Mit Archäologie und Genetik dem teuersten Gewürz der Welt auf der Spur

Minoisches Fresko der "Safransammlerinnen" aus Thera, Detail.
Minoisches Fresko der „Safransammlerinnen“ aus Thera, Detail. Foto via Wikimedia Commons.

In einer neuen Studie konnten Forscher zeigen, dass die ersten Darstellungen des domestizierten Safrankrokus wahrscheinlich aus dem bronzezeitlichen Griechenland stammen. Diese Belege, die darauf hindeuten, dass die Art um etwa 1700 v. Chr. erstmals in Griechenland domestiziert wurde, stimmen mit jüngsten Ergebnissen der Genetik überein, die zeigten, dass ihr engster wilder Verwandter nur in Griechenland vorkommt.

Safran, das teuerste Gewürz der Welt, wird aus den Blüten des Safran-Krokus (Crocus sativus) gewonnen. Er wird schon seit Tausenden von Jahren im Mittelmeerraum angebaut. Doch wann und wo wurde Safran von unseren Vorfahren erstmals domestiziert? In einer Übersichtsarbeit in „Frontiers in Plant Science“ kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Hinweise aus der antiken Kunst und die aus der Genetik in derselben Region zusammenlaufen. „Sowohl die antiken Kunstwerke als auch die Genetik deuten auf das bronzezeitliche Griechenland (ca. 1700 v. Chr. oder früher) als Ursprung der Domestizierung von Safran hin“, so Ludwig Mann, einer der Hauptautoren und Doktorand an der Technischen Universität Dresden, Deutschland.

Die Gattung Crocus mit ihren etwa 250 Arten ist von Süd- und Mitteleuropa und Nordafrika bis nach Westchina verbreitet. Im Gegensatz zum domestizierten Safran vermehren sich diese Arten in der freien Natur geschlechtlich. Die erste bekannte Verwendung von Wildkrokussen durch den Menschen war die Verwendung als Pigment für Höhlenmalereien vor etwa 50.000 Jahren im heutigen Irak. Alte Texte aus Sumer, Assyrien und Babylonien beschreiben ebenfalls die Verwendung von Wildkrokussen in der Medizin und als Farbstoff.

Ungeschlechtliche Vermehrung durch den Menschen

Safranblüte.
Safranblüte. Foto: محمد حقدوست, CC-BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons.

Im Gegensatz dazu wächst der domestizierte Safran nicht in der freien Natur und kann nur mit menschlicher Hilfe ungeschlechtlich vermehrt werden, indem man seine unterirdischen Knollen teilt. Das Verfahren wurde erstmals von dem griechischen Gelehrten Theophrastus im 4./3. Jh. v. Chr. beschrieben. Heute wird Safran weltweit angebaut, um in der Küche, als Parfüm und als gelber Farbstoff verwendet zu werden. Aus 15.000 bis 16.000 Blüten, für deren Ernte 370 bis 470 Arbeitsstunden erforderlich sind, wird ein einziges Kilo gewonnen, das zwischen 1.300 und 10.000 Dollar wert ist.

„Herauszufinden, wo und wann Safran zum ersten Mal domestiziert wurde, ist nicht einfach: Die Art ist genetisch schwer zu untersuchen, weil sie drei Kopien jedes Chromosoms statt der üblichen zwei hat und ein großes Genom mit einem hohen Anteil an schwer zu sequenzierender, sich wiederholender DNA“, sagt die Erstautorin Seyyedeh-Sanam Kazemi-Shahandashti, Doktorandin am Institut für Bio- und Geowissenschaften des Forschungszentrums Jülich, Deutschland.

„Da aus der Antike keine Krokusreste erhalten sind, greifen wir hier auf antike Kunstwerke zurück, auf denen safranähnliche Pflanzen abgebildet sind. Wir erwarteten, dass diese uns auf bestimmte Regionen hinweisen könnten.“

Zwei unabhängige Beweislinien aus Archäologie und Genetik

Die Autoren argumentieren, dass Kunstwerke aus der minoischen Zivilisation des antiken Griechenland wahrscheinlich die ältesten sind, auf denen domestizierter Safran abgebildet ist. So deuten beispielsweise die dichten Krokusblüten auf einem Fresko von der Insel Santorin (ca. 1600 v. Chr.), das mit „Die Safransammlerinnen“ betitelt wird, auf den Anbau hin. Ein anderes Fresko auf derselben Insel, „Die Anbeterinnen“, zeigt Blüten mit langen, dunkelroten Narben, die die dunkelvioletten Blütenblätter überragen, was typisch für domestizierten Safran ist. Blumen mit diesen Merkmalen sind auch auf Keramiken und Stoffen aus dem bronzezeitlichen Griechenland abgebildet und symbolisch im Ideogramm für Safran in der antiken Linear-B-Schrift wiedergegeben. In Ägypten zeigen Grabmalereien aus dem 15. und 14. Jahrhundert v. Chr., wie Botschafter aus Kreta Tribut in Form von mit Safran gefärbten Textilien brachten.

Fresko der "Safransammlerinnen" aus Thera.
Fresko der „Safransammlerinnen“ aus Thera. Foto via Wikimedia Commons.

Ein Ursprung des domestizierten Safran im bronzezeitlichen Griechenland stimmt mit den Ergebnissen von Genetik-Studien aus dem Jahr 2019 überein, die zeigten, dass die Art C. cartwrightianus, die nur auf dem griechischen Festland und auf Kreta vorkommt, der engste wilde Verwandte des Safrans ist.

Die Autoren glauben, dass der moderne Safrankrokus mit seinen drei Genomen auf natürliche Weise aus der Wildnis hervorgegangen ist, entweder ausschließlich aus C. cartwrightianus oder aus Hybriden zwischen C. cartwrightianus und einer anderen Krokusart. Der Safrankrokus wurde dann von den Griechen der Bronzezeit wegen seiner hervorragenden Eigenschaften als Gewürz beibehalten.

Die Autoren werden den Eigenschaften des Safrans weiter nachgehen, so der Endautor Dr. Tony Heitkam, Leiter der Arbeitsgruppe Pflanzengenomik an der Technischen Universität Dresden: „Alle Safrankrokusse auf der ganzen Welt sind heute praktisch Klone, die auf die Entstehung des Safrans im antiken Griechenland zurückgehen. Obwohl sie dasselbe Genom haben, kann Safran je nach Region unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Wir haben damit begonnen, die molekularen Ursachen, insbesondere die so genannten ‚epigenetischen‘ Unterschiede, für diese regionale Variation zu untersuchen.“

Nach einem Artikel von Mischa Dijkstra auf Frontiers Science News

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