Drakospita: Die rätselhaften „Drachenhäuser“

Ruine eines Gebäudes aus großen Steinen.
Die Drakospita in Palli Lakka werden von schweizer und griechischen Archäolog:innen erforscht. (Foto: ESAG)

Die Drakospita (neugriechisch für Drachenhäuser), die man unter anderem im Süden der Insel Euböa findet, gehören zu den rätselhaftesten Bauwerken Griechenlands. Diese in den Bergen des südlichen Teils der Insel gelegenen Bauten aus Blöcken in Trockenmauerwerk haben noch längst nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben. Die monumentale Größe der Blöcke und ihr Dach in Kragbauweise verleiteten die Einheimischen zu der Annahme, dass diese Gebäude von „Drachen“, anthropomorphen Riesen mit übernatürlicher Kraft, errichtet worden waren. Schweizer und griechische Archäologinnen und Archäologen gehen der Sache nach.

Inmitten der Hügel im Süden der Insel Euböa, die im letzten Jahr Opfer schrecklicher Waldbrände wurde, steht ein imposantes Steingebäude, das durch die monumentale Größe seiner Blöcke und seines Kragbaudaches auffällt. Dieses Bauwerk gehört zu einem Korpus von sieben „Drachenhäusern“, die alle aus behauenen Blöcken errichtet wurden und an den Berghängen stehen. Forscher und Forscherinnen der Schweizerischen Schule für Archäologie in Griechenland (ESAG) und der Ephorie der Altertümer von Euböa arbeiten an diesen beeindruckenden und mysteriösen Bauten. Sie versuchen, diese Gebäude zu datieren, die Identität ihrer Erbauer zu klären und die Geheimnisse ihrer Funktionen zu lüften.

Ein griechisch-schweizerisches Team, das sich unter anderem aus Studierenden der Universitäten Lausanne (UNIL) und Genf (UNIGE) zusammensetzt und von Dr. Aggeliki Simosi (Ephorin der Altertümer von Euböa) und Prof. Karl Reber (ESAG) geleitet wird, hat im Drakospito von Palli Lakka im Süden von Styra Probeschnitte angelegt. Ziel dieser Untersuchungen ist es, mehr über den Grundriss und die Bauweise dieser Gebäude zu erfahren, vor allem aber Keramikscherben zu finden, um eine Datierung der Struktur zu ermöglichen. In diesem Jahr konnten die Archäologinnen und Archäologen das Denkmal von Palli Lakka dank des bei den Ausgrabungen gefundenen Materials bis in die Antike zurückdatieren. Während also ein bedeutender Fortschritt bei der Datierung möglich war, bleibt die Funktion des Gebäudes rätselhaft. Seit der Spätantike als Schafstall wiederverwendet, erfüllte das Bauwerk fast zwei Jahrtausende lang verschiedene Funktionen, was die Archäologinnen und Archäologen noch immer daran hindert, das Geheimnis ihres ursprünglichen Zwecks zu lüften: kleines Heiligtum, Haus der Steinbrucharbeiter oder befestigtes Haus?

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In der Region Styra sind heute sieben solcher Gebäude bekannt, die den Kriterien der Drakospita entsprechen. Neben den Arbeiten in Palli Lakka haben die Archäologinnen und Archäologen auch begonnen, die anderen Drakospita zu dokumentieren, insbesondere die Drakospita in Loumithel, Kroi-Phtocht, Ilkizes und Makkou. Dank topografischen und photogrammetrischen Vermessungen verfügen die Archäologinnen und Archäologen nun über 3D-Modelle dieser Häuser, die ihnen die Untersuchung erleichtern werden. Die Arbeit des griechisch-schweizerischen Teams zielt auch darauf ab, diese Monumente, die zu den meistbesuchten der Region gehören, durch Informationsmaterial für Touristen aufzuwerten.

Nach einer Pressemitteilung der ESAG

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