des Heiligtums weiter erforschen.

Pressemeldung Press and Information Office, Ministry of Interior, Republic of Cyprus

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