4000 Jahre alter Lippenstift im Iran entdeckt

Ein Forschungsteam der Universität Padua hat in Zusammenarbeit mit Archäologen der Fakultät für Archäologie der Universität Teheran (Iran) den bislang ältesten Lippenstift identifiziert. Sie analysierten den Inhalt einer fein gemeißelten Chloritflasche, die durch Radiokarbondatierung zwischen 1900 und 1700 v. Chr. datiert wurde.

Lippenstift aus dem Iran
Links: der Chlorit-Schiefer-Behälter, der den „Lippenstift“ enthält. Rechts ein Falschfarben-SEM-Bild (von Federico Zorzi), das die verschiedenen Mineralphasen der Substanz zeigt: in Rot Hämatit, in Gelb Braunitkristalle, in Rosa Fragmente von gemahlenem Quarz. Die helleren Partikel sind winzige Bleiglanzkristalle. (Bilder von M. Vidale, F. Zorzi)

Das kleine Chloritfläschchen, das man unter zahlreichen geplünderten und geborgenen Artefakten in der Region Jiroft in der Provinz Kerman im Südosten des Iran entdeckt hat, enthält ein tiefrotes kosmetisches Präparat. Dieses basiert auf Hämatit, Manganit und Braunit, vermischt mit Wachsen und pflanzlichen Ölen. Aufgrund seiner spezifischen Zusammensetzung – die der eines modernen Lippenstifts sehr ähnlich ist – wurde es wahrscheinlich zum Färben der Lippen verwendet.

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Forscher der Universität Pisa haben zum ersten Mal den Inhalt von rund fünfzig Gefäßen und Amphoren aus den Gräbern von Kha und Merit im Ägyptischen Museum von Turin untersucht, die etwa 3 500 Jahre alt sind. Die Untersuchung wurde durchgeführt, ohne die Artefakte zu öffnen oder zu beschädigen, dank einer innovativen Methodik, die es ermöglichte, die Spuren von organischen Rückständen zu „riechen“. 

„Diese Entdeckung ergänzt die Ergebnisse einer Reihe von Forschungen, die zeigen, dass die Handwerker des alten Iran bereits vor 5000-4000 Jahren ein sehr fortschrittliches Wissen über natürliche, aber auch synthetische Metallverbindungen entwickelt hatten. Diese ermöglichten nicht nur die Herstellung von Kajal (unserem schwarzen Augenstift) sondern auch Farbgrundlagen auf der Basis von Bleicarbonat (Bleiweiß) und Lidschatten, die dank der Zugabe von Kupfer- und Bleichlorcarbonaten und vielleicht Harnstoff die Grundfarbe in Blau- und Grüntöne verwandelten“, erklärt Massimo Vidale von der Universität Padua.

„Die Tatsache, dass der neu entdeckte „Lippenstift“ nur minimale Spuren von Bleimineralien enthielt, deutet darauf hin, dass sich die Anwender dieser Technologie der Gefahren einer direkten Aufnahme dieses Metalls bewusst waren. Es legt auch die Möglichkeit nahe, dass das „Make-up“ in formellen und zeremoniellen sozialen Kontexten ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Darstellung der dominanten Rolle einer elitären Bevölkerungsschicht war.“

Nach einer Nachricht der UNIVERSITÀ DEGLI STUDI DI PADOVA

Originalstudie:

Eskandari, N., De Carlo, E., Zorzi, F. et al. A Bronze Age lip-paint from southeastern Iran. Sci Rep 14, 2670 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-52490-w

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