Phönizisch-punischer Tempel in Spanien entdeckt?

Die in den letzten Monaten von Ricardo Belizón Aragón und Antonio Sáez Romero vom Institut für Vorgeschichte und Archäologie der Universität von Sevilla durchgeführten Dokumentationsarbeiten mit Hilfe eines geografischen Informationssystems und der Anwendung von Fernerkundungsmethoden (LIDAR) haben es ermöglicht, archäologisch und denkmalpflegerisch sehr interessanten Strukturen in einem Gebiet zwischen Camposoto (in der Gemeinde San Fernando) und Sancti Petri (zwischen den Gemeinden San Fernando und Chiclana) zu lokalisieren.

Der Scan zeigt Bodenunebenheiten in Form eines Quadrats sowie weitere Strukturen in dessen Inneren. Aufgrund der Form könnte es sich um einen Tempel handeln.
LIDAR-Scan der Strukturen, bei denen es sich um einen Tempel handeln könnten (Foto: Universität von Sevilla).

Die Entdeckung wurde im Zentrum für Unterwasserarchäologie des Instituts für historisches Erbe Andalusiens von der regionalen Beauftragten für Kultur und historisches Erbe der andalusischen Regionalregierung in Cadiz, Mercedes Colombo Roquette, vorgestellt. Die Überreste könnten dem phönizisch-punischen Tempel von Melqart und Herkules Gaditanus aus römischer Zeit entsprechen.

Nach einer ersten Analyse der erhaltenen Informationen und der vorhandenen dokumentarischen und archäologischen Daten über das Gebiet haben Mitarbeiter der Gebietsdelegation, der Universität von Sevilla und des Zentrums für Unterwasserarchäologie mehrere Besuche in den Gebieten durchgeführt. Die gesammelten Daten haben gezeigt, dass in der Antike eine völlig andere Umwelt existierte als bisher angenommen: eine neue Küstenlandschaft und ein Küstenstreifen, der seit der Antike stark anthropisiert wurde, mit möglichen Wellenbrechern, großen Gebäuden und sogar einem möglichen geschlossenen Hafendock.

Die Ergebnisse dieser Maßnahmen, die sich mit den Informationen antiker Autoren wie Strabon, Silius Italicus und Philostratus über das Heiligtum von Melqart und Herkules in Beziehung setzen lassen, müssen eingehend untersucht werden, um die Geschichte des Gebiets zu rekonstruieren und die Chronologie, Typologie und Nutzung der einzelnen entdeckten Strukturen zu bestimmen. Künftige Forschungsarbeiten werden sich auf archäologische Untersuchungen (zu Lande und unter Wasser), spezifische dokumentarische und geoarchäologische Studien sowie paläoökologische Probenahmen konzentrieren. All dies zielt interdisziplinär darauf ab, das Wissen über unsere Vergangenheit und den Schutz und die Aufwertung außergewöhnlicher archäologischer Überreste zu fördern, die es der andalusischen Gesellschaft ermöglichen, einen besonders bemerkenswerten Aspekt ihrer Geschichte kennenzulernen und zu genießen, und die einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Andalusiens haben können.

Die Entdeckung ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Forschern der Universität von Sevilla und dem regionalen Ministerium für Kultur und historisches Erbe, die sich auf die dokumentarische und archäologische Erforschung der materiellen Überreste aus punischer und römischer Zeit konzentrierte, von denen die meisten unter Wasser gefunden wurden und die sich in Gebieten von Sancti Petri bis La Caleta in Cádiz befinden.

Nach einer Pressemeldung der Universität von Sevilla

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