Ramses-Puzzle

Ein ungeöffneter Brief, der jahrzehntelang in Vergessenheit geraten war, brachte die Ägyptologen Lara Weiss (Kuratorin der Ägyptischen Sammlung, Rijksmuseum van Oudheden) und Rob Demarée (Universität Leiden) auf die Spur von Pharao Ramses VI.: Der Granittorso einer Statue aus der Sammlung des Rijksmuseum van Oudheden entpuppt sich als zusammengehörig mit einem Königskopf aus der Sammlung des Oriental Institute Museum der Universität Chicago. Der Torso ist vorübergehend in der Leidener Dauerausstellung über Ägypten zu sehen, mindestens bis Sonntag, 28. Februar 2021.

Ein ungeöffneter Brief

Die Suche von Weiss und Demarée begann mit der Entdeckung eines ungeöffneten Briefes von 1987 im Archiv des kürzlich verstorbenen Ägyptologen Prof. J. F. Borghouts. Darin schlägt Thomas Logan, damals Chefkurator der ägyptischen Sammlung des Museums des Orientalischen Instituts, vor, dass ein Kopf des Pharaos Ramses VI. (1144–1137 v. Chr.) aus seiner Sammlung zu einem Torso aus der Sammlung des Nationalen Antikenmuseums gehört. Der Brief wurde erst kürzlich im Nachlass von Professor Borghouts gefunden, woraufhin Weiss und Demarée ihn zusammen mit dem Museum des Orientalischen Instituts weiter untersuchten, mehr als dreißig Jahre nach dem Absenden des Briefes. Und in der Tat scheinen die beiden Teile mit Sicherheit zusammenzugehören. Die Bruchflächen von Rumpf und Kopf passen genau zusammen. Außerdem läuft vom Hinterkopf über den Rücken ein Text in Hieroglyphen, eine Lobeshymne auf den König.

Der Torso im Rijksmuseum (Foto: © Rijksmuseum van Oudheden].

Statue von Pharao Ramses VI.

Die gesamte Statue muss etwa 1,80 m hoch gewesen sein. Wahrscheinlich stand sie einst in einem Tempel des Gottes Amon in Theben, dem heutigen Luxor. Irgendwann wurde sie in Stücke geschlagen, woraufhin Kopf, Rumpf und Beine abgetrennt wurden. Der Kopf wurde 1929 in Ägypten für die Sammlung des Oriental Institute Museum in Chicago erworben. Der Torso wurde in Ägypten von einem Kunstliebhaber aus Amsterdam gekauft. Es ist nicht bekannt, wann genau dies geschah. Am 1. Dezember 1941 wurde die Statue an das Rijksmuseum van Oudheden weiterverkauft. Es ist (noch) nicht bekannt, wo sich die Beine der Statue befinden.

Der Pharaonenkopf aus der Sammlung des Oriental Institute Museum of the
 University of Chicago (Foto: © Oriental Institute Museum).

| Nach einer Pressemeldung des Rijksmuseum van Oudheden in Leiden.


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