Küchengeschirr in römischer Offiziersvilla entdeckt

Polnische Archäologen haben in der Villa eines römischen Offiziers im Legionslager Novae in Bulgarien ein exklusives Küchengeschirr entdeckt. Neben Töpfen mit Deckeln, Schüsseln und Tassen fanden die Forscher auch Gläser, die heutigen Biergläsern ähneln.

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme der Villa, in der das Küchengeschirr gefunden wurde. Zu sehen sind die noch vorhandenen Mauerfundamente, mit deren Hilfe der Aufbau der Villa, die aus unterschiedlich großen Räumen, angelegt um einen Innenhof, nachvollziehbar ist.
Das Forschungsgebiet der polnischen Archäologen in Novae. (Foto: Janusz Recław)

Im Rahmen einer Mission des Forschungszentrums für das Altertum in Südosteuropa der Universität Warschau setzen die Archäologen die Ausgrabungen des sog. „Hauses des Zenturios“ fort.  Dabei handelt es sich um eines der größten Gebäude, die bisher im Bereich des Lagers Novae freigelegt wurden. Es nimmt eine Fläche von einem Viertel Hektar ein und ähnelt eher einer luxuriösen Villa als einem Quartier eines Militärkommandanten.

Das Zentrum des Komplexes bildet ein geräumiger Innenhof mit einem Becken mit Nischen an seinen Enden. Die Wände des Gebäudes waren mit Wandmalereien verziert, und die Fußböden in einigen Räumen waren mit Keramikplatten ausgelegt.

Fragment eines Gefäßes, dass zum Küchengeschirr gehört. erhalten ist der Ausguss sowie ein Teil der Öffnung und der Hals.

Ein im Haus des Centurion entdecktes Gefäß. (Foto: Janusz Recław)

Der leitende Archäologe, Professor Piotr Dyczek, sagte: „Zu den interessantesten Funden gehörte ein Küchengeschirr, das im ‚Haus des Zenturios‘ verwendet wurde. Das Geschirr ist einzigartig. Es ist nicht nur aus hochwertigem Ton gefertigt, sondern zeigt auch eine ganze Reihe verwendeter Formen, die uns indirekt einen Einblick in die kulinarischen Vorlieben der Dame des Hauses geben. Darüber hinaus sind die Ausführung und der Ton von sehr guter Qualität. Es gibt auch kleine Becher, einen Bierbecher, der unseren modernen Bechern ähnelt. Der von uns entdeckte Becher hat jedoch keinen Henkel und seine Oberfläche ist so geformt, dass er leicht und fest in der Hand gehalten werden kann. Seine Größe deutet darauf hin, dass das Essen für eine kleine Gruppe von Menschen zubereitet wurde, wahrscheinlich für den Zenturio und seine Stellvertreter oder die Gäste.“

Die Gerichte wurden entweder in einem einzigen Topf zubereitet oder gekocht und gebraten – ein Pfannenfragment ist erhalten. Die Forscher fanden neben dem Küchengeschirr auch Austernschalen, von denen sie annehmen, dass es sich um die Überreste eines Festmahls handelt.

Dyczek fuhr fort: „Nach der Konservierung und Analyse der Gefäße werden wir mehr über das Essen sagen können. Dies wird auch durch die Analyse der Knochen möglich sein, die wir in der Nähe gefunden haben. Schon jetzt ist klar, dass das Essen für die Zenturionen anspruchsvoller war als das für die gewöhnlichen Legionäre.“

Das Haus des Zenturios verfügte auch über die in der römischen Wohnarchitektur obligatorischen Säulengänge und ein extrem großes (fast 40 m langes) Hypokaustensystem, das zur Beheizung einiger Räume und des Badekomplexes mit Becken diente.

In diesem Jahr entdeckten die Archäologen auch eine Toilette. Dyczek sagte: „Der einzige Teil, der bis heute erhalten ist, ist ein Loch im Boden, das einst mit Brettern verkleidet war. Das ist eine wichtige Entdeckung, denn von ähnlichen Gebäuden im Reich sind nur sehr wenige bekannt.“

Nach einer Pressemeldung von Science in Poland, Szymon Zdziebłowski

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