Gräber und Scheiterhaufen am Rande der Via Domitia

Anlässlich der Errichtung einer Wohnanlage in Nîmes legte die Inrap die Randbefestigungen der Via Domitia sowie eine zweite Straße frei. Ihre Umgebung zeugt von Begräbnisstätten aus der Zeit zwischen dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr.

Die Via Domitia war in der Römerzeit eine der wichtigsten Zufahrtsstraßen nach Nîmes. Im Osten der Stadt wurde ihr Verlauf in Ost-West-Richtung durch die heutige Rue de Beaucaire fortgeführt und führte durch die Porte d’Auguste in die Stadt. Während die Straße durch zeitgenössische Straßen verdeckt bleibt, konnten bei den laufenden Ausgrabungen einige Randbefestigungen der Via Domitia freigelegt werden, wie z. B. ein großer Graben, der im Laufe der Zeit durch eine Mauer ersetzt wurde.

Ausgrabung an der Via Domitia
Blick auf die Straße, von der ein Teil in der Ausgrabung freigelegt wurde. Sie bestand aus mehreren aufeinanderfolgenden geschotterten Fahrbahnen. © S. Pancin, R. Martin et B. Thomas, Inrap

Die Archäologen entdeckten zudem eine zweite große Straße. Sie verläuft in nordöstlicher/südwestlicher Richtung und hat damit eine andere Ausrichtung als die Via Domitia. Sie ist 15 m breit und besteht aus aufeinanderfolgenden Schotterstraßen. Durch den starken Verkehr sind die Steine an der Oberfläche abgestumpft. Abnutzung und Instandhaltung sind in Form von Spurrillen und punktuellen Aufschüttungen zu erkennen. Ihr Status ist nach wie vor unklar, aber ihr Ursprung reicht wie bei der Via Domitia bis in die spätrepublikanische Zeit zurück. Tatsächlich wird die älteste Straße auf das 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. datiert, wie zahlreiche flach gedrückte Keramik- und Amphorenfragmente belegen. Die jüngsten Straßen könnten im Laufe des ersten Jahrhunderts n. Chr. oder spätestens in den ersten Jahrzehnten des zweiten Jahrhunderts n. Chr. angelegt worden sein.

Begräbnisstätten am Rande der Straßen

Die zwischen diesen beiden Straßen und nördlich der zweiten Straße entdeckten Überreste zeugen von der Nutzung dieses vorstädtischen Bereichs als Begräbnisstätte in der Antike und von der Attraktivität dieser beiden Verkehrsachsen. Es wurden mehrere Grabstätten sowie gemauerte Einfriedungen ausgegraben. Ihre Belegung variiert von einigen wenigen Gräbern bis zu mehr als fünfzehn.

Glasgefäße von der Via Domitia
Glasvasen aus einem der Gräber © Inrap

Die Praxis der Feuerbestattung ist vorherrschend. Sie wurde auf Scheiterhaufen durchgeführt, von denen mehrere Exemplare ausgegraben wurden. Drei von ihnen wurden aus Kalksteinbruch oder Terrakotta-Pfosten errichtet. Die anderen wurden in den Boden gegraben. Nach der Einäscherung hat man die verbrannten Knochen gesammelt und in ein Grab gelegt. Dieses kann direkt im Scheiterhaufen oder in einer kleinen Nebengrube angelegt werden. Die Gebeine wurden dann in eine Urne gelegt oder auf dem Boden des Grabens verteilt. Häufig fanden sich persönliche Gegenstände in den Gräbern. So wurden in einer der ausgegrabenen Grabstrukturen zwei Paar Strigiles gefunden. Glas- und Keramikgefäße sowie Lampen wurden ebenfalls in den Gräbern deponiert.

Meldung von Inrap