Das „Fagan-Fragment“ – für immer im Akropolismuseum

In einem einfachen, aber sehr bewegenden Ereignis wurde das „Fagan-Fragment“ endlich wieder im östlichen Fries des Parthenon eingesetzt. Dort soll es für immer bleiben.

Das Fragment wird wieder in den Parthenonfries eingesetzt
Der Moment der Wiedervereinigung durch die Konservatoren des Akropolismuseums (Foto: Ministerium für Kultur und Sport)

Es ist die erste Rückführung, die von Staat zu Staat stattfindet. Sie wurde durch eine Vereinbarung ermöglicht, die das Ergebnis eines fruchtbaren Dialogs war: zwischen der sizilianischen Regierung – mit Alberto Samonà, dem regionalen Berater für Kulturelles Erbe und Sizilianische Identität – und der griechischen Regierung – mit Ministerin L. Mendoni. Abgeschlossen wurde sie zwischen dem Museo Archeologico Regionale Antonino Salinas in Palermo, unter der Leitung von Dr. Caterina Greco, und dem Akropolis-Museum in Athen, unter der Leitung von Professor Nikolaos Stampolidis.

Der gesamte Prozess wurde durch ein Dekret der Regierung der Region Sizilien von Assessor Alberto Samonà und Präsident Nello Musumeci ratifiziert. Die Rückführung wurde vom italienischen Kulturministerium und Minister Dario Franceschini für das Akropolis-Museum, das Ministerium für Kultur und Sport sowie Ministerin Lina Mendoni bestätigt.

Internationale Zusammenarbeit führte zum Ziel

In ihrer Ansprache sagte Lina Mendoni: „Heute ist der Anfang. Ein Anfang von historischem Ausmaß. Der heutige Tag markiert den Abschluss eines Vorhabens, das in der Vergangenheit immer wieder diskutiert wurde und stets in einer Sackgasse endete. Diese Bemühungen nahmen im Januar 2022 substanzielle und konkrete Formen an. Als die Vereinbarung zwischen der Autonomen Regierung Siziliens und dem Ministerium für Kultur und Sport der Hellenischen Republik – nach vielen Monaten freundschaftlicher Konsultationen – getroffen wurde und die dauerhafte Rückkehr des Fagan-Fragmentes nach Athen ermöglicht wurde.

Es dauerte weniger als fünf Monate bis zur historischen Wiedervereinigung. Das von der Regierung Siziliens und dem Kulturministerium der Italienischen Republik verfolgte Verfahren für die endgültige Rückführung des Fagan-Fragments zeigt den klaren und ethischen Weg für die Rückgabe der Parthenon-Skulpturen an Athen. Die äußerst wichtige Entscheidung des Zwischenstaatlichen Ausschusses der UNESCO vom September 2021 sowie die endgültige Rückgabe des Palermo-Fragments an Athen gibt der legitimen Forderung Griechenlands an die Regierung des Vereinigten Königreichs eine neue Grundlage. Und das ist von allen verstanden worden, auch wenn es nicht zugegeben wird.“

In einer Botschaft, die bei der Veranstaltung verlesen wurde, betonte der italienische Kulturminister Dario Franceschini, dass „Italien eine Vorreiterrolle bei der praktischen Umsetzung des Prinzips der Rückgabe von Kulturgütern einnimmt, um das historische Kulturerbe an seine Ursprungsorte und -völker zurückzugeben.

In diesem Fall befand sich das Kulturgut rechtmäßig in Italien, aber wir wollten eine starke Botschaft der Freundschaft und Nähe zu Griechenland aussenden. Unsere Zusammenarbeit mit Ministerin Lina Mendoni, die ich grüße und der ich danke, wird in diesem Bereich intensiv fortgesetzt. So auch in vielen anderen Bereichen, in denen unsere Länder zusammenstehen, um eine positive internationale Agenda für die kulturelle Zusammenarbeit zu gewährleisten.“

Nikos Stampolidis und Lina Mendoni stehen vor dem Fragment
Nikos Stampolidis, Lina Mendoni, Massimo Osanna, Dimitris Pantermalis, Caterina Greco (Foto: Ministerium für Kultur und Sport)

Erste Schritte bei der Rückgabe von Kulturgütern

In einer Videobotschaft sagte der Assessor für Kulturelles Erbe und Sizilianische Identität, Dr. Alberto Samonà: „Es war unbeschreiblich, was für ein Gefühl wir empfanden, als wir im Januar das Fragment aus Palermo nach Athen begleiteten und sahen, wie sich das zuvor isolierte Stück mit dem ursprünglichen Kunstwerk vereinte. Die Tatsache, dass Sizilien diesen Weg gehen wollte, ist Teil der Vision eines neuen Europas, an das wir glauben: ein Europa der Völker, der Kultur und der Identität, das in seiner Geschichte und seinen tausendjährigen Traditionen verwurzelt ist“.

Der Vorsitzende des Verwaltungsrats des Akropolis-Museums, Professor Dimitris Pantermalis, sagte: „Heute ist ein großer Tag für das Akropolismuseum, denn mit diesem Ereignis endet das Abenteuer eines großen Teils des östlichen Parthenonfrieses. Vor Jahren haben wir mit einem kleinen Schritt begonnen, indem wir einen Abschnitt aus Heidelberg zurückgegeben haben. Nun wird der nächste große Schritt bei der Restaurierung des Parthenon unternommen. Ich hoffe, dass der dritte folgen wird, der der größte sein wird“.

Der Generaldirektor des Akropolis-Museums, Professor Nikos Stampolidis, sagte dazu: „In einer Welt, in der Wirtschaftskrisen, Pandemien und Kriege die Unsicherheit und Angst verstärken und die Werte der Demokratie in Frage gestellt werden, ist das kleine Stück aus Palermo, das sich heute für immer in den Stein VI des Ostfrieses einfügt, in der Tat ein großes Stück, ein Eckpfeiler in seiner Symbolik.“

Die Direktorin des Antonino Salinas-Museums, Dr. Caterina Greco, erklärte, dass „in der tiefen kulturellen Überzeugung, dass Kulturgüter, die aus ihrer Heimat entfernt wurden, in ihr Herkunftsland zurückgebracht werden sollten, die Region Sizilien in gemeinsamer Arbeit und mit der festen Unterstützung des Kulturministeriums die Entscheidung getroffen hat, das Fragment nach Griechenland zurückzubringen“.

Das Fragment wurde wieder im Fries eingesetzt
Das Fagan-Fragment wurde wieder im Fries eingesetzt (Foto: Ministerium für Kultur und Sport)

Es handelt sich um ein Fragment des Steins VI des östlichen Parthenonfrieses, auf dem die Götter des Olymp sitzend dargestellt sind und die Prozession und die Übergabe des Peplos an Athene, der Schutzherrin von Athen, beobachten. Es zeigt die unteren Gliedmaßen der Göttin Artemis, die auf die Prozession der Panathenäer blickt, die sich dem großen Tempel nähern.

Nach einer Pressemeldung des Ministeriums für Kultur und Sport

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