Seltene römische Holzfigur in Buckinghamshire entdeckt

Bei Arbeiten am HS2-Projekt wurde eine seltene römische Holzschnitzfigur entdeckt. Im Juli 2021 entnahmen Archäologen von Infra Archaeology, die für den HS2-Auftragnehmer Fusion JV arbeiteten, die gut erhaltene Figur aus einem wassergesättigten römischen Graben in einem Feld in Twyford, Buckinghamshire.

Das Bild zeigt die Holzfigur aus Buckinghamshire von der Front, der Seite und von hinten. Sehr deutlich ist die Tunika zu sehen, die gerafft ist.
Seltene römische Holzfigur, die von HS2-Archäologen in Buckinghamshire entdeckt wurde (Foto: HS2).

Bei ihren Untersuchungen in Three Bridge Mill stieß das Team auf ein Stück Holz, das sie zunächst für zersetzt hielten. Als sie es weiter ausgruben, kam eine menschenähnliche oder anthropomorphe Figur zum Vorschein. Die Figur, die aus einem einzigen Stück Holz geschnitten wurde, ist 67 cm hoch und 18 cm breit.

Nach erster Einschätzung wird die Holzfigur aufgrund des Schnitzstils und der tunikaähnlichen Kleidung in die frühe römische Zeit datiert. In demselben Graben wurden auch Keramikscherben aus der Zeit von 43-70 n. Chr. gefunden. Die Archäologen können zwar nicht mit Sicherheit sagen, wofür die geschnitzte Figur verwendet wurde, aber es gibt Beispiele dafür, dass geschnitzte Holzfiguren den Göttern als Geschenk dargebracht wurden. Es ist möglich, dass die Figur nicht einfach in den Graben geworfen wurde, sondern dass sie bewusst dort platziert wurde.

Die Holzfigur liegt in einem Behälter voll klarer Flüssigkeit, die sie ganz bedeckt. Es handelt sich hierbei um einen Teil des Konservierungsprozesses.
Konservierung der hölzernen Figur (Foto: HS2).

In Anbetracht des vermuteten Alters und der Tatsache, dass es aus Holz geschnitzt wurde, ist die unglaubliche Erhaltung des Artefakts sehr überraschend. Der Sauerstoffmangel in der wassergesättigten Lehmfüllung des Grabens hat dazu beigetragen, dass das Holz nicht verrottet und so über Jahrhunderte erhalten blieb.

Die Figur ist in Anbetracht ihres Alters in einem guten Zustand, aber die Arme unterhalb der Ellbogen und die Füße sind verschlissen. Erstaunlich viele Details sind in der Schnitzerei noch sichtbar, wobei der Hut oder die Frisur der Figur deutlich erkennbar sind. Der Kopf ist leicht nach links gedreht, die Tunika auf der Vorderseite scheint in der Taille gerafft zu sein und reicht bis über die Knie, und die Beine und die Form der Wadenmuskeln sind gut ausgeprägt.

Die Figur wird derzeit vom Konservierungsteam der Yorker Archäologie in deren Speziallabor konserviert. Ein kleines Fragment der Figur, das im Graben abgebrochen wurde, wird zur Radiokohlenstoffdatierung geschickt, um ein genaues Datum für das Holz zu erhalten, und es wird eine Analyse der stabilen Isotope durchgeführt, die Aufschluss über die ursprüngliche Herkunft des Holzes geben könnte.

Geschnitzte Holzfiguren aus der britischen Vorgeschichte und der römisch-britischen Zeit sind äußerst selten. Im Jahr 2019 wurde auf dem Grund eines Brunnens in Northampton ein hölzernes Glied gefunden, das vermutlich eine römische Votivgabe war. Beispiele für vollständige römische Schnitzfiguren wurden in Dijon und Chamalières in Frankreich geborgen. Eine Holzschnitzerei, das „Dagenham Idol“, wurde 1922 am Nordufer der Themse gefunden und auf die Jungsteinzeit datiert. 1866 wurde am Ufer des Flusses Teign in Kingsteignton eine geschnitzte Figur aus der frühen Eisenzeit gefunden.

Nach einer Pressemeldung von HS2

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