Öffentliches Gebäude in Lissos auf Kreta entdeckt

In der abgelegenen antiken Stätte von Lissos, südlich von Chania auf Kreta, wurde während der ersten archäologischen Ausgrabung nach 62 Jahren ein großer Teil eines öffentlichen Gebäudes entdeckt. Dies teilte das Ministerium für Kultur und Sport am Dienstag mit.

Luftbildaufnahme eines theatherähnlichen Baus mit Sitzreihen
Antikes Odeon(?) in der archäologischen Stätte von Lissos (Foto: Ministerium für Kultur und Sport, Griechenland)

Das nach Osten ausgerichtete Gebäude scheint entweder ein Odeon (Theater, in dem musikalische Aktivitäten stattfanden) oder ein Bouleuterion (Versammlungsraum des Rates trafen) zu sein. Vorläufigen Informationen zufolge scheint das Gebäude offenbar in der frühen römischen Zeit, im 1. Jh. n. Chr. errichtet worden zu sein. Das Gebäude ist Teil eines Theaterkomplexes. Die Ausgrabung fand statt, um die Funde zu erhalten, die bereits seit den späten 50er Jahren, als Nikolaos Platon die ersten Ausgrabungen durchführte, der Witterung ausgesetzt waren. Weiter nördlich befand sich ein Tempel, der dem Heilgott Asklepios geweiht war.

Bei den aktuellen Ausgrabungen wurde ein Teil der Bühne, ein Korridor auf jeder Seite des Theaters mit einem gewölbten Dach und 14 Sitzreihen freigelegt. Die Sitzreihen des Theaters ruhen auf einem gemauerten Sockel, und die meisten der erhaltenen Sitze befinden sich im Süden und Südwesten. Der nördliche Teil ist durch große Felsbrocken stark beschädigt. Diese wurden bei einer Überschwemmung von einem nahegelegenen Bach mitgerissen und durchbrachen das Gebäude schräg nach Osten hin. Es wird vermutet, dass die Überschwemmung nach einem starken Erdbeben in der spätrömischen Epoche (4. Jh. n. Chr.) erfolgte, bei dem die meisten antiken Stätten im Westen Kretas zerstört wurden.

Das Gebäude liegt in einem zentralen Teil der Stadt und in der Nähe des 1959 ausgegrabenen Asklepios-Tempels (Asklepieion von Lissos). Lissos war im 3. Jahrhundert v. Chr. eine unabhängige Stadt, ein religiöses Zentrum und der Sitz des Koinon (Bund) von Oreioi. Sie entwickelte sich im fruchtbaren Tal von Ai Kirkos, geschützt durch steile Berge und mit Blick auf das südwestliche Kretische Meer. Neben dem Tempel befinden sich auf dem Gelände auch Ruinen öffentlicher Gebäude, eine beeindruckende hellenistisch-römische Nekropole und zwei byzantinische Kirchen mit nur einem Raum.

Ein einzelnes Gebäude umgeben von Mauerresten an der kretischen Küste
Byzantinische Kirche am Strand von Lissos (Foto: Ministerium für Kultur und Sport, Griechenland)

Da das Gebiet nur über das Meer oder über den anspruchsvollen europäischen Fernwanderweg E4 erreichbar ist, blieb es von modernen Eingriffen verschont. Allerdings erschwert die schlechte Zugänglichkeit auch die Ausgrabungsarbeiten.

Die nächste Forschungsphase erfordert den Abschluss der Ausgrabungen. Es soll geklärt werden, ob das Gebäude von einer Außenmauer umgeben ist. Diese Erkenntnis ist für die Vorbereitung der Restaurierungs- und Aufwertungsarbeiten erforderlich. Die Entdeckung eines Gebäudes mit einer öffentlichen Funktion an einem zentralen Punkt der antiken Stadt und in der Nähe des berühmten Asklepios-Heiligtums stellt in jedem Fall einen immensen Wissensgewinn dar.

Die Arbeiten wurden von der Altertumsbehörde von Chania durchgeführt und die geschätzten Kosten in Höhe von 300.000 Euro werden durch das Programm für öffentliche Investitionen der Region Kreta finanziert. Im Rahmen des Projekts wurden die Wanderwege, die die archäologische Stätte durchqueren neugestaltet. Überdachungen wurden instandgesetzt, Informations- und Wegweiser erstellt und eine Broschüre über die archäologische Stätte von Lissos veröffentlicht.

Nach einer Pressemeldung des griechischen Ministeriums für Kultur und Sport.

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