Mosaike der „Apostelkirche“ in Bethsaida entdeckt

Archäologen haben zum ersten Mal Mosaikböden einer verlorenen, legendären Basilika freigelegt, die angeblich über dem Haus der Apostel Petrus und Andreas im biblischen Bethsaida errichtet wurde. Der Leiter der archäologischen Abteilung, Mordechai Aviam, erklärte: „Wir haben eine große Apsis im Osten identifiziert und zwei Inschriften aufgedeckt. Während die kleinere Inschrift einen Diakon und ein Bauprojekt erwähnt, ist die größere Inschrift ein halbes Medaillon und spricht vom Bischof und dem Wiederaufbau des Gebäudes.“ Die als El Araj Excavation Project bekannte Ausgrabung ist ein gemeinsames Projekt des Kinneret Institute for Galilean Archeology am Kinneret College und des Nyack College, NY. Es wird vom Center for the Study of Ancient Judaism and Christian Origins (CSAJCO) und dem Museum of the Bible in Washington, D.C., gefördert.

Das Bild zeigt eines der entdeckten Mosaik in Bethsaida. Die Inschrift in griechischen Buchstaben wird von einem Kreis eingefasst, der aber nur zur Hälfte erhalten ist.
Eines der entdeckten Mosaike (Foto: CSAJCO).

Nächstes Jahr werden die Arbeiten an der Stätte wieder aufgenommen, Gebäude aus der römischen Zeit werden ausgegraben und die gesamte Kirche wird freigelegt, um die Frage zu beantworten: „Wer hat die byzantinische Apostelkirche abgerissen?“

Im Jahr 724 n. Chr. besuchte ein bayerischer Bischof namens Willibald auf seiner Pilgerreise ins Heilige Land die heiligen Stätten am See Genezareth. Er berichtet: „Und von dort gingen sie nach Bethsaida, dem Wohnort von Petrus und Andreas, wo sich heute eine Kirche an der Stelle ihres Hauses befindet.“

Seit 2016 führen das Kinneret Institute for Galilee Archeology am Kinneret College und das Nyack College in New York unter der Leitung von Mordechai Aviam und Steven Notley Ausgrabungen an der Stätte von Beit HaBek (al-A’raj) durch, um die verlorene Stadt Bethsaida zu identifizieren. Sie entdeckten nicht nur ein großes, bisher unbekanntes jüdisches Dorf aus der Römerzeit, sondern auch eine große Basilika aus der byzantinischen Zeit mit den Maßen 27 x 16 m. Die Ausgräber haben diese Kirche nun mit der von Bischof Willibald erwähnten Apostelkirche identifiziert.

Zur Überraschung der Ausgräber wurde, obwohl die Außenmauern bis zu einer Höhe von einem Meter erhalten waren, nicht eine einzige Öffnung entdeckt. Es ist möglich, dass direkt an denselben Mauern der Kirche im Mittelalter eine Zuckerfabrik errichtet wurde. Deren Erbauer hatten kein Interesse an den Mosaiken und so wurde der Innenraum mit Erde aufgefüllt und die Kirche versehentlich verschüttet.

Es ist auch möglich, dass die Überreste der Kirche nach ihrer Zerstörung durch das Erdbeben von 749 n. Chr. absichtlich von einer Mauer umschlossen wurden, die gereinigt und erneuert wurde, so dass die Kirche erhalten blieb und an sie erinnert wird. Andere Kirchen in der Region wurden ebenfalls aufgegeben, aber vielleicht wegen der großen Bedeutung, die dem Haus von Petrus und Andreas beigemessen wurde, blieb die Basilika in Bethsaida besonders erhalten.

Nach einer Pressemeldung von Global News Wire

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