Weitere Rammsporne bei den Ägadischen Inseln entdeckt

Bergung von Rammsporn 21 (Foto: RPM Nautical Foundation).

Am Ort der Schlacht bei den Ägadischen Inseln (241 v. Chr.), der entscheidenden Schlacht, die zum Sieg Roms über Karthago im Ersten Punischen Krieg führte, wurden zwei weitere bronzene Rammsporne von Kriegsschiffen und militärische Ausrüstung entdeckt.

Im 16. Jahr der Untersuchung wurden schon vorher vier bronzene Rammsporne und Dutzende von Artefakten geborgen. An der gemeinsamen archäologischen Forschung sind die Soprintendenza del Mare Regione Siciliana, die RPM Nautical Foundation und die Society for the Documentation of Submerged Sites (SDSS) beteiligt. In der Feldsaison im August 2021 wurde die Untersuchung und Ausgrabung der Seeschlachtstätte fortgesetzt, die 2005 von Sebastiano Tusa und dem Team erstmals identifiziert wurde.

Rammsporn 24 am Meeresgrund (Foto: RPM Nautical Foundation).

Die Schlacht, die am 10. März 241 v. Chr. zwischen der römischen und der karthagischen Flotte ausgetragen wurde, fand westlich von Sizilien, zwischen den Ägadischen Inseln Favignana, Levanzo und Marettimo, statt. Die entscheidende Schlacht beendete den langwierigen Ersten Punischen Krieg, der zwischen Rom und seinem Erzrivalen Karthago um die Kontrolle Siziliens geführt wurde. Antike Autoren berichten von der Größe und dem Ausmaß der Schlacht, in der sich Hunderte von Schiffen gegenseitig rammten, als die karthagischen Streitkräfte versuchten, die römischen Linien zu durchbrechen, um die karthagische Armee auf dem sizilianischen Festland zu erreichen und zu versorgen. Der Sieg verschaffte Rom sein erstes überseeisches Territorium (Sizilien) und die Kontrolle über das zentrale Mittelmeer und löste mittelbar zwei nachfolgende Punische Kriege aus.

Bergung von Rammsporn 25 (Foto: RPM Nautical Foundation).

Die Gesamtzahl der bisher entdeckten Rammsporne vor den Ägadischen Inseln hat sich jetzt auf 25 erhöht. Vor diesem Projekt waren nur zwei aus der Antike bekannt, was diese Marinewaffen zu den seltensten Artefakten macht, die aus der antiken Mittelmeerwelt erhalten sind. Zu den Funden der diesjährigen Kampagne gehörten Dutzende von Bleischleudergeschossen, die als tödliche Geschosse im Kampf verwendet wurden, mehrere Bronzehelme und Wangenklappen sowie römische und griechische Münzen. In demselben Gebiet wurde auch ein sehr großes Handelsschiffswrack mit Amphoren aus Lusitanien (dem heutigen Portugal) und Baetica (Spanien) aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. gefunden.

Das ROV auf dem Forschungsschiff Hercules (Foto: RPM Nautical Foundation).

Bei den Feldarbeiten in diesem Sommer sollte die Fundstelle im Norden und Osten durch den Einsatz eines autonomen Unterwasserfahrzeugs (AUV), das den Meeresboden mit Sidescan-Sonar kartiert, und die Inspektion von Zielen mit einem ferngesteuerten Fahrzeug (ROV) an Bord des hochmodernen Forschungsschiffs Hercules abgegrenzt werden. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich über 270 km2, wobei sich die Hauptkampffläche auf 12 km2 erstreckt, für deren Vermessung und Dokumentation Jahre erforderlich waren. Valeria Li Vigni, die Direktorin der Soprintendenza del Mare, der staatlichen Behörde, die für die Überwachung des kulturellen Erbes unter Wasser in Sizilien zuständig ist, sagte: „Zusammen mit den Ergebnissen der vorangegangenen Jahre ergeben die in diesem Sommer gemachten Entdeckungen ein neues Bild dieser antiken Seeschlacht, die aus archäologischer Sicht bisher bei weitem am besten dokumentiert ist.“

Grabungen auf dem Schlachtfeld (Foto: RPM Nautical Foundation).

Die Arbeiten sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Das Battle of the Egadi Islands Project ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Soprintendenza del Mare (unter der Leitung von Valeria Li Vigni), der RPM Nautical Foundation (unter der Leitung von James Goold) und der SDSS (unter der Leitung von Mario Arena). Der AUV-Betrieb wurde von Dr. Timmy Gambin und der Universität von Malta übernommen. Die leitenden Archäologen sind William Murray, Peter Campbell und David Ruff von der RPM Nautical Foundation sowie Ferdinando Maurici und Francesca Oliveri von der Soprintendenza del Mare. Die Forschungen wurden 2005 vom ehemaligen Soprintendenten des Meeres Sebastiano Tusa initiiert.

Nach Pressemeldungen der Soprintendenza del Mare Regione Siciliana und der RPM Nautical Foundation.

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