Ein polnisch-kroatisches Forscherteam hat die Fundamente eines antiken Tempels unter und neben der Kirche St. Daniel im Dorf Danilo in der Nähe von Šibenik (der ehemaligen römischen Stadt Ridit) entdeckt. Das antike Gebäude hat massive Mauern und einen rechteckigen Grundriss (ca. 20 x 10 m). Georadar-Bilder zeigen den Aufbau des Eingangs, nach Ansicht der Wissenschaftler höchstwahrscheinlich in Form von Überresten einer Säulenhalle.
Obwohl Archäologen bereits zahlreiche architektonische Elemente und Dekorationen des monumentalen römischen Sakralbaus gefunden haben, war sein Standort bisher unbekannt.
Der polnische Forschungsleiter, Professor Fabian Welc vom Institut für Archäologie der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität in Warschau, sagte: „Die Daten, die wir gesammelt haben, deuten darauf hin, dass sich unter der heutigen Kirche und dem angrenzenden Friedhof die Überreste eines Tempels befinden. Dieser war Teil des Forums, dem Zentrum einer römischen Stadt.“
Er fügte hinzu, dass das Forum das Zentrum des sozialen und wirtschaftlichen Lebens der Einwohner eines jeden römischen Municipiums (Stadt) war. Dieses Forum befand sich an der Kreuzung der Hauptverkehrsadern und war auch der zentrale Punkt der Stadt. Neben dem Tempel befanden sich hier auch die wichtigsten öffentlichen Gebäude, wie Gerichte oder Gemeindeämter. Das Forum wurde zusätzlich mit Denkmälern oder Triumphbögen geschmückt.
Im nächsten Jahr wollen Wissenschaftler in der Nähe der Kirche archäologische Untersuchungen durchführen, um die Ergebnisse der geophysikalischen Untersuchungen zu überprüfen. Es ist bekannt, dass die derzeitige Kirche aus dem 18. Jahrhundert auf den Fundamenten eines früheren, kleinen romanischen christlichen Tempels errichtet wurde. Darunter befand sich – nach neuesten Erkenntnissen – der älteste römische Tempel.
Die LIDAR-Luftbildtechnik war auch bei der Lokalisierung des Tempels hilfreich. Sie ermöglicht eine sehr gründliche Analyse des Geländes. Es ist möglich, die Reste früherer Architektur zu erkennen, die an der Oberfläche kaum sichtbar sind.
Den Wissenschaftlern zufolge wurde nicht nur die Kirche auf den Ruinen des ehemaligen Tempels errichtet. Auch der nahe gelegene Friedhof, der vom 9. bis zum 15. Jahrhundert in Betrieb war, befand sich teilweise in seinem ursprünglichen Bereich. Daneben befanden sich weitere Gebäude, die das Forum umgaben. Einige der mittelalterlichen Gräber wurden direkt in die Überreste der römischen Thermen gegraben. Ebenso in das angrenzende große Gebäude mit einem zentralen Hof und einem Säulengang, der von zahlreichen Räumen umgeben war. „Das bedeutet, dass der ausgedehnte mittelalterliche Friedhof direkt auf den Überresten der römischen Gebäude gegründet wurde.“, so Professor Welc.
Laut der kroatische Projektkoordinatorin, Dr. Ana Konestra, konnten dank groß angelegter geophysikalischer Vermessungen und der Analyse des ALS-Modells eine Reihe weiterer römischer Gebäude in der Umgebung des heutigen Friedhofs von Danilo identifiziert werden. Nach Angaben der Archäologen handelte es sich dabei hauptsächlich um Wohn- und Wirtschaftsgebäude.
Schon vor den jüngsten Untersuchungen gab es Vermutungen über die Lage des Forums im Bereich des Friedhofs. In den Steinmauern, die die mittelalterlichen Gräber umgeben, wurden wiederverwendete Fragmente mit monumentaler architektonischer Verzierungen und eine große Säule entdeckt.
Professor Welc sagte: „Allein die Größe dieser Elemente deutet darauf hin, dass sich irgendwo in der Nähe des Friedhofs ein großes, monumentales Gebäude befinden muss, das an das Stadtforum anschließt. Frühere Ausgrabungen haben es uns jedoch nicht ermöglicht, seine Lage zu bestimmen“.
Archäologen forschen in Danilo bereits seit über 70 Jahren. Die ersten umfangreichen Arbeiten standen im Zusammenhang mit dem Bau der Wasserleitung. Sie brachten Funde in Form von Hunderten von römischen Inschriften, von denen einige das Municipium Riditarum erwähnten. Eine rätselhafte Stadt, die irgendwo in Danilo von der örtlichen Gemeinschaft des romanisierten Stammes der Ridit gegründet wurde.
Das gemeinsame polnisch-kroatische Projekt begann 2019. Es wird von Forschern des Instituts für Archäologie der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität in Warschau, des Instituts für Archäologie in Zagreb und des Stadtmuseums Šibenik durchgeführt. Die Forschung wird von all diesen Einrichtungen und dem Polnischen Nationalen Wissenschaftszentrum finanziert.
Nach einer Pressemeldung von Science in Poland.
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