Museum für Islamische Kunst launcht Online-Portal „Islamic Art“

Das Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin hat heute sein Online-Portal islamic-art.smb.museum veröffentlicht. Es ist die erste digitale Plattform im deutschsprachigen Raum, die islamisch geprägte Kulturen fachlich fundiert, innovativ und unterhaltsam aufbereitet. „Islamic Art“ ist ab sofort kostenfrei in Deutsch, Englisch und Arabisch verfügbar.

Schriftzug "Islamic Art" in leuchtenden Buchstaben. Im Hintergrund türkise mit Ornamenten und arabischer Kalligraphie verzierte Kacheln.
Startseite des Online-Portals “Islamic Art“ (Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst).

„Es gibt in Deutschland derzeit noch keine digitale Plattform, die auf diese Weise über islamisch geprägte Kulturen informiert“, so Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst. „Zudem gibt es in Bezug auf Themen des Islams ein großes Informationsbedürfnis von Pädagog:innen der verschiedensten Lernorte wie Kitas, Schulen und Universitäten. Auch hier kann das Portal einen differenzierten Meinungsbildungsprozess über Kunst und Kultur islamisch geprägter Regionen unterstützen. Wir danken unseren Partner:innen von Alwaleed Philanthropies Global, mit deren großzügiger Unterstützung wir dieses Projekt überhaupt erst realisieren konnten“.

Screenshot aus "Islamic Art": Links ist eine Sängerin vor einem Tor zu sehen, rechtsstehen vier Männer. Im Vordergrund befinden sich ein Play- und ein Pause-Button.
Online-Portal “Islamic Art“, 360°-Tour: Musik im Museum mit Dima Orsho und Bukahara (Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst).

islamic-art.smb.museum arbeitet mit den vier Modulen Stories, 360°-Touren, Mediathek und Digitales Lernen. Stories führen durch die Themenwelten der Sammlung des Museums für Islamische Kunst, ermöglichen einen multimedialen Zugang zu den Objekten und geben spannende Einblicke in die Arbeit im Museum. Durch sammlungsübergreifende Verknüpfungen laden die Stories zum Erkunden verwandter Objekte, Themen und Geschichten ein. Sie zeigen, dass Kunst- und Kulturgeschichte nur im Kontext von Vielfalt, Veränderung, Migration, Austausch und Mobilität denkbar und erzählbar sind. Nutzer:innen entscheiden selbst nach individuellem Interesse, welchen Weg sie verfolgen und können so das Erlebnis selbst beeinflussen. Zum Start der Plattform lassen sich auf diese Weise die drei Sonderausstellungen „Gurbet Şarkıları. Lieder aus der Fremde. Musik und Zugehörigkeit zwischen der Türkei und Deutschland (1961-2021)“, „Samarra Revisited. Grabungsfotografien aus den Kalifenpalästen neu betrachtet“ und „In:complete. Zerstört – Zerteilt – Ergänzt“ erkunden; weitere Stories werden kontinuierlich veröffentlicht.

Mehrere Personen sitzen und musizieren in einem Innenhof.
Online-Portal “Islamic Art“, 360°-Tour: Gartenparadiese (Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst).

360°-Touren machen Themen des Museums in generischen Räumen virtuell erfahrbar. User:innen bekommen einen explorativen Zugang zu den Objekten der Sammlung. Ein erstes Highlight ist die Musik-Tour, die sich aus verschiedenen Formaten zusammensetzt. So wird die „Mschatta Lounge“ vorgestellt, eine Konzertreihe, die 2019 live im Mschatta-Saal des Museums stattfand. Die beteiligten Musiker:innen haben sich jeweils ein Objekt aus der Ausstellung ausgewählt und in ihrer musikalischen Sprache interpretiert. So ist in der 360°-Tour u.a. der Auftritt der Musikerin Elshan Ghasimi zu sehen, die eigens komponierte Stücke zu drei Keramiken der Sammlung präsentiert, während die Künstlerin Zsanett Szirmay Muster der Teppichsammlung des Museums für Islamische Kunst vertont. Eine 360°-Tour zum Thema Gartenparadiese und Einblicke in die Umgestaltung der Dauerausstellung des Museums werden noch in diesem Jahr folgen.

Über die Mediathek erhalten Nutzer:innen Zugang zu Filmen, Musikvideos, Bildern, Audio-Dateien und E-Publikationen, die Einblicke in die Museumsgeschichte und die Restaurierung von Objekten geben sowie über die Historie und das Kulturerbe von islamisch geprägten Kulturräumen informieren.

Der Bereich Digitales Lernen bringt Islamische Kunst- und Kulturgeschichte direkt ins Klassenzimmer. Die Materialien aus dem von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten Projekt „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft II“ orientieren sich an den Lehrplänen und können so im regulären Schulunterricht vieler Fächer (u.a. Kunst, Musik, Ethik/Religion, Politik) und Klassenstufen genutzt werden. In dem Bereich „Hintergrundinformationen“ finden Pädagog:innen und Bildungsmedienredakteur:innen Vortragsvideos, Handreichungen und Checklisten mit fachlichen Expertisen, etwa zum Umgang mit bildlichen Darstellungen in islamisch geprägten Kontexten. Darüber hinaus werden Materialien aus dem Bildungsprojekt „TAMAM“ zur Verfügung gestellt. In dem Projekt haben Moscheen zusammen mit dem Museum für Islamische Kunst von 2015 bis 2018 Materialien für die außerschulische Bildung und Jugendarbeit entwickelt.

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Als ältestes Museum Islamischer Kunst außerhalb islamisch geprägter Regionen beherbergt das Museum für Islamische Kunst ca. 100.000 historische Objekte. Sie stammen aus dem Mittelmeerraum (Südeuropa, Nordafrika, Westasien) sowie Zentral- und Südasien und entstanden zwischen dem 7. und 19. Jahrhundert. Neben der Ausstellungsarbeit im Pergamonmuseum engagiert sich die Sammlung besonders in den Feldern internationale Kooperationen der auswärtigen Kulturpolitik, politisch-gesellschaftliche Bildung zum Thema Islam in Deutschland sowie Kulturerbe und Migration in und aus den Herkunftsländern der Sammlung. Mit dem Alleinstellungsmerkmal als einziges deutschsprachiges Referenzmuseum zu Kunst und Kulturgeschichte der islamisch geprägten Welt geht das Museum neue Wege, um die Inhalte der Sammlung in ihrer Breite und Tiefe verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen digital zugänglich zu machen.

Seit vier Jahrzehnten hat Alwaleed Philanthropies Global mehr als 4,4 Milliarden Dollar für soziale Zwecke bereitgestellt und mehr als 1.000 Projekte in über 189 Ländern initiiert, die von zehn saudischen Mitarbeiter*innen geleitet werden und mehr als eine Milliarde Menschen auf der ganzen Welt erreichen – unabhängig von Geschlecht, Rasse oder Religion. Alwaleed Philanthropies Global arbeitet mit einer Reihe von philanthropischen, staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen zusammen, um Armut zu bekämpfen, Frauen und Jugendliche zu stärken, Gemeinschaften zu entwickeln, Katastrophenhilfe zu leisten und durch Bildung kulturelles Verständnis zu schaffen. Sie hat akademische Zentren an Spitzenuniversitäten in den Vereinigten Staaten, im Nahen Osten und in Europa gesponsert und den Louvre in Paris unterstützt.

Nach einer Pressemittelung des Museums für Islamische Kunst

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