Toussaint: Vom Mesolithikum bis zur gallo-römischen Zeit

Die regionale Archäologiebehörde der Normandie hat auf einem Bauareal eine Ausgrabung auf einer Fläche von 5000 m² in Toussaint angeordnet. Archäologen des INRAP (Institut national de recherches archéologiques préventives) haben zwei Besiedlungsphasen identifiziert. Die erste stammt aus dem Mesolithikum und die zweite aus der gallo-römischen Zeit.

Ein Mitarbeiter legt Steinwerkzeuge bei den Ausgrabungen in Toussaint frei.
Ein Mitarbeiter legt Steinwerkzeuge bei den Ausgrabungen in Toussaint frei (Foto: INRAP).

Toussaint als Anlaufstelle für die letzten Jäger und Sammler

Die Ausgrabung enthüllte hauptsächlich eine Besiedlung aus dem Mesolithikum von etwa von 10.000 bis 6000 v. Chr. Das Mesolithikum beginnt hier mit dem Ende der letzten Eiszeit und endet mit dem Beginn landwirtschaftlicher Praktiken. Diese Praktiken kennzeichnen den Beginn der nächsten Periode, des Neolithikums. Dies ist die Zeit, in der die letzten halbnomadischen Jäger und Sammler in Europa lebten.

Der paläoökologische und chronologische Rahmen der mesolithischen Überreste von Toussaint ist Teil einer Phase tiefgreifender Klimaveränderungen, die vor etwa 13.000 Jahren begann. In der Normandie verschwanden die kalten und trockenen Steppen des Paläolithikum zugunsten einer Waldbedeckung in einem gemäßigten und feuchten Klima. Die mesolithische Bevölkerung besiedelte die während des letzten glazialen Maximums aufgegebenen Plateaus von Cauchois.

Die Nähe zur Küstengegend muss in mehrerer Hinsicht attraktiv für sie gewesen sein, was Tierressourcen und Materialien, etwa Feuerstein, betrifft. Allerdings war die Landschaft während der Besiedlung des Toussaint-Geländes zu Beginn des Holozäns noch relativ offen. Die spärlichen Wälder wurden von Hirschen, Rehen, Wildschweinen und Auerochsen frequentiert. Entdeckungen aus dieser Zeit sind in der Normandie außergewöhnlich und Ausgrabung an solchen Kontexten selten.

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Eine wichtige Steingeräteindustrie

Das Mesolithikum ist ein besonders herausforderndes Studienfeld. Die Seltenheit und geringe Größe der Überreste aus dieser Zeit machen ihre Entdeckung schwierig. In der Normandie sind lediglich zehn Fundstätten, darunter Toussaint, bekannt. Die freigelegten Überreste bestehen ausschließlich aus geschlagenem Feuerstein.

Die freigelegten Überreste entsprechen mindestens sieben verschiedenen Zonen von jeweils etwa 100 m². Diese Zonen werden durch das Vorhandensein von Steingeräten aus Feuerstein sowie möglicherweise einem Herd, einer Anordnung aus Feuersteinen, angezeigt. Die Bereiche beherbergten unterschiedliche, aber zeitgleich stattfindende, Aktivitäten. Diese Besiedlung gibt Hinweise auf die Rohstoffverwaltung, die technischen Vorlieben und die zu dieser Zeit verwendeten Werkzeuge.

Die entdeckten Steingeräte ermöglichen die Dokumentation der mesolithischen Technik: ihre Handgriffe, die Materialien und der Kontext, aus dem das verwendete Rohmaterial beschafft wurde. Die Entwicklung von Bogenjagdtechniken führte zu einer Vielzahl neuer Steinwerkzeuge. Der Wunsch, Feuersteinartefakte zu miniaturisieren, zwang die Menschen dazu, ihre Herstellungsmethoden anzupassen, um standardisierte Spitzen anzufertigen, die selbst als Werkzeuge verwendet oder zur Verstärkung für Projektile genutzt werden konnten.

Steinwerkzeug aus Toussaint
Steinwerkzeug aus Toussaint (Foto: INRAP).

Paläoökologische und physikochemische Analysen

Der sedimentäre Kontext, insbesondere der pH-Wert des Bodens, begünstigt nicht die Erhaltung organischer Überreste, insbesondere von Knochen. Das Fehlen von Skelettenresten schließt daher jegliche Informationen über die Fleischnahrung der mesolithischen Jäger und Sammler von Toussaint aus. Deshalb werden eine Reihe von paläoökologischen und physikochemischen Analysen durchgeführt, um Informationen über die unmittelbare Umgebung des Ortes bereitzustellen. Etwas mittels der Suche nach Fettsubstanzen in bestimmten Arten von Mineralien im Bereich des ausgegrabenen Herds. Wenn diese Analysen erfolgreich sind, bieten sie Zugang zu einem breiten Spektrum von Informationen über die Herkunft der gekochten Produkte (Pflanzen, Land- oder Meerestiere usw.). Das Entfernen und Sieben der Sedimente wird es ermöglichen, jegliche Kohle und andere Pflanzenreste zu isolieren und Informationen über die Holzarten zu liefern, die verwendet wurden.

Eine gallo-römische Umfriedung


Die gallo-römische Besiedlung ist ein von Gräben begrenztes Areal, das einige Strukturen umschließt, die vermutlich mit Wohnbereichen in Verbindung standen (Pfostenlöcher, Abfallgruben usw.). Innerhalb dieser Strukturen ermöglichen Keramikgefäße, die Periode der Besiedlung zu bestimmen. Zudem informieren sie, beispielsweise anhand der Herkunft des Tafelgeschirrs, über die kulinarischen Präferenzen und die kulturellen Einflüsse, denen die dortigen Bewohner im Römischen Reich ausgesetzt waren.

Nach einer Meldung des INRAP

Bauherr: Sarl Jabouley et Partners
Wissenschaftliche Leitung: Regionale Archäologiebehörde (Drac Normandie)
Archäologische Forschung: INRAP
Wissenschaftliche Leitung: Bruno Aubry, INRAP

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