Einblicke in versiegelte altägyptische Tiersärge

Der Inhalt von sechs versiegelten altägyptischen Tiersärgen, abgebildet mit einer nicht-invasiven Technik, konnte im Rahmen einer Studie untersucht und im Magazin Scientific Reports beschrieben werden.

Mit der Neutronenentomographie sichtbar gemachter Inhalt eines altägyptischen Tiersargs.

Die Mumifizierung von Tieren war im alten Ägypten eine weit verbreitete Praxis. Frühere Forschungen haben ergeben, dass einige mumifizierte Tiere für physische Inkarnationen von Gottheiten gehalten wurden, während andere möglicherweise Opfergaben für Gottheiten darstellten oder in rituellen Darbietungen verwendet wurden.

Daniel O’Flynn und Kollegen haben den Inhalt von sechs versiegelten Tiersärgen mithilfe der Neutronentomographie abgebildet. Frühere Versuche die Särge mit Röntgenstrahlung zu untersuchen, sind erfolglos geblieben. Alle sechs Särge bestehen aus Kupferverbindungen. Die Autoren halten dabei fest, dass die erhaltene Versiegelung solcher Särge selten ist. 

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Katzenmumien gehören zweifellos zu den am häufigsten gezeigten Exponaten altägyptischer Kultur. Im Zusammenhang mit den Äußerungen antiker Autoren über einen rätselhaft erscheinenden Tierkult der Ägypter entstand das heute noch populäre Bild von der heiligen ägyptischen Katze. 

Die Särge datieren in einen Zeithorizont von 664 bis 250 v. Chr. und stammen zum Teil aus den antiken Städten Naukratis und ell el-Yehudiyeh. Als dekorative Elemente weisen sie unter anderem Eidechsen- und Aalfiguren als auch halb Aal-, halb Kobra-Figuren mit menschlichen Köpfen auf. Zudem hatten drei der Särge Schlaufen, von denen angenommen wird, dass sie dazu dienten, die leichteren Särge an Schrein- oder Tempelwänden oder an Statuen oder Booten aufzuhängen, die bei religiösen Prozessionen verwendet wurden.

In drei der Särge fanden die Autoren Knochen, darunter einen intakten Schädel mit ähnlichen Abmessungen wie bei einer Gruppe von Mauereidechsen, die in Nordafrika beheimatete sind, sowie Hinweise auf zerbrochene Knochen in zwei weiteren Särgen.

Außerdem wurden in drei Särgen Textilfragmente gefunden, die möglicherweise aus Leinen bestanden, das bei der altägyptischen Mumifizierung üblicherweise verwendet wurde. Die Forscher vermuten, dass man das Leinen möglicherweise um die Tiere gewickelt hat, bevor man sie in die Särge legte.

Blei als magisches Material in Tiersärgen

In den drei Särgen ohne Schlaufen fanden die Autoren Blei, das ihrer Meinung nach zur Gewichtsverteilung in zwei Särgen und zur Reparatur eines Lochs in einem anderen Sarg Verwendung fand. Dabei vermuten sie ferner, dass Blei aufgrund seines Status im alten Ägypten als magisches Material ausgewählt worden sein könnte.

Die Funde geben weitere Einblicke in die Herstellung und Verwendung von Tiersärgen im alten Ägypten.

Nach einer Meldung von Eurekalert

Originalpublikation:

Neutron tomography of sealed copper alloy animal coffins from ancient Egypt DOI: 10.1038/s41598-023-30468-4

Cover AW Sondderheft 1804

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