DNA aus 1.600 Jahre alter Schafsmumie analysiert

Ein Team von Genetikern und Archäologen aus Irland, Frankreich, dem Iran, Deutschland und Österreich hat die DNA einer 1600 Jahre alten Schafsmumie aus einer alten iranischen Salzmine in Chehrābād sequenziert. Dieses bemerkenswerte Exemplar hat die Praktiken der Schafhaltung im alten Nahen Osten enthüllt und unterstreicht, wie die natürliche Mumifizierung den Abbau der DNA beeinflussen kann.

Die unglaublichen Ergebnisse wurden gerade in der internationalen, von Experten begutachteten Zeitschrift Biology Letters veröffentlicht.

Die Salzmine von Chehrābād ist dafür bekannt, dass sie biologisches Material konserviert. Tatsächlich wurden in dieser Mine die menschlichen Überreste der berühmten „Salzmänner“ gefunden, die durch die salzhaltige Umgebung ausgetrocknet waren. Die neue Forschung bestätigt, dass dieser natürliche Mumifizierungsprozess – bei dem einer Leiche das Wasser entzogen wird, wodurch weiches Gewebe erhalten bleibt, das andernfalls zersetzt würde – auch tierische Überreste konserviert.

Das Bein der Schafsmumie ist noch fast vollständig mit dem Fell umgeben, das sich durch die Mumifizierung direkt auf dem Knochen befindet. Zudem hat sich der Huf des Tieres erhalten.
Das mumifizierte Schafsbein, aus dem die DNA gewonnen wurde. (Foto: Deutschen Bergbau-Museums Bochum und des Zanjan Cultural Heritage Centre, Archäologisches Museum von Zanjan)

Das Forscherteam unter der Leitung von Genetikern des Trinity College Dublin machte sich dies zunutze, indem es DNA aus einem kleinen Stück mumifizierter Haut von einem in der Mine gefundenen Bein extrahierte.

Während antike DNA normalerweise beschädigt und fragmentiert ist, stellte das Team fest, dass die DNA der Schafsmumie extrem gut erhalten war; mit längeren Fragmentlängen und weniger Beschädigungen, die normalerweise mit einem so alten Alter verbunden sind. Die Gruppe führt dies auf den Mumifizierungsprozess zurück, wobei die Salzmine ideale Bedingungen für die Konservierung von tierischem Gewebe und DNA bietet.

Der Einfluss des Salzbergwerks zeigte sich auch in den Mikroorganismen, die in der Haut der Schafsbeine vorhanden waren. Salzliebende Archaeen und Bakterien dominierten das mikrobielle Profil – auch bekannt als Metagenom – und trugen möglicherweise auch zur Konservierung des Gewebes bei.

Das mumifizierte Tier war genetisch ähnlich zu modernen Schafrassen aus der Region, was darauf schließen lässt, dass es eine Kontinuität der Abstammung von Schafen im Iran seit mindestens 1.600 Jahren gibt.

Das Team nutzte auch die DNA-Konservierung des Schafs, um Gene zu untersuchen, die mit einem wolligen Vlies und einem fetten Schwanz verbunden sind – zwei wichtige wirtschaftliche Merkmale bei Schafen. Einige Wildschafe – das asiatische Mufflon – zeichnen sich durch ein „haariges“ Fell aus, ganz anders als das wollige Fell, das man heute bei vielen Hausschafen sieht. Fettschwänzige Schafe sind auch in Asien und Afrika verbreitet, wo sie in der Küche geschätzt werden und wo sie möglicherweise gut an das trockene Klima angepasst sind.

Das Team erstellte einen genetischen Abdruck und entdeckte, dass der Schafsmumie die Genvariante fehlte, die mit einem wolligen Fell assoziiert wird, während die Faseranalyse mittels Rasterelektronenmikroskopie die mikroskopischen Details der Haarfasern fand, die mit haarigen oder gemischten Fellrassen übereinstimmen. Interessanterweise trug die Mumie genetische Varianten, die mit fettschwänzigen Rassen assoziiert werden, was darauf hindeutet, dass das Schaf den haarigen, fettschwänzigen Schafen, die heute im Iran vorkommen, ähnlich war.

„Mumifizierte Überreste sind recht selten, so dass vor dieser Studie nur wenig über das Überleben alter DNA in diesen Geweben bekannt war“, sagt Conor Rossi, Doktorand an der Trinity School of Genetics and Microbiology und Hauptautor der Studie. „Die erstaunliche Unversehrtheit der DNA war mit nichts vergleichbar, was wir zuvor in alten Knochen und Zähnen gefunden hatten. Diese DNA-Konservierung, gekoppelt mit dem einzigartigen metagenomischen Profil, ist ein Hinweis darauf, wie grundlegend die Umgebung für die Dynamik des Gewebe- und DNA-Zerfalls ist.

Dr. Kevin G. Daly, ebenfalls von Trinity’s School of Genetics and Microbiology, leitete die Studie. Er fügte hinzu: „Mit einer Kombination aus genetischen und mikroskopischen Ansätzen ist es unserem Team gelungen, ein genetisches Bild davon zu erstellen, wie Schafrassen im Iran vor 1.600 Jahren ausgesehen haben könnten und wie sie möglicherweise genutzt wurden. Mit disziplinübergreifenden Ansätzen können wir lernen, was alte Kulturen an Tieren schätzten, und diese Studie zeigt uns, dass die Menschen im Iran der Sasanidenzeit möglicherweise Schafherden hielten, die auf den Fleischkonsum spezialisiert waren, was auf gut entwickelte Haltungspraktiken hindeutet.“

Nach einer Pressemeldung des Trinity College Dublin

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