Christian Mann erhält „Opus Magnum“-Stipendium der VolkswagenStiftung für sein Forschungs­projekt über antiken Sport

Prof. Dr. Christian Mann (Foto: Katrin Glückler).

Die VolkswagenStiftung hat dem Mannheimer Historiker das „Opus Magnum“-Stipendium für sein Buch „Antiker Sport: eine Sozialgeschichte“ zuerkannt. Der Preis beinhaltet die Mittel für eine Lehr­stuhl­vertretung für drei Semester. Förderbeginn ist der 1. Februar.

Manns „Opus Magnum“ (lat. „großes Werk“) soll grundlegende Fragen zu den Menschen beantworten, die sich während der Antike in Kampfsportarten, Wettläufen, Weitsprung und Wurfdisziplinen maßen: Aus welchen sozialen Schichten stammten sie? Welche Aufstiegs­chancen ergaben sich durch sportliche Erfolge? Wie organisierten sich die Athleten und wie war ihr Ansehen in der Gesellschaft? Im Fokus stehen dabei die antiken Olympischen Spiele sowie die vielen hundert anderen Wettkämpfe der griechischen Welt zwischen 700 v. Chr. und 400 n. Chr. Insbesondere soll dargelegt werden, welche Bedeutung den sportlichen Wettkämpfen bei gesellschaft­lichen Exklusions- und Integrations­prozessen zukam. Prinzipiell war der antike Sport zwar eine Domäne der freien Männer, doch in vielen Fällen nahmen auch Frauen und sogar Sklaven an den Wettkämpfen teil. 

Auf methodischer Ebene betritt das Buch­projekt in dreierlei Hinsicht Neuland. Erstens wird der anachronistische Gegensatz zwischen ehr­orientierten „Amateuren“ und geld­orientierten „Profis“, der die Forschung seit dem frühen 20. Jahrhundert dominiert, durch ein neues integratives Modell überwunden, das sowohl ökonomische Aspekte als auch Ehre in einer einzigen Untersuchungs­matrix zusammenführt. Zweitens sollen quantitative Analysen auf der Basis der Inschriften und Papyri die Auswertung der literarischen Quellen ergänzen. Drittens soll gegenüber dem üblichen Fokus auf dem „Differenzdiskurs“ im antiken Sport auch die integrative Seite einbezogen werden: „Barbaren“ konnten sich durch die Teilnahme am Sport „hellenisieren“, „Fremde“ das Bürgerrecht erlangen und Arme zu Wohlstand gelangen.

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Frauen und Mädchen im griechischen Wettkampfwesen

Das geläufige Bild vom Sport im antiken Griechenland besteht aus nackten Speerwerfern, massigen Ringern, gefeierten Wagenlenkern – und durchweg aus Männern. Melanie Meaker, Doktorandin am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Mannheim, zeigt in ihrem Beitrag, der in der Ausgabe 3/2021 der „ANTIKE WELT“ erschienen ist, dass die Wirklichkeit etwas vielschichtiger war und Frauen in diesem Bereich des öffentlichen Lebens durchaus eine Rolle spielten.

Im Rahmen des Stipendiums wird der Mannheimer Historiker von Februar 2023 bis Juli 2024 durch eine Lehr­vertretung entlastet, so dass er sich ganz auf die Fertigstellung seines Buches konzentrieren kann. Seine Stelle übernimmt in dieser Zeit PD Dr. Julia Hoffmann-Salz von der Freien Universität Berlin.

Das Projekt bildet einen weiteren Mosaikstein der Forschung über den antiken Sport – einem Gebiet, auf dem die Universität Mannheim weltweit führend ist. Einen Überblick über die verschiedenen Aktivitäten der beteiligten Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler gibt die Webseite Mannheimer Forschung zum antiken Sport.

Nach einer Pressemeldung der Universität Mannheim.

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Athleten

Die Geschichte des Sports ist lange Zeit als marginale Spielerei belächelt worden, doch inzwischen bestreitet niemand mehr, dass Sport für die Geschichts­wissenschaft ein zentraler Forschungsgegenstand ist, weil Sport einen einzigartigen Einblick in die Ideale und die Spannungen in einer Gesellschaft bietet. Und in kaum einer anderen Kultur war die gesellschaftliche Bedeutung des Sports so groß wie in der griechisch-römischen, wie die häufige Erwähnung von Sport in den antiken Quellen zeigt. Unser Titelthema greift aktuelle Fragestellungen auf, die auch erstaunliche Bezüge zur Gegenwart aufweisen.