Fake News im antiken Griechenland

Eine zweigeteilte Tagung in Trier und Athen zeigt, wie schon im klassischen Altertum manipulativ kommuniziert wurde.

Fotocollage zur Tagung "Fake News in Griechenland": Statue des Sokrates vor dem Giebel eines Tempels, der Athena, flankiert von mehreren Personen zeigt.
Auch Platon sah manipulative Kommunikation als ein probates Mittel (Foto: Colourbox).

Fake News gab es schon in der Antike. In einer Tagung in zwei Teilen werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darlegen, dass schon in der antiken griechisch-römischen Welt „manipulativ kommuniziert“ wurde, wie Diego De Brasi das Phänomen formuliert. Der Juniorprofessor für Klassische Philologie an der Universität Trier leitet gemeinsam mit seinem Trierer Kollegen Dr. Theofanis Tsiampokalos und mit Prof. Dr. Amphilochios Papathomas von der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen das ungewöhnliche Tagungsformat. Welche beiden Städte wären dafür besser prädestiniert als die einstigen antiken Machtzentren Athen und Trier?

Vom 1. bis 3. Juni werden zwölf Wissenschaftler aus Athen in Trier Vorträge zu „Fake News in und aus der Antike“ halten, so der Tagungstitel. Im September reisen Forscherinnen und Forscher der Universität Trier nach Athen, um sich dort aus ihrer Fachperspektive mit der Thematik auseinanderzusetzen. Die erste Konferenz wird sowohl in Präsenz in der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier als auch in einem Livestream zu verfolgen sein.

Kommunikation als zentrales Thema

„Meine Tagungsleiterkollegen und ich fanden es sehr reizvoll, Verbindungen und Vergleiche zwischen heutigen und antiken Gesellschaften und Kulturen herzustellen. Da Kommunikation aktuell eines der zentralen Themen ist und auch schon in der Antike von enormer Bedeutung war, haben wir uns entschieden, Fake News als eine Form der Kommunikation zum Tagungsthema zu machen“, erklärt Diego De Brasi die Entstehungsgeschichte.

In den vergangenen Jahren hat die Forschung formale Aspekte für die Kategorisierung von Fake News herausgearbeitet, die auch als Grundlage für die wissenschaftliche Spurensuche in der Antike dienen. Eine besondere wissenschaftliche Spürnase ist bei der Suche nach Jahrtausende alten Falschmeldungen nicht erforderlich. Sie waren quasi ein Alltagsbegleiter. „Schon Platon hat darüber nachgedacht, wie man die Bevölkerung durch gezielt gesteuerte Kommunikation zu einem größeren sozialen Zusammenhalt führen könnte. Und auch in kirchlichen Texten, besonders in der Spätantike, sind Umdeutungen zum eigenen Zweck vorgenommen worden“, sagt Diego De Brasi.   

Große Bandbreite

Die Tagungsvorträge in Trier und Athen bilden die große Bandbreite von antiken Fake News in regionaler und kultureller Hinsicht ab. Da geht es beispielsweise um Desinformation in öffentlichen Diskursen in Athen, um Fake News im griechischen Roman oder in der griechischen Geschichtsschreibung, vor allem mit Blick auf bedeutende Ereignisse, wie beispielsweise den trojanischen Krieg oder den Spartakus-Aufstand, die noch heute manche kulturellen Debatten prägen.

Gehörten Fake News in der Antike ebenso zum Alltag wie in der heutigen Zeit? „Das könnte möglicherweise eine Erkenntnis der Tagung sein. Allerdings ist die Distribution durch moderne Kommunikationsmittel um ein Vielfaches schneller und breiter“, so Juniorprofessor Diego De Brasi.

Nach einer Pressemeldung der Universität Trier

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