Neues Münzkabinett mit Trierer Goldschatz

Das neue Münzkabinett (Foto: GDKE Rheinland-Pfalz / Zühmer).

Nach dem Raubversuch vor drei Jahren war das Münzkabinett vollständig erneuert worden und zeigt sich nun in einer komplett neuen und frischen Gestaltung. „Der größte Goldmünzenschatz der römischen Kaiserzeit weltweit ist eines unserer Highlights im römischsten aller Bundesländer. Jetzt zeigt er sich in neuem Gewand. Auf den Trierer Goldschatz haben nicht nur die Trierer sehnsüchtig gewartet, er wird auch zahlreiche Besucherinnen und Besucher für die Römerzeit begeistern und ins Rheinische Landesmuseum locken. Das Land Rheinland-Pfalz hat über eine Million Euro in die neue Präsentation investiert“, so Lewentz in Trier.

Der Goldmünzenschatz bestand aus ca. 2650 römischen Goldmünzen (aurei), von denen 2518 im Rheinischen Landesmuseum erhalten sind. Nach aufwendiger Planungs- und Bauphase, federführend umgesetzt durch den Landesbetrieb Bau, bieten die Vitrinen nicht nur modernste Sicherheitstechnik, sondern auch beste konservatorische Bedingungen zum Erhalt des wertvollen Kulturguts. Auch die Barrierefreiheit für die Besucherinnen und Besucher wurde verbessert.

„Für die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz ist die Wiedereröffnung des Trierer Münzkabinetts ein Höhepunkt im Ausstellungsprogramm 2022. Natürlich geht es nicht ‚nur‘ um den Trierer Goldschatz – die riesige Sammlung hat so viel mehr zu bieten. In der Schatzkammer sind sage und schreibe rund 14.000 Münzen aus allen Epochen zu sehen“, sagte Dr. Heike Otto, Generaldirektorin Kulturelles Erbe.

Die neue Präsentation veranschaulicht die Geschichte des Geldwesens von den Kelten bis ins frühe 20. Jahrhundert anhand tausender Münzen, ergänzt durch Prägewerkzeuge, Fälscherförmchen und Rohstoffe zur Münzherstellung. Höhepunkt ist der Goldschatz im Zentrum des Münzkabinetts. Auch weitere Münzschätze der Museumssammlung sind ausgestellt.

„Das Rheinische Landesmuseum zählt zu den größten Sammlungen antiker Goldmünzen weltweit. Der wissenschaftliche Wert ist unermesslich. Jeder, der nach Trier kommt, muss den Schatz gesehen haben. Der Einbruch 2019 war spektakulär. Das nun neu geschaffene Münzkabinett ist es mit Sicherheit ebenso“, so Otto.

Voller Begeisterung zeigt sich auch der Trierer Oberbürgermeister, Wolfram Leibe: „Der Goldschatz und das Rheinische Landesmuseum an sich sind Aushängeschilder für Trier. Ich bin dem Land sehr dankbar, dass hier mit großem Aufwand das kulturelle Erbe für die Gäste aus aller Welt modern und vor allem sicher präsentiert wird.“

„Als Polizei sind wir stolz, den Diebstahl des Goldschatzes verhindert und zeitnah einen Täter überführt zu haben. Das Landeskriminalamt hat das Museum zudem beraten, was die neue Sicherung angeht. Auch in Zukunft soll der Goldschatz von allen Interessierten bewundert werden können“, sagte Triers Polizeipräsident Friedel Durben.

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Der Trierer Goldschatz – der Jahrhundertfund

Es handelt sich um den größten Goldmünzenschatz der römischen Kaiserzeit weltweit. Er bestand aus ca. 2650 römischen Goldmünzen (aurei), von denen 2518 im Rheinischen Landesmuseum erhalten sind (ca. 96 Prozent). Der Goldschatz wurde bei Bauarbeiten bei einem Krankenhausbau im September 1993 zufällig entdeckt – ein Bau-LKW kippte Erdaushub aus der Baustelle am Trierer „Kockelsberg“ für Planierarbeiten ab, in welchem Hobby-Archäologen die ersten Goldmünzen entdeckten. Einer suchte daraufhin die ursprüngliche Baustelle auf und entdeckte das Gros der Goldmünzen und das zugehörige Schatzgefäß aus Bronze und brachte den Jahrhundertfund ins Rheinische Landesmuseum. Nicht nur für die Trierer Öffentlichkeit, auch für die archäologische Forschung war der Fund eine Sensation – er enthält bis dato gänzlich unbekannte Prägungen und zeigt Portraits von 29 Kaisern, Kaiserinnen und weiteren Angehörigen des Kaiserhauses. Er besteht aus nahezu reinem Gold und wiegt ca. 18,5 kg. Vergraben wurde er im Keller eines Trierer Stadthauses vermutlich im Jahr 196 n. Chr. im Rahmen der Bürgerkriegswirren zwischen Kaiser Septimius Severus und seinem Konkurrenten Clodius Albinus aus Britannien, die auch eine Belagerung Triers einschlossen. Die Trierer Münzsammlung zählt mit über 210.000 Münzen und insbesondere durch diesen einzigartigen Fund zu den bedeutendsten numismatischen (Münzkunde) Sammlungen Europas.

Der Raubversuch 2019

Am 8. Oktober 2019 steigen nachts zwei Einbrecher über ein Baugerüst in das Rheinische Landesmuseum ein. Ihr Ziel ist der Trierer Goldschatz im Münzkabinett. Mit brachialer Gewalt verschaffen sie sich Zugang, schlagen Fenster und Türen ein und versuchen die Münzvitrine zu zertrümmern. Das Panzerglas hält dem Vorschlaghammer stand. Nach wenigen Minuten hat die Polizei das Museum umstellt, die Täter flüchten ohne Beute über einen Notausgang in den Palastgarten. Dabei lassen sie die Taschen mit ihrem Werkzeug zurück – anhand derer die SoKo der Kriminalpolizei Rheinland-Pfalz über DNA-Spuren letztlich einen der Täter in den Niederlanden ausfindig machen und verhaften kann. Im Münzkabinett ist hoher Sachschaden entstanden, weshalb eine umfangreiche Bau- und Instandsetzungsmaßnahme begann. Sie wurde an eine kritische Revision der Sicherheitstechnik gekoppelt.

Das neue Münzkabinett

Die alte Münzpräsentation musste notgedrungen ausgeräumt und der Raum komplett entkernt werden. Nach aufwendiger Planungs- und Bauphase zeigt sich das neue Münzkabinett nun in gänzlich neuem frischem Gewand. In edlem Schwarz kommen die funkelnden Münzen besonders gut zur Geltung und erhalten ihren gebührenden Auftritt. Neben modernster Sicherheitstechnik erfüllen die Vitrinen nun auch beste konservatorische Bedingungen (Klima, schadstofffreie Materialien, hitzearme Beleuchtung) zum optimalen Erhalt des wertvollen Kulturguts. Auch Verbesserungen im Hinblick auf die Barrierefreiheit wurden umgesetzt. So ist die zentrale Goldschatzvitrine nicht mehr als halbhohe nur stehend von oben einsehbare Pultvitrine ausgeführt, sondern als raumhohe Pfeilervitrine mit abgeböschten Seiten, an denen besondere Goldmünz-Prägungen gezeigt werden. In der neuen Präsentation, die die Geschichte des Geldwesens von den Kelten bis ins frühe 20. Jahrhundert veranschaulicht, sind etwa 14.000 Münzen zu sehen, ergänzt durch Prägewerkzeuge, Fälscherförmchen und Rohstoffe zur Münzherstellung.

Die Ausführung erlaubte keine Lösung von der Stange, sondern verlangte umfangreiche Planungsphasen und Sonderanfertigungen. Die angespannte Lage am Rohstoff- und Handwerkermarkt im vergangenen Dreivierteljahr hatte die Situation zusätzlich verschärft. So war das Projektteam zum Teil mit Lieferzeiten von bis zu 56 Wochen konfrontiert, die wiederholte Plan- und Ausführungsanpassungen notwendig machten. Seit 10. September 2022 ist das Münzkabinett wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Nach einer Pressemeldung der GDKE.

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