Neu entdeckte Höhlenmalerei zeigt Honigernte

Die Entdeckung einer neuen Fundstelle von Höhlenmalereien in Castellote (Terol) beinhaltete auch den Fund einer Malerei, die eine Person bei der Honigernte zeigt. Es handelt sich um die aufwändigste und am besten erhaltene Malerei dieser Sammeltätigkeit, die bisher in der „art llevantí“-Periode, die sich an der Mittelmeerküste der Iberischen Halbinsel um 10.000 v. Chr. entwickelt hat, dokumentiert worden ist. Die Studie fand im Rahmen des europäischen Projekts „Breaking barriers between science and heritage approaches to Levantine rock art through archaeology, heritage science and IT“ (LArcHer) statt, das von der ICREA-Forscherin Inés Domingo von der UB (Universität von Barcelona, Anm. d. Red.) geleitet wurde.

Die Wandmalerei zeigt eine Person bei der Honigernte. Die Person klettert an einer Strickleitern nach oben. Die Leiter selbst besteht aus großen Schlaufen, die die Öffnungen für die Füße und Hände der Person bilden. Etwas oberhalb der Person hängt ein Bienenstock.
Bild der Honigernte (Foto: Universität von Barcelona).

Die Fundstelle der Wandmalereien, die erst jetzt entdeckt wurde, befindet sich in dem Abri „Abric del Barranc Gómez“. Die Malereien befinden sich auf drei Tafeln auf einer Länge von insgesamt 12,5 Metern. Die erste Tafel zeigt eine Figur einer Person mit gut ausgeprägten Gesichtszügen, die an einer Strickleiter entlang zu einem Bienenstock klettert. Aus der Szene lässt sich ableiten, dass zur Zeit des Gemäldes fortschrittliche Klettertechniken verwendet wurden: Vor dem Klettern wurde die Leiter oben, nahe am Felsen, befestigt, während eine Stange in mittlerer Höhe dazu dient, die Leiter am Felsen zu sichern und für mehr Stabilität zu sorgen. Zum Bildensemble gehören auch Jagdszenen mit Bogenschützen und Krähen. In der Tat ist auf dem dritten Panel eine markante Figur eines Rehs zu sehen. Sowohl die Zeichnung der Höhle als auch die Honigsammel-Szene integrieren Elemente aus der Höhle selbst in die Komposition des Gemäldes: Das Honigsammeln ist auf die Wand und die Pfeiler gemalt und nutzt die beiden Pfeiler, um die Szene besser darzustellen, während die Öffnung der Höhle angedeutet wird, indem ausdrücklich ein Stück unbemalter Felsen belassen wird.

Die Wandmalerei zeigt wahrscheinlich ein Reh. Dieses scheint gerade zu laufen. Den Kopf hat es nach rechts gewandt und schaut somit hinter sich.
Malerei in dem Abri „Abric del Barranc Gómez“ (Foto: Universität von Barcelona).

Die Stätte Barranc Gómez befindet sich am Ufer des Guadalope-Flusses, einer Gegend, in der sich mehrere Stätten der „Art llevantí“ befinden. Die Autoren des Artikels stellten fest, dass Entdeckungen wie diese „die Notwendigkeit unterstreichen, neue und alte Territorien mittels einer systematischen Prospektion zu überprüfen“, so dass die „art llevantí“ „in Bezug auf ihre technisch-stilistischen und territorialen Beziehungen“ neu definiert wird.

Das Ziel des europäischen Forschungsprojekts LArcHer ist es, die Höhlenmalereien zu verstehen − eine der außergewöhnlichsten prähistorischen Kunstsammlungen Europas, die seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Einer der Schlüssel zum Projekt ist die systematische Erfassung und Analyse der Felskunst, die mit Hilfe digitaler 3D-Technologien, Datenmanagementsystemen und Datenverarbeitung, geographischen Informationssystemen (GIS), physikalisch-chemischer Analyse von Pigmenten und Substraten sowie vergleichender Analyse mit anderen Felskunstkorpussen im Weltmaßstab mit gleichwertigen thematischen Entwicklungen durchgeführt wird. Es wird, in Zusammenarbeit mit der Universitat Jaume I von Castelló, von Professor Inés Domingo, ICREA-Forscherin an der Universität Barcelona, koordiniert.

Nach einer Pressemeldung der Universität von Barcelona

Manuel Bea Martínez, Inés Domingo Sanz i Jorge Angás Pajas. «El abrigo de Barranco Gómez (Castellote, Teruel), un nuevo conjunto con arte levantino en el núcleo rupestre del Guadalope», Trabajos de Prehistoria, gener-juny 2021. DOI: https://doi.org/10.3989/tp.2021.12271

Der Begriff „art llevantí“ (wörtlich etwa: Kunst des Ostens) bezeichnet einen Stil der Felskunst, der sich im Osten der Iberischen Halbinsel um 10.000 v. Chr. etabliert hat. Sie zeichnet sich durch die Wiedergabe naturalistischer Szenen von Jagd, Tanz und Sammeln aus und hat einen stärker erzählerischen Inhalt als die beiden anderen Stile der späteren Chronologie, die makroschematische und die schematische Kunst.


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