Monumentales Gebäude der Agora von Segesta auf Sizilien gefunden

In Segesta auf Sizilien fanden Ausgräber ein monumentales Gebäude der antiken Agora und außerdem die Inschrift des Sponsors.

Ausgrabung an der Agora
Bilder der Ausgrabung. Credits: Universität Pisa.

Neue Erkenntnisse zum Aufbau der antiken Stadt

Seit dem vergangenen 3. Mai hatte das Archäologenteam die Untersuchungen auf der Agora von Segesta mit ihren öffentlichen Gebäuden wieder aufgenommen. Die Ausgrabung leiteten Anna Magnetto, Professorin für griechische Geschichte an der Scuola Normale Superiore und Leiterin des Saet-Labors, und Maria Cecilia Parra, Professorin für Archäologie der Magna Graecia und des antiken Siziliens an der Universität Pisa, während Riccardo Olivito (IMT-Forscher aus Lucca) die Feldarbeiten koordinierte. Unterstützt wurde er dabei von der Direktorin des Archäologischen Parks von Segesta, Rossella Giglio. Carmine Ampolo, emeritierter Professor der Scuola Normale, war bei der Untersuchung des epigraphischen Materials und der historischen Aspekte anwesend.

„Das sind sehr wichtige Ergebnisse, die zudem zeigen, welch fundamentale Rolle die Freigebigkeit der großen Familien in der Geschichte des antiken Siziliens spielte. Aber auch welche Bedeutung ihnen an den strategisch wichtigsten Orten zukam. Vergleichbar mit den heutigen großen Sponsoren von Restaurierungen und Veranstaltungen.“, kommentiert Professor Anna Magnetto,

Segesta wurde ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. auf drei abfallenden Terrassen errichtet. Die Bauweise orientiert sich dabei an städtebaulichen und monumentalen Vorbildern, die in den Städten und Heiligtümern des Mittelmeerraumes von Kleinasien bis zur Ägäis und dem italischen Raum weit verbreitet waren. „Die Ausgrabung“, erklärt Maria Cecilia Parra, „fand an der Südseite des großen Platzes statt. Dort schloss ein monumentaler Portikus (Stoa) die Agora ab. Man baute sie durch große Einschnitte in den Felsen, wie die massiven Substruktionsarbeiten verdeutlichen. Diese fanden die Ausgräber entlang des Hanges. Es ist ein ebenso beeindruckender Komplex wie der auf der Nordseite, der bereits in den letzten Jahren ans Licht kam.

Ausgrabung an der Agora
Bilder der Ausgrabung. Credits: Universität Pisa.

Bereits bekannter Sponsor

Der obere Laubengang war zum Platz hin ausgerichtet, vor einem monumentalen Gebäude, die untere Fassade zur Straße hin. Hier befand sich ein großes Portal mit Räumen, die eine wichtige öffentliche Funktion hatten. Dank der neuen Entdeckungen wissen wir, dass diejenigen, die eintraten, auf einem Sockel den Namen und die Werke einer prominenten Persönlichkeit in Segesta lesen konnten. Einer von ihnen, die zwischen dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. monumentale öffentliche Bauwerke finanziell unterstützten und betreuten, war Diodoros, Sohn des Tittelos.

„Der Sockel der Statue auf der Agora war gut erhalten und lesbar. Dadurch konnten wir den Stifter identifizieren. Er war uns sogar bereits ein Name, denn er errichtete eine Statue seiner Schwester, der Priesterin der Aphrodite Urania. Sie fand man bereits im siebzehnten Jahrhundert in der Nähe des dorischen Tempels. Eine weitere griechische Inschrift, die in der Nähe des Tores entdeckt wurde, bereichert somit das Bild der Zeugnisse des Ewigkeitsgeistes, der Freigebigkeit für die Gemeinschaft, des hellenistisch-römischen Segesta: dort erscheint derselbe Name, der auf einem Statuensockel (heute in Palermo) im Theater von Segesta eingemeißelt war, vielleicht der seines Finanziers. Diodoros ließ hier die Statue seines Vaters Tittelos aufstellen, der Gymnasiarch gewesen war und seinerseits den Bau eines Gebäudes für die Jugend der Stadt finanziert hatte. All diese Zeugnisse zeigen deutlich die Rolle, die die großen Familien in der Geschichte des antiken Siziliens hatten.“, sagte Prof. Ampolo.

Außergewöhnliche Ergebnisse

„Die in diesem Jahr erzielten Ergebnisse“, so Magnetto abschließend, „können als außergewöhnlich bezeichnet werden. Unserem Wissen über die antike Stadt wurde dadurch ein völlig neues Stück hinzugefügt, das einen bisher unveröffentlichten archäologischen Komplex zeigt, den die neue Inschrift zu interpretieren erlaubt. Ich möchte außerdem hinzufügen, dass all dies nicht möglich gewesen wäre ohne die Unterstützung der Scuola Normale und die Weitsicht ihres Direktors colegio Luigi Ambrosio, der die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass wir unsere Forschung auch in einer so komplexen Zeit sicher und ruhig fortsetzen konnten. Wir freuen uns ganz besonders, dass wir mit diesen wichtigen Ergebnissen das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen können.

Nach Pressemeldung der Universität von Pisa.

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