Beweis für spätrömische Totenbeschwörung in einer Höhle in Israel?

Die Platzierung alter versteckter Lampen und Schädel in einer Höhle in Israel lässt laut einer aktuellen Studie auf eine Praxis der Totenbeschwörung (Nekromantie) aus der Römerzeit schließen. Die Te’omim-Höhle ist ein Höhlenkomplex in den Jerusalemer Hügeln östlich von Beit Shemesh.

Ölschalen in situ zur Totenbeschwörung
Öllampen und eine MBII-Schale vor Ort in Spalte L. 3036 (Foto: B. Langford im Rahmen des Te’omim Cave Archaeological Project)

Die Höhle wurde erstmals 1873 untersucht. Bei neueren Untersuchungen seit 2009 wurden über 120 intakte Öllampen, die aus dem 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. stammen, in Augenschein genommen. Alle Öllampen wurden absichtlich in engen Spalten in den Höhlenwänden und unter Schutthaufen deponiert. Einige der Spalten enthielten auch Gruppen von Waffen und menschliche Schädel.

Laut einer aktuellen Studie wurde die Ablage der Artefakte für Geisterbeschwörungszeremonien verwendet, die in der spätrömischen Zeit in der Höhle stattfanden.

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Die Te’omim-Höhle war dem lokalen Gott Tammuz-Adonis geweiht. Und es scheint, dass die dort praktizierten kultischen Traditionen und Zeremonien denen des östlichen Teils des Reiches und der Levante entsprachen.

Eine Höhle als Ort für Totenbeschwörung

Die Forscher stellen fest: „Sie dienten dazu, die Zukunft vorherzusagen und die Geister der Toten zu beschwören. Da in der Te’omim-Höhle bisher mehr als 100 Öllampen aus Keramik, aber nur drei menschliche Schädel gefunden wurden, stellen wir die Hypothese auf, dass sich die primäre kultische Zeremonie auf die Hinterlegung von Öllampen für chthonische Kräfte konzentrierte, vielleicht als Teil von Ritualen, die in der Höhle durchgeführt wurden, um die Toten zu erwecken und die Zukunft vorherzusagen.“

Originalpublikation:  Eitan Klein et al, Oil Lamps, Spearheads and Skulls: Possible Evidence of Necromancy during Late Antiquity in the Te’omim Cave, Judean Hills, Harvard Theological Review (2023). DOI: 10.1017/S0017816023000214