Waffenfunde im ältesten Tempel von Velia

Helm vom Typ Negau in Fundlage (Foto: Archäologischer Park Paestum & Velia)

Die kürzlich abgeschlossene Ausgrabungskampagne des Archäologischen Parks von Paestum und Velia hat zur Entdeckung spektakulärer Fundstücke geführt. Die Waffen, die in einem Heiligtum auf der Akropolis des antiken Velia (griechisch Elea) gefunden wurden, könnten mit der großen Seeschlacht von Alalia um 540 v. Chr. zusammenhängen, die Herodot in seinem Geschichtswerk schildert. Gleichzeitig geben die Forschungsergebnisse Aufschluss über die ältesten Phasen der Stadt, die im Anschluss an besagte Seeschlacht von Kolonisten aus der griechischen Stadt Phokaia in Kleinasien gegründet wurde.

Im Zuge der Ausgrabungen wurden Mauern aus ungebrannten Ziegeln gefunden, deren Bautechnik bereits aus den Behausungen der archaischen Zeit am Rande der Akropolis bekannt ist. Die neuen Befunde auf dem Gipfelplateau deuten auf ein rechteckiges Gebäude von mindestens 18 m Länge und 7 m Breite hin, dessen Boden aus Stampflehm und Ziegeln bestand. In den abgetragenen Erdschichten fanden sich Teile der Fassade, bemalte Keramik, Vasen mit der Aufschrift „IRE“ („heilig“) und zahlreiche Fragmente von Waffen und Rüstungen. Darunter waren auch zwei Helme in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand, einer vom sogenannten chalkidischen Typ und der andere vom Typ Negau.

„Die archäologischen Funde auf der Akropolis von Elea/Velia deuten darauf hin, dass das Bauwerk für einen sakralen Zweck bestimmt war“, sagt Massimo Osanna, Generaldirektor der Museen und amtierender Direktor des Archäologischen Parks von Paestum und Velia. „Aller Wahrscheinlichkeit nach“ – so Osanna weiter – „wurden in dieser Umgebung die Relikte aufbewahrt, die der Göttin Athene nach der Schlacht von Alalia geopfert wurden, der Seeschlacht zwischen den griechischen Flüchtlingen aus Phokaia und einer Koalition von Karthagern und Etruskern, die zwischen etwa 541 und 535 v. Chr. im Tyrrhenischen Meer zwischen Korsika und Sardinien stattfand. Die beiden Helme, die erst vor wenigen Tagen von der Erde befreit wurden, müssen noch im Labor gereinigt und untersucht werden. Auf der Innenseite könnten sich Inschriften befinden, was bei antiken Rüstungen durchaus üblich ist. Diese könnten helfen, ihre Geschichte genau zu rekonstruieren, vielleicht sogar die Identität der Krieger, die sie trugen, festzustellen. Sicherlich sind dies nur erste Überlegungen.“

Die Ausgrabungen haben auch die Chronologie des bereits bekannten Haupttempels der Stadt, der der Göttin Athene geweiht war, erhellt. Es zeigte sich, dass der Bau dieses Haupttempels chronologisch nach dem in den letzten Monaten freigelegten Sakralbau eingeordnet werden muss. Später, in hellenistischer Zeit, wurde der gesamte Komplex dann durch den Bau einer monumentalen Säulenhalle (Stoa), die den größeren Tempel umgab, völlig umgestaltet.

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„Die Struktur des ältesten Tempels geht auf die Jahre 540–530 v. Chr. zurück, also auf die Jahre unmittelbar nach der Schlacht von Alalia“, erklärt Osanna, „während der jüngste Tempel, von dem man bisher annahm, dass er aus hellenistischer Zeit stammt, in seiner ältesten Phase auf die Jahre 480–450 v. Chr. zurückgeht und dann im 4. Jahrhundert v. Chr. renoviert wurde“. Es ist daher möglich, dass die aus Alalia geflohenen Phokier den Tempel unmittelbar nach ihrer Ankunft errichteten, nachdem sie sich an der italischen Küste niedergelassen und dort ihren Handelsstützpunkt eingerichtet hatten. „Und zu den Relikten, die sie ihrer Göttin opferten, um ihr Wohlwollen zu gewinnen“, schließt Osanna, „zählten die Waffen, die sie ihren Feinden in jener epischen Seeschlacht abgerungen hatten, die das Gleichgewicht der Kräfte im Mittelmeerraum veränderte.“

In Anbetracht der wichtigen Forschungsergebnisse wird der Park neue Untersuchungen planen, um die Geschichte der griechischen Kolonie weiter zu rekonstruieren.

Nach Pressemeldungen des italienischen Ministero della Cultura und des Archäologischen Parks Paestum & Velia

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