Abschnitt der Stadtmauer in Jerusalem entdeckt

Laut den Forschern verbindet dieser Fund weitere Mauerabschnitte, die vor Jahrzehnten freigelegt wurden, und beweist, dass der Osthang der Davidsstadt durch eine einzige beeindruckende Befestigungslinie geschützt war. In der Nähe der Mauer wurde eine Reihe von Funden freigelegt, darunter ein babylonisches Stempelsiegel, eine Bulla (Stempelsiegelabdruck) mit einem Personennamen in althebräischer Schrift sowie Gefäße, die am Vorabend der Zerstörung in Gebrauch waren. Archäologische Ausgrabungen, die von der Israel Antiquities Authority im City of David National Park durchgeführt werden, haben die Überreste der Stadtmauer freigelegt, die während der Eisenzeit – der Zeit des Ersten Tempels im Königreich Juda – gebaut wurde, um Jerusalem von Osten her zu schützen. Die Ausgrabungen werden im Auftrag der israelischen Altertumsbehörde in Zusammenarbeit mit der City of David Foundation im Rahmen der Erschließung des Nationalparks City of David durchgeführt.

Das Bild zeigt den freigelegten Abschnitt der Stadtmauer. Die Mauer selbst besteht aus unregelmäßig großen quaderförmigen Steinen.
Der freigelegte Abschnitt der Mauer. Copyright: Koby Harati, City of David.

Die Leiter der Ausgrabung, Dr. Filip Vukosavović vom Ancient Jerusalem Research Center und Dr. Joe Uziel und Ortal Chalaf im Auftrag der Israel Antiquities Authority erklären: „Die Stadtmauer schützte Jerusalem vor einer Reihe von Angriffen während der Herrschaft der Könige von Juda bis zur Ankunft der Babylonier, denen es gelang, sie zu durchbrechen und die Stadt zu erobern. Die Überreste der Ruinen sind bei den archäologischen Ausgrabungen zu sehen. Doch nicht alles wurde zerstört, und Teile der Mauern, die die Stadt über Jahrzehnte hinweg schützten, stehen bis heute. „

Das Siegel weist eine leicht rundliche Form auf. Die Inschrift befindet sich an der als Stempel verwendeten Seite.
Stempelsiegel mit dem Namen Tsafan in althebräischer Schrift. Foto: Koby Harati, City of David.

Der neu freigelegte Abschnitt verbindet zwei Abschnitte, die zuvor am Osthang ausgegraben wurden. In den 1960er Jahren legte die britische Archäologin Kathleen Kenyon einen Abschnitt der Mauer im nördlichen Teil des Hanges frei und datierte ihn auf die Zeit des Königreichs Juda. Etwa ein Jahrzehnt später entdeckte der Archäologe Yigal Shiloh bei Ausgrabungen im südlichen Teil des Hangs einen langen Abschnitt der Mauer. Im Laufe der Jahre wurden Behauptungen aufgestellt, dass trotz der beeindruckenden Natur der Überreste, diese Steinstrukturen nicht als Mauerreste angesehen werden sollten. Mit der Freilegung dieses neuen Abschnitts, der sich mit diesen früheren Entdeckungen verbindet, scheint es jedoch, dass die Debatte beigelegt ist und dass dies eindeutig die Ostmauer des alten Jerusalems war.

Die Rekonstruktion der Abschnitte, die bei früheren Ausgrabungen im frühen 20. Jahrhundert abgetragen wurden, ermöglicht es, fast weitere 30 Meter der erhaltenen Mauer in einer Höhe von 2,5 Metern und einer Breite von bis zu 5 Metern nachzuzeichnen. Im Buch 2. Könige, 25:10, wird die Eroberung der Stadt durch die Babylonier beschrieben: „Das ganze babylonische Heer unter dem Befehlshaber der kaiserlichen Garde riss die Mauern um Jerusalem nieder.“ Es sieht jedoch so aus, als hätten die Babylonier die Ostmauer nicht zerstört, was möglicherweise an der starken Steilheit des Osthangs der Davidsstadt liegt, der in einem Winkel von über 30 Grad zum Kidrontal hin abfällt. Die Funde der Zerstörung sind in dem Gebäude zu sehen, das neben der Mauer stand und bei den vorangegangenen Ausgrabungen freigelegt wurde: Im Inneren des Gebäudes wurden Reihen von Vorratskrügen entdeckt, die zertrümmert wurden, als das Gebäude brannte und einstürzte. Die Krüge tragen gestempelte „Rosetten“-Henkel in Form einer Rose, die mit den letzten Jahren des Königreichs Juda in Verbindung gebracht werden. In der Nähe der Mauer wurde ein babylonisches Stempelsiegel aus Stein enthüllt, das eine Figur zeigt, die vor Symbolen der beiden babylonischen Götter Marduk und Nabu steht. Nicht weit davon entfernt wurde eine Bulla (ein in Ton gefertigter Stempelsiegelabdruck) gefunden, die den judäischen Personennamen Tsafan trägt.

Nach einer Pressemeldung des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten, Israel

Das könnte Sie auch interessieren:

ANTIKE WELT 1/21: Jerusalem

Jerusalem ist nicht nur ein realer Ort und eine besonders bedeutende archäologische Stätte, es ist auch ein Vorstellungsort mit enormer Wirkkraft. Dem realen, antiken Jerusalem sind unsere Autorinnen und Autoren – allesamt aufs engste mit der Stadt verbunden – ebenso auf der Spur, wie den vielfältigen Vorstellungen bei Pilgern, Forschern, Politikern – und sogar Modellbauern.

Die Stadt Davids und das Geheimnis der Haifischzähne

Wissenschaftler haben einen unerklärlichen Hortfund aus versteinerten Haifischzähnen in einem Gebiet gefunden, wo es keine geben sollte – in einer 2900 Jahre alten Stätte innerhalb der Davidsstadt in Jerusalem.