Speisesaal des Publius Vedius Pollio in Posillipo entdeckt

Foto von der Ausgrabung in der Villa des Publius Vedius Pollio.
Studenten arbeiten zur Zeit an der Dokumentation und Ausgrabung einer großen Wasserzisterne, die möglicherweise als Wasserreservoir für die Bäder der Villa diente. (Foto: Ansa / Ministero della Cultura / Parco Archeologico di Posillipo)

„Es ist noch eine Hypothese. Uns fehlt noch eine stratigraphische Datierung, aber aufgrund des Stils könnte dieser Saal in die späte republikanische oder augusteische Zeit datiert werden“, sagt Marco Giglio von der Universität L’Orientale in Neapel, der die Ausgrabung leitete und dabei das Haus von Publius Vedius Pollio, einem Weinhändler und erfolgreichen Politiker, freigelegt hat.

Ein feiner weißer Mosaikteppich mit doppeltem schwarzem Rahmen säumte die Halle mit Blick auf das Meer von Neapel.

Zweitausend Jahren nachdem die fabelhafte Residenz in die Hände von Augustus überging, ist in der kaiserlichen Villa von Pausilypon ein Fußboden wieder aufgetaucht, der endlich etwas über ihren ersten Besitzer erzählen könnte, den reichen und grausamen kampanischen Ritter Publius Vedius Pollio, einen Weinhändler und erfolgreicher Politiker, der dem Kaiser nahe stand, bis er ihn so blamierte, dass er nach seinem Tod eine Art damnatio memoriae verdiente. So sehr, dass Augustus, der sein Erbe antrat, die Villa radikal umgestaltete, um alle Spuren des Vorbesitzers zu beseitigen.

Diese Nachricht nach zwei Jahrtausenden Geschichte und mindestens zwei Jahrhunderten archäologischer Forschung stammt von einer Ausgrabung, die der Archäologe Marco Giglio von der Universität L’Orientale in Neapel mit Genehmigung des Kulturministeriums und in Absprache mit der Aufsichtsbehörde für Archäologie, Kunst und Landschaft der Region Kampanien im Rahmen eines Projekts zur Aufwertung des archäologischen Parks von Posillipo durchgeführt hat. Unter den Wirtschaftsräumen des Bades kam ein Boden aus winzigen weißen Fliesen mit schwarzem Rahmen zum Vorschein, der zu einer großen Halle mit Blick auf das Meer gehörte.

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Augustus regierte ab 27 v. Chr., Pollio starb zwölf Jahre später, im Jahr 15 v. Chr., und zu diesem Zeitpunkt ging seine fabelhafte neapolitanische Villa in den Besitz des Kaisers über. Er verwandelte den Ort, dessen Name auf Griechisch „frei von Bedrängnis“ bedeutet, in eine Art Kaiserstadt, ein Paradies, wie es Pollios Villa gewesen war, aber würdig des Kaisers, der er sein wollte, und im Einklang mit der Moral, die er mit seiner Herrschaft vermitteln wollte. Anstelle des Speisesaals mit Aussicht, in dem Pollio Gäste bewirtete und seine Besitztümer zur Schau stellte, ließ er die Bäder oder vielmehr die Räumlichkeitenr für sein persönliches Spa bauen. Wer weiß, vielleicht auch, um seine Distanz zu diesem unbequemen ehemaligen Freund zu markieren.

Nach einer Pressemeldung der Universität Neapel

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