Ausgrabungen im zyprischen Kition abgeschlossen

Östliches Ende des Schiffsschuppens. Links ein Pfeilersockel, der zur östlichen Begrenzung der 7. Rampe gehört.
Östliches Ende des Schiffsschuppens von Kition. Foto: A. Rabot.

Im Januar hat die Abteilung für Altertümer des zyprischen Ministeriums für Verkehr, Kommunikation und Bauwesen die Ergebnisse der archäologischen Kampagne des Jahres 2021 bekanntgegeben, die von der französischen archäologischen Mission im antiken Kition (heute Larnaka-Pampoula) durchgeführt worden war. Die Stadt im Südosten der Insel war gehörte zu den bedeutendsten der antiken Stadtkönigreiche Zyperns und lässt sich bis in das 13. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen. Später wurde der Ort zum Sitz einer bedeutenden phönizischen Herrschaft.

Die vierwöchige archäologische Mission im Oktober 2021 stand unter der Leitung von Dr. Sabinne Fourrier (MEAE-CNRS-Universität Lyon2). Dabei wurden drei Ziele verfolgt: Erstens sollte die Ausgrabung der Neoria (Werften) abgeschlossen werden, die bei früheren Feldarbeiten (1984-1999) freigelegt worden waren. Der Abschluss dieser Ausgrabung hatte sich wegen der modernen Tennisplätze auf einem Teil des archäologischen Geländes jahrelang verzögert. Zweitens sollte in Grabungsschnitt 11 die Erforschung der Stratigraphie des Geländes bis hinunter zu den archaischen und geometrischen Schichten fortgesetzt werden und drittens sollten in Schnitt 10 weitere Schichten der „Übergangszeit“ (12. bis 11. Jh. v. Chr.) freigelegt werden.

Ausgrabung der Werften von Kition

Nach Verlegung der Tennisplätze konnte im vergangenen Jahr die Ausgrabung der Werften (Neoria) des antiken Kition abgeschlossen werden. Zwei Hauptfragen standen im Mittelpunkt der Untersuchungen: 1) die Grenzen und die Form des Hafenbeckens; 2) die mögliche Ausdehnung der Schiffsschuppen nach Osten.

Pfeilersockel, der die 7. Rampe des Schiffsschuppens im Osten begrenzt, von Norden aus gesehen.
Pfeilersockel, der die 7. Rampe des Schiffsschuppens im Osten begrenzt, von Norden aus gesehen.

Zwei Grabungsschnitte im nördlichen und östlichen Teil des Geländes (unter den ehemaligen Tennisplätzen) bewiesen, dass sich das Becken über die gesamte Fläche der modernen archäologischen Stätte erstreckte. Der von dem antiken Geographen Strabon erwähnte „geschlossene Hafen“ war ein natürlich geschütztes Becken, das von Norden und nicht von Osten her zugänglich war und mit der weiter nördlich gelegenen Kathari-Bucht verbunden war. Von Norden kommend konnten Triremen leichter als bisher angenommen umgeschlagen werden, um dann mit dem Heck voran auf die Rampen der Schiffsschuppen gezogen zu werden.

Bei den Ausgrabungen im Osten des Schuppengebäudes wurde mindestens eine weitere Rampe (Abbildung oben) entdeckt, die durch einen Pfeilersockel begrenzt wird. Dieser Sockel besteht aus einem großen Kalksteinblock, der auf einem starken Steinfundament ruht (Abbildung rechts). Im Osten erstreckt sich eine Sandsteinmauer, die mit einer anderen sockelartigen Struktur verbunden ist und wahrscheinlich ebenfalls als Teil einer Abschlussmauer des Gebäudes diente. Östlich anschließend wurde nur noch der Schutt der modernen Aufschüttung bis zum Grundwasserspiegel entfernt.

Als Ergebnis der Ausgrabungen vor Ort lässt sich somit ein Gebäude rekonstruieren, das aus sieben parallelen Schiffsrampen besteht, die zum Hafenbecken im Norden hin offen sind. Sie werden auf der West- und Südseite durch Terrassenmauern und auf der Ostseite durch eine Mauer aus einer Folge von Sockeln und Stützpfeilern begrenzt.

Phönizische Inschriften und Spuren bronzezeitlichen Handwerks

Die Erkundung der eisenzeitlichen Stratigraphie im Grabungsschnitt 11 erreichte das klassische Niveau. Die dortigen architektonischen Befunde sind schlecht erhalten, aber es wurde eine Grube freigelegt, die mit phönizischen Ostraka (Inschriften) gefüllt war. Diese Konzentration von Verwaltungsdokumenten beweist die Existenz eines Schreiberbüros in der Nähe, das mit der königlichen Verwaltung in Kition verbunden gewesen sein muss. Auffallend ist die Vielfalt des Materials, das für schriftliche Notizen genutzt wurde: Keramikscherben, Kalkstein- und Gipsplatten (Abb. 3) und sogar Kieselsteine.

Phönizische Aufschrift auf einer Kalksteintafel.
Phönizische Aufschrift auf einer Kalksteintafel.

Grabungsschnitt 10 reichte bereits in eine Siedlungsschicht des 12. und 11. Jahrhunderts v. Chr. hinab, der sogenannten „Übergangszeit“. Diese Grabungsfläche wurde nach Norden hin erweitert, wo man Teile eines sehr gut erhaltenen Hauses freilegte. In den Räumen zeigte sich eine Abfolge verschiedener Bodenebenen (Kalkböden, die auf einer Schicht aus kleinen Kieselsteinen ruhen), außerdem wurden Spuren einer Feuerstelle und einer möglichen handwerklichen Einrichtung gefunden.

Graben 10: Siedlungsspuren aus der "Übergangszeit".
Graben 10: Siedlungsspuren aus der „Übergangszeit“ Kitions. Foto: A. Rabot.

Nach Pressemitteilung der zyprischen Regierung

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