Riesige Höhlenkunst in Alabama

Eine der im 3D-Modell identifizierten Figuren. Diese anthropomorphe Figur im Ornat ist 2,08 Meter groß, 19th Unnamed Cave, Alabama (Bildnachweis: Jan F. Simek, Stephen Alvarez & Alan Cressler).

Archäologen haben die größten bislang bekannten Höhlenbilder der amerikanischen Ureinwohner entdeckt, darunter die Darstellung einer Klapperschlange mit einer Länge von über 3 Metern. Die gewaltigen Zeichnungen aus der Zeit vor dem ersten Kontakt mit den Europäern sind über 1000 Jahre alt und stellen möglicherweise Geister der Unterwelt dar.

Diese Entdeckung wurde in der sog. 19th Unnamed Cave in Alabama gemacht, die erstmals 1998 untersucht wurde und aus Sicherheitsgründen anonymisiert ist. Die Höhle beherbergt die reichhaltigste bekannte Höhlenmalerei der amerikanischen Ureinwohner im Südosten Nordamerikas und umfasst Hunderte von Bildern.

Jetzt haben die Forscher herausgefunden, dass sie auch die größte Höhlenkunst der amerikanischen Ureinwohner beherbergt. Professor Jan F. Simek und ein Team von Forschern machten diese Entdeckung, als sie daran arbeiteten, die Höhle besser zu dokumentieren, und veröffentlichten die Ergebnisse in der Zeitschrift Antiquity.

„Wir wussten, dass die Höhle Schlammglyphen der amerikanischen Ureinwohner aus der Zeit vor dem ersten Kontakt mit den Europäern enthält, und wir führten ein 3D-Fotogrammetrie-Dokumentationsprojekt durch, um die Verwaltung und Erhaltung der Höhle zu unterstützen“, sagte Professor Simek von der University of Tennesse.

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Bei der Photogrammetrie werden Tausende von Fotos aufgenommen, aus denen ein 3D-Modell erstellt werden kann. Dies liefert nicht nur eine genaue Aufzeichnung der Stätte, sondern kann auch zur Dokumentation der Kunstwerke beitragen, da die Forscher die Bilder aus neuen Blickwinkeln betrachten können. Dies ist besonders wichtig in der 19th Unnamed Cave, wo niedrige Decken die Betrachtung der Bilder erschweren.

Bei der Verwendung des 3D-Modells entdeckte das Team fünf riesige, bisher unbekannte Glyphen, als es einen Blick auf die Decke tief in der Höhle warf, jenseits des Bereichs, den das Sonnenlicht erreicht.

Stephen Alvarez bei der Dokumentation in der 19th Unnamed Cave, Alabama (Foto: A. Cressler).

„Die sehr großen Höhlenmalereien können aufgrund der beengten Platzverhältnisse in der Höhle nicht in natura gesehen werden“, so Professor Simek.

Es handelt sich um anthropomorphe Figuren in aufwändigem Ornat und eine Schlange. Letztere ist mit einer Länge von über 3 Metern die größte Darstellung. Es scheint sich um eine Diamantklapperschlange zu handeln, die größte Klapperschlange Amerikas und ein Tier, das den indigenen Völkern des Südostens heilig war.

Das Team führte auch Radiokarbondatierungen in der Höhle durch, die zeigten, dass es sich um eine über 1 000 Jahre alte Stätte handelt, die im ersten Jahrtausend nach Christus besucht wurde. Zu dieser Zeit begannen Ackerbau und dauerhafte Siedlungen den Lebensstil der Nomaden in der Region zu ersetzen.

Die Ureinwohner Amerikas veränderten ihre Landschaft in großem Umfang und brachten dabei oft religiöse und spirituelle Vorstellungen mit ein. Im Südosten wurden große Grabhügel errichtet, um zu den Geistern der Oberwelt aufzusteigen. Höhlen waren ebenfalls heilige Räume, die als das Gegenteil der Hügel angesehen wurden – als Wege in die Unterwelt. Das Team glaubt daher, dass die neu entdeckten Glyphen die Geister der Unterwelt darstellen könnten.

Sie glauben auch, dass sie nur an der Oberfläche dieser Funde kratzen. Die 19th Unnamed Cave ist eine gut untersuchte Stätte, doch diese Bilder waren bisher übersehen worden. Das Team hofft, dass die Anwendung der Photogrammetrie auf andere Stätten zu weiteren Erkenntnissen führen könnte, die unser Verständnis der alten indianischen Höhlenkunst revolutionieren könnten.

„Diese Bilder unterscheiden sich von den meisten antiken Kunstwerken, die bisher im amerikanischen Südosten beobachtet wurden, und deuten darauf hin, dass unser Verständnis dieser Kunst möglicherweise auf unvollständigen Daten beruht“, so Professor Simek.

Originalpublikation:

Discovering ancient cave art using 3D photogrammetry: pre-contact Native American mud glyphs from 19th Unnamed Cave, Alabama – Jan F. Simek, Stephen Alvarez & Alan Cressler, https://doi.org/10.15184/aqy.2022.24

Nach einer Pressemeldung von Antiquity.

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