Böden in griechischer Luxusvilla aus recyceltem Glas

In einer Luxusvilla in der heutigen Türkei, die einst das Mittelmeer überblickte, wurden mehrere dekorative Mosaikböden ausgegraben. Neue chemische Analysen zeigen, dass bei der Verlegung der Mosaikböden recyceltes Glas verwendet wurde.

Obwohl diese 1700 Jahre alte Luxusvilla sowohl 1856 als auch in den 1990er Jahren ausgegraben und untersucht wurde, birgt sie immer noch Geheimnisse.

Collage der untersuchten Mosaiksteinchen aus der Luxusvilla. Zu sehen sind gelbe, graue, weiße und rote Mosaiksteine.
Eine Probe der untersuchten Mosaiksteinchen. Foto: Kaare Lund Rasmussen

Ein internationales Forscherteam hat nun neue Geheimnisse gelüftet. Professor Kaare Lund Rasmussen leitet die so genannten archäometrischen Analysen, bei denen mittels chemischer Analyse u. a. ermittelt wird, aus welchen Elementen ein Objekt hergestellt wurde und wie es verarbeitet wurde.

Weitere Mitglieder des Teams sind Thomas Delbey von der Universität Cranfield in England und die klassischen Archäologen Birte Poulsen und Poul Pedersen von der Universität Aarhus und der SDU. Die Arbeit des Teams wird in der Fachzeitschrift Heritage Science veröffentlicht, einschließlich der archäometrischen Analyse von 19 etwa 1600 Jahre alten Mosaiksteinen.

Eines der sieben Weltwunder

Die Mosaiksteine stammen aus einer Ausgrabung einer Villa aus der Spätantike in Halikarnassos (heute Bodrum in Anatolien, Türkei). Halikarnassos war berühmt für das riesige und üppige Grabmal von König Mausolus, das als eines der sieben Weltwunder galt.

Die Luxusvilla war um zwei Höfe herum angelegt und die vielen Räume waren mit Mosaikböden verziert. Neben geometrischen Mustern gab es auch Motive verschiedener mythologischer Figuren und Szenen aus der griechischen Mythologie, z. B. die Entführung der Prinzessin Europa durch den Gott Zeus in Form eines Stieres und Aphrodite auf dem Meer in ihrer Muschel. Auch Motive aus den Geschichten des viel jüngeren römischen Autors Vergil sind vertreten.

Aus Bodeninschriften geht hervor, dass der Besitzer Charidemos hieß und die Villa in der Mitte des 5. Jhs. erbaut wurde.

Ein kostspieliger Luxus

Mosaikböden waren ein kostspieliger Luxus: Teure Rohstoffe wie weißer, grüner, schwarzer und andersfarbiger Marmor mussten aus weit entfernten Steinbrüchen transportiert werden. Auch andere Steinmaterialien, Keramiken und Gläser mussten importiert werden.

„Ich erhielt 19 Mosaiksteine zur Analyse in meinem Labor in Dänemark. Davon waren sieben aus Glas in verschiedenen Farben: violett, gelb, rot und tiefrot. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sechs von ihnen wahrscheinlich aus recyceltem Glas hergestellt sind“, sagt Kaare Lund Rasmussen.

Diese Schlussfolgerung beruht auf einer chemischen Analyse, der induktiv gekoppelten Plasmamassenspektrometrie. Mit ihr hat das Forscherteam die Konzentrationen von nicht weniger als 27 Elementen bestimmt, einige davon bis hinunter zu einer Konzentration von Milliardstel Gramm.

Untergang des Römischen Reiches

„Wir waren in der Lage, zwischen Basisglas aus Ägypten und Basisglas aus dem Nahen Osten zu unterscheiden, und wir konnten auch feststellen, welche Elemente von den antiken Handwerkern hinzugefügt wurden, um die Gläser zu färben und sie undurchsichtig zu machen, was damals bevorzugt wurde“, sagt er.

Es ist natürlich schwierig, aus nur sieben Glasmosaiksteinen Rückschlüsse zu ziehen, aber die neuen Ergebnisse passen sehr gut in das Bild des spätantiken Anatoliens. Als die Macht des Römischen Reiches schwand, wurden die Handelswege geschlossen oder umgeleitet, was wahrscheinlich vielerorts zu einer Verknappung der Waren führte – darunter auch der Rohstoffe für die Glasherstellung in Anatolien.

Zusammen mit den auf den Fußböden dargestellten Geschichten erlaubt dies den klassischen Archäologen, sich ein genaueres Bild davon zu machen, was in der Spätantike in Mode war und welche Möglichkeiten der künstlerischen Entfaltung bestanden.

Nach einer Pressemeldung der University of Southern Denmark

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