1800 Jahre alte Weinpresse in Georgien entdeckt

Ein polnisch-georgisches Archäologenteam entdeckte die gut erhaltenen Überreste einer antiken Weinpresse neben dem römischen Kastell von Apsaros (dem heutigen Gonio bei Batumi). Nach Angaben der Archäologen versorgte sie die dort stationierten Soldaten mit Wein.

ausgegrabene Mauerreste, die zu einer Weinpresse gehören
Überreste der Weinpresse unmittelbar nach der Freilegung (Foto: R. Karasiewicz-Szczypiorski)

Die Kelteranlage befand sich nur wenige hundert Meter von der Garnison entfernt. „Nach den militärischen Vorschriften der Römer sollte dieses Gebiet unbebaut sein. Aber die Menschen waren schon immer daran interessiert, Geschäfte zu machen. Deshalb wurden in der Nähe dieses und anderer römischer Lager zum Beispiel Bordelle oder – wie in diesem Fall – eine Kelterei errichtet“, erklärt Dr. Radosław Karasiewicz-Szczypiorski, polnischer Forschungsleiter vom Zentrum für Mittelmeerarchäologie an der Universität Warschau. Die georgische Seite ist durch Shota Mamuladze von der Agentur für den Schutz des adscharischen Kulturerbes vertreten.

Karasiewicz-Szczypiorski fügte hinzu, dass die Besitzer der umliegenden Geschäfte oft selbst Veteranen waren – pensionierte Soldaten, die dank ihrer guten Kontakte zur Lagerleitung lukrative Geschäfte eröffneten. Wahrscheinlich waren im Kastell Apsaros sowohl Legionäre als auch Hilfstruppen, d. h. Soldaten ohne römisches Bürgerrecht, stationiert.

Die Forscher untersuchten die Anlage und konnten sogar Vermutungen darüber anstellen, welche Art von Wein dort hergestellt wurde.

„Es muss sich um Wein aus einer Quevri (Tongefäß) gehandelt haben, die auch im heutigen Georgien bekannt ist. Der Wein gärte in den Tongefäßen, die in den Boden gegraben wurden. Ein solches Getränk unterscheidet sich geschmacklich deutlich von Alkohol, der in Fässern oder Stahltanks gereift ist. Der Wein war erdig und süß“, beschreibt Karasiewicz-Szczypiorski.

Die polnisch-georgische Expedition führte sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kastellmauern Forschungen durch. Die Weinpresse wurde dank des Einsatzes von Laserscannern (LiDAR), die Anomalien im Gelände aufzeigten, außerhalb des Lagers entdeckt.

Zwei Männer stehen in einem Grabungsschnitt, ein dritter kniet
Polnisch-georgisches Team bei den Ausgrabungsarbeiten (Foto: R. Karasiewicz-Szczypiorski)

Den Forschern zufolge war die Anlage vom 2. bis zum 3. Jahrhundert in Betrieb, also zu einer Zeit, als eine römische Garnison in Apsaros stationiert war. Archäologen gehen davon aus, dass die Weinpresse mit ziemlicher Sicherheit zu einem landwirtschaftlichen Betrieb gehörte, der Wein für den lokalen Bedarf und auch für das römische Militär, produzierte.

„Es ist bemerkenswert, dass das Kelterhaus bauliche Merkmale aufweist, die typisch für die örtliche Weinbautradition sind. Für die Abdichtung der Arbeitsfläche und des Mosttanks wurde hydraulischer Mörtel verwendet, der hingegen typisch für die römische Bauweise ist. Die Weinpresse ist somit ein Zeugnis für den Gedankenaustausch im Grenzgebiet zwischen dem Römischen Reich und dem lokalen Königreich Iberien“, betonte Karasiewicz-Szczypiorski.

Der Wissenschaftler wies darauf hin, dass der Westen Georgiens aufgrund des Klimas nicht der beste Ort für die Weinherstellung ist. „Es ist ein Ort, der eher für die Bierherstellung prädestiniert ist“, bewertete er.

Zu den Erfolgen der diesjährigen Expedition, die im Frühjahr stattfand, zählen die Wissenschaftler auch die Entdeckung einer großen Anzahl von Gegenständen, die zum Schreiben und zur Beleuchtung des Arbeitsplatzes verwendet wurden. Dank dieser Funde erhielten die Forscher die Bestätigung früherer Spekulationen, dass das in den vergangenen Jahren gefundene Gebäude als Hauptquartier der örtlichen Garnison diente.

Die polnisch-georgischen Ausgrabungen im römischen Kastell von Apsaros laufen seit 2014. Das heutige Gonio liegt in der Nähe des Ferienortes Batumi im Westen Georgiens. Das Forschungsprojekt hat bereits eine Reihe bedeutender Funde gemacht, unter anderem ein Bodenmosaik in den Ruinen des Hauses des Garnisonskommandanten. Dies ist eine einzigartige Entdeckung in Georgien. Heute ist Gonio eine der wichtigsten Touristenattraktionen in der Region Batumi.

Apsaros (unter diesem Namen war die Festung in der Antike bekannt) wurde vor etwa 2.000 Jahren an der Grenze der römischen Provinz Kappadokien errichtet. Aufgrund seiner strategischen Lage spielte das Kastell eine wichtige Rolle im Verteidigungssystem der Ostgrenzen des Römischen Reiches. Heute ist es eine malerische Ruine. Nur die Befestigungsanlagen sind gut erhalten. Ihr Inneres ist größtenteils leer. Nur hier und da sind die Umrisse der Fundamente der ehemaligen Gebäude zu sehen. In der Nähe der Festung verlief einst die einzige befahrbare Straße von Kolchis (Westgeorgien) zu den römischen Provinzen in Kleinasien.

Nach einer Pressemeldung von Science in Poland.

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