Nordafrika kommt exklusiv nach Trier

Erstmals kommen Leihgaben aus vier der wichtigsten algerischen und tunesischen Museen anlässlich der Landesausstellung „Der Untergang des römischen Reiches“ in das „Zentrum der Antike“ nach Trier.

Nordafrika war in der Spätantike eines der Zentren abendländischer Kultur. Die von den Römern „Dioecesis Africae“ genannte Region zählte mit den sieben römischen Provinzen im Maghreb zu den reichsten Gebieten Westroms.

Zu sehen ist das Porträt einer Frau in einem gelben Gewand und einer roten Clamys. In ihrer linken Hand hält sie einen langen Stab, die rechte Hand hält sie vor ihre Brust, Zeige- und Mittelfinger sind ausgestreckt (Segensgestus). Hinter ihrem Kopf befindet sich ein Nimbus.
Mosaik, „Dame von Karthago“ (Foto: Carthage, Musée national de Carthage, Inv. 03-03-19-700).

Ab dem 25. Juni 2022 widmet das Rheinische Landesmuseum Trier dieser Region ein wichtiges Kapitel in der Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“.   

Nordafrika war der Lebensraum eines Teils der kulturellen Elite Europas, die nicht nur die klimatischen Vorzüge der Region, sondern auch die Wirtschaftskraft und finanzielle Stärke dieser für das Weströmische Reich lebenswichtigen Provinzen genossen. Hier existierte ein bedeutendes Wirtschaftszentrum, das reich an Tempeln, Thermen, Luxus und Theatern war. Als Kornkammer des Weströmischen Reiches und wichtiger Öllieferant war es für den Fortbestand des Imperium Romanum überlebenswichtig. Karthago war in dieser Zeit, gemeinsam mit Rom und Trier,  eine der größten römischen Städte des Westens und ein Dreh- und Angelpunkt für Warentransporte, Finanzwesen und Verwaltung.

Der Verlust vieler Provinzen 439 an die Vandalen bedeutete für das Imperium enorme wirtschaftliche Einbußen, die das Weströmische Reich so weit schwächten, dass es sich von dieser Zäsur nicht mehr erholte. Die 468 gescheiterte Rückeroberung der vandalischen Gebiete durch ein vereintes west- und oströmisches Heer scheitere desaströs. Von diesem militärischen Misserfolg mit dem endgültigen Verlust seiner Kornkammer erholte sich das Weströmische Reich nicht mehr. Damit fand in Nordafrika eines der entscheidenden Kapitel zum Untergang des römischen Reiches statt. Dass mit dem „Musée national des Antiquités des arts islamiques“ und dem „Musée de Timgad“ in Algerien sowie dem „Musée national du Bardo“ und dem „Musée national de Carthage“ in Tunesien vier der wichtigsten Museen Nordafrikas wertvolle Exponate in das Rheinische Landesmuseum nach Trier schicken werden, ist dem internationalen Renommee des Ausstellungsteams um Dr. Marcus Reuter, Dr. Elisabeth Dühr und Markus Groß-Morgen zu verdanken.

Mit dem Mosaik „Pax Aeclesiae“ und Holztäfelchen mit vandalenzeitlichen Verträgen reisen außergewöhnliche Leihgaben aus Algerien an die Mosel. Sie bilden gemeinsam mit den tunesischen Exponaten, dem „Mosaik der Natalica“ und dem Mosaik der „sog. Dame von Karthago“, einzigartige Zeugnisse der römischen Kulturgeschichte in der großen rheinland-pfälzischen Landesausstellung 2022 in Trier.

Das Rheinische Landesmuseum, das Museum am Dom und das Stadtmuseum Simeonstift in Trier sind vom 25. Juni bis zum 27. November 2022 Schauplatz der Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“. Mehr als 700 Kunstwerke von 130 nationalen und internationalen Leihgebern machen Trier in diesen Monaten zu einer Schatzkammer auf Zeit. Als das „Zentrum der Antike“ bietet die Kaiserresidenz der Spätantike mit ihren weltberühmten UNESCO-Welterbestätten den passenden Rahmen für dieses einzigartige Ausstellungsprojekt. Weitere Informationen unter https://untergang-rom-ausstellung.de/

Nach einer Pressemeldung der Generaldirektion Kulturelles Erbe, RLP

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