Seltene römische Laufgewichtswaage am Hadrianswall entdeckt

Archäologen entdecken bei Ausgrabungen in Milecastle 46 am Hadrianswall eine römische Laufgewichtswaage. Die Ausgrabungen sind Teil eines fünfjährigen Projekts des Vindolanda Trust zur Untersuchung von Magna und der umliegenden Landschaft.

Laufgewichtswaage vom Hadrianswall
Teil der gefundenen Laufgewichtswaage ©The Vindolanda Trust

Das Kastell Magna

Magna ist ein einzigartiges römisches Kastell am Hadrianswall. Magna enthält einige der Schlüssel zum Verständnis der wichtigsten Fragen über die Menschen an der römischen Grenze. Die Stätte umfasst ein halbes Milecastel, einen Teil des Hadrianswalls, den Vallum-Graben, eine große Stadt, Abfalldeponien und Gruben, Friedhöfe und das Kastell selbst. Hier kreuzen sich drei römische Straßen, der Military Way, der Stanegate und der Maiden Way. Das Gebiet ist größer als das von Vindolanda und weist die gleichen Erhaltungsschichten organischer Überreste auf, die nun durch den Klimawandel bedroht sind. Im Gegensatz zum nahegelegenen Vindolanda wurde das Kastell von Magna nie einer nachhaltigen Forschungsgrabung unterzogen.

In den obersten Schichten der Ausgrabungen hatte man nicht mit einer Flut von Artefakten gerechnet. Die Milecastle-Stätte wurde zusammen mit dem angrenzenden Abschnitt des Hadrianswalls und dem Fort von Magna im 14. Jahrhundert stark ausgeplündert. Einen Großteil der Steine hat man wahrscheinlich für den Bau des nahe gelegenen Thirlwall Castle verwendet. Trotz der spärlichen Überreste hat man entlang der Außenmauer des Kastells einen wunderbaren Fund gemacht. Er gibt einen Einblick in die Art der Aktivitäten, die dort vor fast 2000 Jahren stattfanden.

In der dritten Woche der Arbeiten wurde ein außergewöhnlich schönes Exemplar einer kleinen und zierlichen gleicharmigen Laufgewichtswaage gefunden. Rachel Frame, die leitende Archäologin am Standort Magna, bemerkte dazu: „Dies war ein Teil des Geländes, auf dem wir in der Woche zuvor gearbeitet hatten, aber es gab keinerlei Anzeichen für Artefakte in diesem Bereich; extrem starker Regen trug dazu bei die letzte Erdschicht von einem Ende des Waagenarms abzuwaschen, so dass nur wenige Zentimeter des Artefakts zum Vorschein kamen. Zuerst dachte ich, es könnte sich um eine große Nadel handeln, aber als der Fund weiter freigelegt wurde und Merkmale wie der zentrale Drehpunkt zum Vorschein kamen, wurde klar, dass es sich um etwas viel Besonderes handelte, das uns viel über die Nutzung des Meilenkastells verraten könnte“.

Die Besonderheit der Laufgewichtswaage

Der 22 cm lange Arm aus einer Kupferlegierung hat einen dekorativen zentralen Drehpunkt zur Aufnahme einer Aufhängekette. Ein Ende des Stabs ist mit einer typischen dreifachen Abschrägung und einem filigranen Aufhängeloch versehen, an dem einst eine Waagschale an feinen Ketten aufgehängt wurde. Das andere Ende diente zum Aufhängen kleiner Gewichte an einer weiteren Kette. Eine Besonderheit dieser Schnellwaage ist, dass sich vom Drehpunkt bis zu einem Ende des Balkens elf gleichmäßig verteilte, winzige kreisförmige silberne Einsätze im Abstand von 10 mm befinden, die als Markierungen für die Bewegung der Messgewichte entlang des Arms dienen.

Eine tragbare Laufgewichtswaage dieser Größe und dieses Kalibers könnte von einem erfahrenen römischen Steuerbeamten, Händler oder Kaufmann zum Wiegen kleiner, hochwertiger Waren verwendet worden sein, die die Meilenburg in Magna passierten. Handelsposten wie dieser waren in beide Richtungen tätig und besteuerten Waren, die an den Grenzen des Reiches ein- und ausgingen. Die römische Armee und der Kaiser nahmen ihren eigenen Anteil an diesem potenziell lukrativen Handel.

Obwohl sich nicht jedes Meilenkastell für diesen Zweck eignete, war die Nummer 46 in Magna, die an einem Knotenpunkt dreier wichtiger römischer Straßen lag, der Stanegate, der Maiden Way und der Military Road, ein idealer Standort für die Besteuerung und Kontrolle und hatte einen klaren und einfachen Zugang zum Norden der Mauer. In der späteren römischen Periode floss der Strom von bearbeiteten Silber- und Glasartefakten aus dem Reich nach Norden. So sollte der Gehorsam der nördlichen Stämme erkauft werden. Eine Praxis, die möglicherweise dazu beitrug, dass mehr Raubzüge von jenseits der Grenze in die Provinz unternommen wurden.

Pressemeldung des Roman Army Museum

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