Antike Schüsseln mit hebräischen Beschwörungen und Zauberformeln aufgefunden

Hunderte von antiken Fundstücken, darunter seltene Artefakte aus Elfenbein aus der biblischen Zeit und Schüsseln mit inschriftlichen Beschwörungen, wurden bei einem Einwohner Jerusalems beschlagnahmt, der des illegalen Handels mit antiken Gegenständen verdächtigt wurde. Die Aktion wurde von der Einheit zur Diebstahlbekämpfung der Israelischen Antikenbehörde und der Lev HaBira-Polizei durchgeführt.

Magische Schüsseln aus Jerusalem.
Magische Schüsseln aus Jerusalem mit Beschwörungen und Zauberformeln. Foto: Friends of the Israel Antiquities Authority.

Unter den aufgefundenen Gegenständen waren auch antike Schalen, die etwa 1 500 Jahre alt sind und Zaubersprüche und Beschwörungen in hebräischer Sprache enthalten. Daneben wurden Hunderte von antiken Münzen, Glaswaren und Waffen bei einer gemeinsamen Durchsuchung der Antikenbehörde und der Lev HaBira-Polizei im Haus eines Bewohners des Jerusalemer Stadtteils Ramat Shlomo entdeckt.

Die Beschwörungsschalen, auch bekannt als „Schwurschalen“, wurden in der Antike als eine Art Amulett verwendet und stammen aus dem 4. bis 8. Jh. n. Chr. Es war üblich, sie zum Schutz unter dem Fußboden des Hauses zu vergraben. In das Innere der Schalen wurden magische Inschriften mit Beschwörungen in babylonisch-aramäischer Sprache geschrieben. Diese Inschrift sollte Flüche, Dämonen, Krankheiten und Ungeziefer bekämpfen.

Laut Amir Ganor, dem Leiter der Diebstahlsbekämpfungs-Einheit bei der Antikenbehörde, stammen diese Schalen von antiken Stätten in Mesopotamien, dem heutigen Irak. Die Inschrift wurde von Künstlern je nach ihren persönlichen Bedürfnissen für einen bestimmten Kunden geschrieben. Gelegentlich wurde, wie auf einer der Schalen zu sehen ist, eine Figur des „Nacht“-Dämons in die Mitte der Schale gemalt, also des Individuums, das die Schale abwehren sollte. Im Jahr 2003, nach dem Irak-Krieg, gelangten Tausende von gestohlenen Beschwörungsschalen auf den internationalen Handelsmarkt.

Die israelische Antikenbehörde geht davon aus, dass der Verdächtige die Schalen repariert und restauriert hat, um sie zum Verkauf anzubieten. Neben den Antiquitäten wurden in seinem Haus verschiedene Chemikalien beschlagnahmt, die wohl für die Restaurierung der Töpferwaren sowie für die Reinigung antiker Metalle und Münzen bestimmt waren.

Außerdem wurden im Haus des Verdächtigen auch seltene Gegenstände aus der biblischen Zeit entdeckt: Objekte aus Knochen und Elfenbein, die im phönizischen Stil mit ägyptischen Motiven verziert waren und neben geometrischen Ornamenten auch Szenen aus der Tierwelt zeigten. Auf einem der Gegenstände sind zwei Greifen zu sehen – geflügelte Löwen mit menschlichem Gesicht, die sich gegenüberstehen. Das zweite Artefakt stellt einen Konvois von vierflügeligen Löwen dar, die hintereinander marschieren. Ähnliche Elfenbeinobjekte wurden bei früheren Ausgrabungen in einer antiken Stätte in Samaria entdeckt, wo eine große Elfenbeinsammlung – bekannt als „Elfenbeine von Samaria“ – gefunden wurde, sowie an anderen antiken Stätten wie Tel Megiddo. Es handelt sich um dekorative Gegenstände, die im 9. und 8. Jh. v. Chr. mit Nägeln an Holzmöbeln befestigt wurden. Der Fund von verzierten Artefakten aus Elfenbein aus dieser Zeit ist äußerst selten, und die Einschätzung der Antikenbehörde geht dahin, dass die Artefakte illegal in einem der biblischen Hügel in Samaria oder in Nordisrael ausgegraben wurden.

„Antiquitäten gehören uns allen. Sie sind unser Erbe.“ Sagt Eli Eskozido, Direktor der israelischen Altertumsbehörde. „Nicht autorisierte Antiquitätenhändler ermutigen Plünderer, antike Stätten auf der Suche nach Funden für den Verkauf auf dem Antiquitätenmarkt zu zerstören. Im Namen der Habgier plündern sie antike Stätten und reißen die Funde aus ihrem historischen Kontext, wodurch ein Teil der menschlichen Geschichte verloren geht“.

In der Wohnung des Verdächtigen wurden Dokumente beschlagnahmt, die Aufschluss über seine Verbindungen zu Antiquitätenräubern und nicht autorisierten Händlern geben. Im Anschluss an die Ermittlungen gegen den Verdächtigen trafen die Inspektoren der Antikenbehörde in einem Auktionshaus im Stadtzentrum ein, wo sie weitere antike Artefakte beschlagnahmten, die der Verdächtige unter Verstoß gegen das Gesetz zum Verkauf angeboten hatte. Unter den Funden befanden sich antike Waffen, Glaswaren sowie Bronze- und Silbermünzen.

Nach Abschluss der Ermittlungen wird die Akte an die Rechtsabteilung der Antikenbehörde weitergeleitet, um die Erhebung einer Anklage wegen versuchten Handels mit antiken Gegenständen ohne Genehmigung, wegen Nichtmeldung des Fundes einer Antiquität, wegen Nichtanmeldung einer Sammlung und wegen Besitzes von Gegenständen, die im Verdacht stehen, gestohlen worden zu sein, zu prüfen – Straftaten, die mit bis zu drei Jahren Gefängnis geahndet werden können.

Nach Pressemitteilung der Friends of the Israel Antiquities Authority

Cover ANTIKE WELT 121

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