Ägyptische Hieroglyphen in Alt Dunqula entdeckt

Während der laufenden Grabungssaison in Alt Dunqula (Sudan) stieß eine Expedition des Polnischen Zentrums für Mittelmeerarchäologie der Universität Warschau unter der Leitung von Dr. Artur Obłuski auf einen unerwarteten Fund: architektonische Elemente eines pharaonischen Tempels.

Zu sehen ist der Steinblock als Alt Dunqula. Die Hieroglyphen sind noch recht gut erhalten, jedoch lässt sich das genau Symbol nur schwer erkennen.
Nahaufnahme eines mit ägyptischen Hieroglyphen beschrifteten Blocks, der in Alt Dunqula, Sudan, gefunden wurde (Foto: Dawid F. Wieczorek /PCMA UW).

Die Forschungsarbeiten von Dr. Obluski konzentrieren sich auf die Zeit, in der Alt Dunqula im 15. Jh. unter die Herrschaft des muslimischen Sultanats von Funj kam (das UMMA-Projekt wird durch einen ERC Starting Grant und Baraka durch die ALIPH-Stiftung finanziert), sowie auf die Zeit, in der es vom 5. bis zum 14. Jh. als Hauptstadt des mittelalterlichen Königreichs Makuria fungierte (das Afropolis-Tungul-Projekt wird durch einen ERC Consolidator Grant finanziert).

Bei den diesjährigen Forschungen wurden an der Stelle der mittelalterlichen Zitadelle in Alt Dunqula Steinblöcke mit ägyptischen Hieroglypheninschriften und figürlichen Verzierungen gefunden. Der Ägyptologe Dr. Dawid F. Wieczorek, der die Expedition begleitete, identifizierte sie als Elemente eines pharaonischen Tempels. Seiner Einschätzung nach, die sich auf ikonografische und paläografische Kriterien (d. h. eine Analyse der Schrift) sowie auf die Bearbeitungstechnik der Sandsteinblöcke stützt, stammen sie aus einem Bauwerk, das in die erste Hälfte des 1. Jhs. datiert wird.

Dies war die Zeit der 25. ägyptischen Dynastie, die über große Gebiete in Nordostafrika und im Nahen Osten herrschte. Dies ist eine einzigartige und unerwartete Entdeckung, denn trotz fast 60-jähriger archäologischer Forschungen in Alt Dunqula sind bisher keine Spuren aus dieser frühen Zeit gefunden worden. Die Bestätigung der Existenz eines pharaonischen Tempels auf dem Gelände von Alt Dunqula, der tausend Jahre älter ist als die Stadt, die auf das 5. Jh. n. Chr. datiert wird, könnte daher ein neues Licht auf die Geschichte der Stätte werfen und auf ein viel früheres Gründungsdatum hinweisen.

Wie Dr. Wieczorek betont, handelt es sich dabei derzeit nur um Hypothesen. „Anhand des bisher gesammelten archäologischen Materials lässt sich nicht feststellen, ob die beschrifteten Blöcke aus Alt Dunqula selbst stammen oder ob sie von einem anderen Ort hierher gebracht und für Bauzwecke wiederverwendet wurden. In jedem Fall ist dies ein überraschender Fund, da die Blöcke von einem monumentalen Steinbau stammen und es im Umkreis von mehr als hundert Kilometern von Alt Dunqula keine bekannten Stätten mit ägyptischer Architektur gibt“, erklärt der Ägyptologe.

Die nächstgelegenen Stätten sind Gebel Barkal, etwa 150 Kilometer nilaufwärts, und Kawa, etwa 120 Kilometer nilabwärts. Dies waren zwei führende städtische und religiöse Zentren, die während des Neuen Reiches (im 16. bzw. 14. Jh. v. Chr.) von ägyptischen Herrschern der 18. gegründet worden waren.

Es ist jedoch möglich, dass es in diesem Abschnitt des Niltals noch weitere ägyptische Zentren gab, und der derzeitige Kenntnisstand spiegelt lediglich den aktuellen Stand der archäologischen Forschung wider. „Ich hoffe, dass unsere Entdeckung dazu beitragen wird, diese Lücke zu schließen“, so Dr. Wieczorek.

Nach einer Pressemeldung des Polish Centre of Mediterranean Archaeology University of Warsaw

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