Frisch gekocht – vom Neandertaler

Die Neandertaler wussten mit Feuer umzugehen. Sie konnten es entfachen und nutzten es zum Schutz vor Raubtieren, um sich daran aufzuwärmen aber auch um Nahrung zu kochen. Außerdem gaben sie dem Feuer einen zentralen Platz – das geht nun aus einer internationalen Studie hervor, die in der Zeitschrift Plos One veröffentlicht wurde. Sie befasst sich mit den Ergebnissen von Ausgrabungen, die über 20 Jahre in der Höhle Gruta de Oliveira in Portugal von einer internationalen Forschergruppe unter der Leitung von João Zilhão (Universität Lissabon) durchgeführt wurde.

Dass die Neandertaler in der Lage waren, Feuer zu kontrollieren und es zum Kochen zu verwenden, zeigt, wie intelligent sie waren. „Es ist eine Bestätigung dessen, was wir bereits in früheren Studien beobachtet haben“, erklärt Diego Angelucci, Archäologe an der Universität Trient und Co-Autor der Studie. „Sie beherrschten symbolisches Denken, produzierten künstlerische Objekte, verwendeten Schmuck und hatten eine abwechslungsreiche Ernährung. Die Funde belegen darüber hinaus nun auch, dass sie regelmäßig gekochte Nahrung aßen. Dies bestätigt ein Maß an Fertigkeit, das mit dem des Homo sapiens vergleichbar ist.“

Mehr als 20 Jahre lang untersuchten die Archäologen die Gruta de Oliveira.
Mehr als 20 Jahre lang untersuchten die Archäologen die Gruta de Oliveira (Foto: João Zilhão).

Die Studie dokumentiert zahlreiche Spuren von Feuerstellen, die in der Gruta da Oliveira in Zentralportugal gefunden wurden. Die Höhle gilt als eine der wichtigsten archäologischen Stätten aus dem europäischen Mittelpaläolithikum. Sie ist Teil des ausgedehnten Karstsystems von Almonda – ein Netzwerk aus Höhlen, die in verschiedenen prähistorischen Zeiten bewohnt waren. In der Gruta da Oliveira reichen die ältesten Schichten etwa 120.000 Jahre und die jüngsten etwa 40.000 Jahre zurück. Die Forscher vermuten, dass sie von den Neandertalern vor 100.000 bis 70.000 Jahren bewohnt wurde.

Eine abwechslungsreiche Ernährung

Die Archäologen stellten fest, dass die Feuerstellen mit Sorgfalt angelegt worden waren. Auf einer Fläche von etwa 30 Quadratmetern und in sechs Metern Tiefe stießen die Forscher auf rund ein Dutzend dieser einzigartigen, kesselartigen, runden Strukturen in verschiedenen stratigraphischen Schichten. Innerhalb der Feuerstellen gab es eindeutige Hinweise darauf, dass sie zum Kochen von Essen genutzt worden waren: „Wir haben verbrannte Knochen, verbranntes Holz, Aschereste und verbranntes Essen gefunden“, so Angelucci. „Das Gestein unter den Feuerstellen zeigte deutliche Spuren von dauerhafter Hitzeeinwirkung. Dies deutet darauf hin, dass sich diese Strukturen an einem bestimmten Ort befanden, der sich über lange Zeit nicht veränderte. Das Feuer spielte eine zentrale Rolle in ihrem Alltag, es schuf eine behagliche Atmosphäre und förderte die sozialen Beziehungen untereinander.“

Doch wovon genau ernährten sich die Neandertaler? „Wir entdeckten gekochte Reste und verbrannte Knochen von Ziegen, Hirschen, Pferden, Ura (den Vorfahren des Rindes), Nashörnern sowie Schildkröten, die wahrscheinlich auf die Panzer gelegt und auf glühenden Steinen gedünstet wurden.“ In anderen Ausgrabungsstätten in der Nähe des Mittelmeers sah es wiederum anders aus: So wurden beispielsweise in der Nähe von Cartagena in Spanien Reste von Fisch, Muscheln, Mollusken und sogar gerösteten Pinienkernen gefunden – allesamt Hinweise für eine abwechslungsreiche Ernährung. Unklar bleibt allerdings weiterhin, wie die Neandertaler das Feuer entzündet haben. „Vielleicht wurde, so wie im Neolithikum, Feuerstein auf einen Felsen geschlagen und dadurch Funken erzeugt. Aber Beweise hierfür haben wir bislang nicht gefunden“, so Angelucci.

Nach einer Meldung der Universität Trient.

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