1.700 Jahre altes Genom aus Korea entschlüsselt

Ein internationales Team von Wissenschaftler:innen unter der Leitung der Universität Wien und des Ulsan National Institute of Science and Technology hat in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum von Korea erfolgreich das gesamte Genom von acht 1.700 Jahre alten Individuen aus der Drei-Königreiche-Zeit (ca. 57 v. Chr. – 668 n. Chr.) in Korea sequenziert und untersucht. Die ersten veröffentlichten Genome aus dieser Zeit in Korea liefern wichtige Informationen für das Verständnis der koreanischen Bevölkerungsgeschichte. Das Wiener Team wurde von Pere Gelabert und Ron Pinhasi von der Universität Wien geleitet.

Fotografie von Daeseong Dong Tumulti in Korea.
Übersicht von Daeseong Dong Tumulti in Gimhae. Dieser Bestattungskomplex stammt aus der Zeit der Drei-Reiche in Korea. Mehr als 200 Gräber wurden dokumentiert (© John Bahk).

Die Studie, die in Current Biology veröffentlicht wurde, zeigt, dass Koreaner:innen aus der Zeit der Gaya-Konföderation genetisch vielfältiger waren als die heutige koreanische Bevölkerung. Die acht Skelettreste, die für die DNA-Extraktion und die bioinformatischen Analysen verwendet wurden, stammten aus den Daesung-dong Tumuli, dem symbolträchtigen Grabkomplex der Gaya-Konföderation, und aus dem Muschelhügel Yuha-ri, beides archäologische Stätten in Gimhae, Südkorea. Einige der acht Individuen aus der Drei-Reiche-Periode wurden als Grabbesitzer identifiziert, andere als Menschenopfer und eines, ein Kind, wurde in einem sogenannten Muschelhügel begraben. Alle Gräber sind damit typisch für die Bestattungspraktiken der Gaya-Region zwischen 300 und 500 n. Chr. „Die individuellen genetischen Unterschiede stehen in keinem Zusammenhang mit der Grabtypologie, was darauf hindeutet, dass die Entwicklung der Drei Königreiche in Korea nicht mit der genetischen Abstammung zusammenhängt“, erklärt der Anthropologe Pere Gelabert.

Sechs der acht Individuen waren genetisch näher verwandt mit modernen Koreaner:innen, modernen Japaner:innen, Kofun-Japaner:innen und neolithischen Koreaner:innen. Die Genome der verbleibenden zwei Personen lagen etwas näher an den Genomen der modernen Japaner:innen und der alten japanischen Jomonen. „Das bedeutet, dass die genetische Vielfalt auf der koreanischen Halbinsel in der Vergangenheit größer war als heute“, so Gelabert.

Zu sehen sind die freigelegten Überreste eines Kinder-Skelettes.
Grabstätte von AKG_3420 aus Yu-hari, es handelt sich um ein Kind aus der koreanischen Drei-Königreiche-Zeit (© John Bahk).

Im Gegensatz zu den 1700 Jahre alten Funden haben heutige Koreaner:innen die mit den Jomonen assoziierte genetische Komponente verloren, was auf eine relative genetische Isolation nach der Periode der Drei-Königreiche-Zeit zurückzuführen ist. Diese Analyseergebnisse stützen eine gut dokumentierte koreanische Geschichte nach der Drei-Königs-Periode, die darauf hindeutet, dass sich die Koreaner:innen dieser Zeit innerhalb der Halbinsel vermischten und ihre genetischen Unterschiede abnahmen, bis die koreanische Bevölkerung so homogen wurde, wie wir sie heute kennen.

„Eine detaillierte DNA-basierte Vorhersage von Gesichtsmerkmalen für die acht Genome zeigte, dass die Koreaner:innen der Drei-Königreiche-Periode modernen Koreaner:innen ähnelten“, so Gelabert, dem es erstmals gelang, ausschließlich auf der Grundlage der DNA Gesichter eines antiken Individuums zu rekonstruieren. Dieser Ansatz könnte einen Präzedenzfall für andere Studien zu alten Genomen schaffen, um Gesichtsmerkmale vorherzusagen, wenn die Schädel extrem degradiert sind.

Nach einer Pressemeldung der Universität Wien

Unser Sonderheft-Abo

Sonderheftabonnement der ANTIKEN WELT & Archäologie in Deutschland

  • 14% Preisvorteil
  • jederzeit kündbar nach Ablauf der Mindestlaufzeit von einem Jahr
  • portofreie Zustellung vor Erstverkaufstag 
  • 6 Sonderhefte im Jahr; jedes Heft behandelt ein speziell ausgewähltes Thema
  • Das Beste aus ANTIKE WELT und Archäologie in Deutschland