Haarentfernung – Methoden von den Römern populär gemacht

Von schmerzhaften Methoden der Haarentfernung mittels Wachs bis hin zu lästigen Rasuren können wir die moderne Angewohnheit vom haarfreien Körper bis zu den Römern zurückverfolgen. Hiervon zeugt eine Sammlung von Pinzetten im neuen Museum von Wroxeter (Shropshire), die zur Entfernung von Achselhaaren bei römischen Männern und Frauen verwendet wurden. Unter den mehr als 400 Artefakten in der Ausstellung, von denen die meisten noch nie zu sehen waren, befinden sich weitere Gegenstände, die mit römischen Reinigungs- und Schönheitspraktiken in Verbindung stehen. Hierunter zählen z. B. ein Strigil (Hautschaber), Parfümfläschchen, Schmuck aus Jett und Knochen, Schminkutensilien und Amulette.

Foto: English Heritage

Schönheit ist Schmerz – zumindest für die Römer, denn ihre Vorliebe für Sauberkeit und öffentlichem Ansehen beherrschte einen großen Teil ihres täglichen Lebens. Die Römer widmeten sich dem gemeinsamen Baden, besuchten täglich die Bäder, und viele besaßen ihr eigenes persönliches Reinigungsset. Hierzu gehörten auch ein Ohrenschöpfer, ein Nagelreiniger und eine Pinzette. Wobei die Pinzetten nicht nur zum Entfernen von Augenbrauenhaaren Verwendung fanden, sondern für alle unerwünschten Körperhaare. In Anlehnung an die römische Mode und um sich von den „Barbaren“ zu unterscheiden, bevorzugten die römischen Briten ein glatt rasiertes Aussehen.

Haarentfernung war schmerzhaft

Doch das Auszupfen der Haare, das oft von Sklaven durchgeführt wurde, war eine schmerzhafte Angelegenheit. Der römische Schriftsteller und Politiker Seneca beschwerte sich in einem Brief an seinen Freund über den Lärm in den öffentlichen Bädern und erwähnte „den mageren Achselhaarauszupfer, dessen Schreie schrill sind, um die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu ziehen, und der niemals aufhört, außer wenn er seine Arbeit tut und jemand anderen dazu bringt, für ihn zu schreien.“

Cameron Moffett, Kurator des Englischen Kulturerbes in Wroxeter Roman City, sagte: „Allein in Wroxeter haben wir über 50 Pinzettenpaare entdeckt. Es ist eine der größten Sammlungen dieses Gegenstands in Großbritannien, was darauf hindeutet, dass es ein beliebtes Accessoire war! Der Vorteil der Pinzette war, dass sie sicher, einfach und billig war, aber ihre Anwendung leider nicht schmerzfrei.

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Es mag manche überraschen, dass im römischen Britannien die Entfernung von Körperhaaren bei Männern ebenso üblich war wie bei Frauen. Vor allem bei Sportarten wie dem Ringen bestand die gesellschaftliche Erwartung, dass Männer, die eine Sportart ausübten, die nur wenig Kleidung erforderte, sich darauf vorbereiteten, indem sie alle sichtbaren Körperhaare entfernten. Es ist interessant zu sehen, dass es diese Mode der Haarentfernung nach Jahrtausenden wieder gibt, und zwar für alle. Wobei die modernen Methoden zum Glück etwas weniger qualvoll sind!“

Die einst blühende römische Stadt Wroxeter (oder Viriconium Cornoviorum) ist eine der am besten erhaltenen römischen Stadt in Großbritannien. Archäologische Ausgrabungen haben die monumentalen Gebäude im Herzen der Stadt freigelegt: das Forum, den Markt (macellum), die Badehaus-Basilika (große Halle), das Badehaus selbst und schließlich die Stadthäuser – in Wroxeter lebten viele wohlhabende Einwohner in über hundert großen Stadthäusern.

Foto: English Heritage

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Neben den heute noch sichtbaren Ruinen und einem rekonstruierten Stadthaus sind die vor Ort gefundenen Gegenstände von unschätzbarem Wert. Zu den bemerkenswerten Gegenständen, die im neuen Museum ausgestellt sind, gehören neben der Pinzette auch Götterfiguren. Außerdem eine römische Wasserpfeife, Nagelreiniger, ein Ohrschöpfer, Glasflaschen für Parfüm und Badeöl, Kosmetiksets aus Kupferlegierungen, die zum Auftragen von Lidstrich und Lidschatten Verwendung fanden. Zudem über 1000 Schmuckperlen aus Jett, die in mühevoller Kleinarbeit zu Ketten aufgefädelt wurden, und Amulette in Form von Phallus und Augen, die vor dem Bösen schützen sollten. Diese in Wroxeter entdeckten Gegenstände zeugen von den reichen Alltagserfahrungen der Menschen, von ihren geschäftlichen Unternehmungen bis hin zu ihrem gesellschaftlichen Leben.

Nach einer Meldung von English Heritage