NFDI4Objects wird Teil der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat am 4. November 2022 die Aufnahme von acht weiteren Konsortien in die Bund-Länder-Förderung der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) beschlossen. Darunter das Konsortium NFDI4Objects – eine Forschungsdateninfrastruktur für die materiellen Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte. Dem Beschluss lag eine Förderempfehlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zugrunde. Bund und Länder sind überzeugt, dass die acht Konsortien der dritten Förderrunde die bisherigen 19 Konsortien in fachlicher Hinsicht sehr gut ergänzen werden.

Das Logo der NFDI

In der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) werden wertvolle Datenbestände von Wissenschaft und Forschung für das gesamte deutsche Wissenschaftssystem systematisch erschlossen, vernetzt und nachhaltig sowie qualitativ nutzbar gemacht. Bislang sind diese zumeist dezentral, projektbezogen oder nur auf Zeit verfügbar. Mit der NFDI soll ein dauerhafter digitaler Wissensspeicher als unverzichtbare Voraussetzung für neue Forschungsfragen, Erkenntnisse und Innovationen geschaffen werden. Relevante Daten sollen nach den FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable und Reusable – also auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar) zur Verfügung gestellt werden.

NFDI-Konsortien sind Zusammenschlüsse verschiedener Einrichtungen innerhalb eines Forschungsfeldes und arbeiten zusammen interdisziplinär an der Zielumsetzung. Um die Aktivitäten zum Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur zu koordinieren, wurde der gemeinnützige Verein Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) e.V. mit Sitz in Karlsruhe gegründet. Gemeinsam gestalten Verein und NFDI-Konsortien die Zukunft des Forschungsdatenmanagements in Deutschland. Darüber hinaus soll NFDI auch an internationale Initiativen wie die European Open Science Cloud (EOSC) angebunden werden und an deren Entwicklung mitwirken.

NFDI4Objects ist eine Initiative zum Aufbau eines multidisziplinären Konsortiums innerhalb der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Die Initiative richtet sich an Forscher:innen, deren Arbeitsschwerpunkte auf dem materiellen Erbe von rund drei Millionen Jahren Menschheits- und Umweltgeschichte liegen und adressiert die Herausforderungen moderner Forschungsdateninfrastrukturen. Das Konsortium stellt sich der Aufgabe, große und komplexe Datenbestände aus Forschungsprozessen zu erschließen und gleichzeitig den nachhaltigen und langfristigen internationalen Zugang zu digitalen Ergebnissen von Forschungsprojekten entsprechend den Bedürfnissen der Nutzenden zu ermöglichen. NFDI4Objects dient der Verbesserung von digitalen Forschungs- und Arbeitsprozessen innerhalb der Fachcommunities.

Die Vorsitzende der GWK, Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung kommentiert die Entscheidung: „Forschungsdaten sind ein Schatz, der in Deutschland noch nicht richtig gehoben wurde. Daher wollen wir die Nationale Forschungsdateninfrastruktur zur zentralen Infrastruktur für die digitale Speicherung, Vernetzung und Nutzung von Daten aus Wissenschaft und Forschung weiterentwickeln. Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die erfolgreiche Durchführung aller drei Auswahlrunden. Es ist unser gemeinsames Ziel, dass Forschungsdaten möglichst ohne Reibungsverluste über Fächer- und Einrichtungsgrenzen hinweg genutzt und verarbeitet werden können. Das schafft neues Wissen und innovative Anwendungen. Und dafür schaffen wir die besten Voraussetzungen.“

Der stellvertretende GWK-Vorsitzende, Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst des Freistaats Bayern, ergänzt: „Die zusätzlichen Konsortien bedeuten neuen Schub für die Nationale Forschungsdateninfrastruktur. Sie sind eine wichtige Brücke der deutschen Wissenschaftslandschaft in die digitale Zukunft. Jetzt ist die NFDI gefordert, kreative Wege zu finden, ihre Erkenntnisse in die Breite der Anwendung zu bringen und so Denkanstöße für neue Aufgabenfelder und Räume für gemeinsame Innovationen zu schaffen. Wir appellieren daher an alle Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen, insbesondere außerhalb der NFDI-Förderung, die von der NFDI akzeptierten Standards umzusetzen, um zügig zur deutschlandweiten Verbesserung des Forschungsdatenmanagements zu kommen. Der NFDI sollte mehr und mehr die Rolle eines maßgebenden Akteurs in der digitalen Gründerzeit und eines Treibers des Kulturwandels in Deutschland zukommen.“

Auf Grundlage der Förderempfehlung der DFG werden ab März nächsten Jahres folgende Konsortien gefördert:
• NFDI4Memory – Konsortium für historisch arbeitende Geisteswissenschaften,
NFDI4Objects – Forschungsdateninfrastruktur für die materiellen Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte,
• NFDI4BIOIMAGE – Nationale Forschungsdateninfrastruktur für Mikroskopie und Bildanalyse,
• NFDI4Energy – Nationale Forschungsdateninfrastruktur für die interdisziplinäre Energiesystemforschung,
• NFDI4Immuno – Nationale Forschungsdateninfrastruktur für Immunologie,
• FAIRagro – FAIRe Dateninfrastruktur für die Agrosystemforschung,
• NFDIxCS – Nationale Forschungsdateninfrastruktur für und mit Computer Science,
• Base4NFDI – Basisdienste für die NFDI.

Die NFDI ist eine Innovation in der deutschen Wissenschaftslandschaft. Mit ihr sollen die heute oft dezentral, projektförmig und temporär gelagerten Datenbestände von Wissenschaft und Forschung für das deutsche Wissenschaftssystem systematisch erschlossen werden. Die NFDI wird von Nutzern von Forschungsdaten und von Infrastruktureinrichtungen ausgestaltet, die dazu in und zwischen Konsortien zusammenarbeiten. Die NFDI soll Standards im Forschungsdatenmanagement setzen und als digitaler, regional verteilter und vernetzter Wissensspeicher Forschungsdaten nachhaltig sichern und nutzbar machen. Ein solcher Wissensspeicher ist ein Standortvorteil und kann dazu beitragen, die weltweit besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuziehen.

Nach einer Pressemeldung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz.

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