Massive Ruinen in Nara gefunden

Archäologen haben am ehemaligen Standort des Heijokyu-Palastes in der alten Hauptstadt Nara eine der größten jemals gefundenen Gebäuderuinen ausgegraben. Das Nara National Research Institute for Cultural Properties gab die Funde an der von der Regierung als besondere historische Stätte ausgewiesenen Stelle am 30. Juni bekannt. Es glaubt, dass das Bauwerk das Herzstück einer Residenz für Kaiser und Kronprinzen im späten 8. Jh. war.

Ein Experte sagte, dass das Gebäude wahrscheinlich eine Residenz für den weiblichen Kaiser Koken (718-770) war.

Die freigelegte Fläche in Nara weist mehrere runde und rechteckige Löcher, die auf Pfosten oder Pfeiler hindeuten könnten. Insgesamt sind vier unterschiedlich große Schnitte zu sehen, in denen die Struktur freigelegt wurde.
Überreste einer Struktur, die am ehemaligen Standort des Heijokyu-Palastes in Nara ausgegraben wurde. (Foto: Takuya Tanabe)

Die Archäologen begannen im März mit der Untersuchung eines etwa 924 Quadratmeter großen Grundstücks im nördlichen Bezirk Toin, wie das Institut mitteilte. Toin befindet sich im östlichen Teil des Heijokyu-Palastes, dem politischen Zentrum während der Nara-Periode (710-784).

Sie gruben die Ruinen einer rechteckigen Struktur aus, die sich in Ost-West-Richtung 27 m und in Nord-Süd-Richtung 12 m erstreckt. Außerdem wurden 50 Gruben gefunden, die in den Boden gegraben wurden, um Säulen darin zu platzieren. Die Löcher sind im Abstand von etwa 3 m aufgereiht.

Die drei Dachziegel weisen jeweils einen unterschiedlichen Erhaltungszustand auf: einer ist fast vollständig erhalten, einer nur zur Hälfte und von einem ist nur der vordere, runde Abschluss erhalten. Alle drei weisen die gleiche Form auf: Sie haben eine zylindrische Form. Das kreisrunde Ende der Ziegel ist jeweils mit einer stilisierten Blume verziert.
Ein Teil der Dachziegel, die aus den Ruinen eines ausgegrabenen Gebäudes am ehemaligen Standort des Heijokyu-Palastes in Nara geborgen wurden. (Foto: Takuya Tanabe)

Das Gebäude, das von gitterartig angeordneten Pfeilern gestützt wird, diente wahrscheinlich als Wohnraum, so das Institut. Die Forscher schlussfolgerten, dass die Struktur zwischen 749 und 770 während der Nara-Periode dort stand, basierend auf den Merkmalen eines Musters auf Dachziegeln, die in den Gruben gefunden wurden.

Während der etwa 20-jährigen Lebensdauer des Gebäudes regierte Koken von 749 bis 758, bevor sie zugunsten von Kaiser Junnin abdankte. Koken bestieg von 764 bis 770 als Kaiser Shotoku erneut den Thron, nachdem sie ihren Nachfolger entthront hatte.

„Shoku Nihongi“, der kaiserlich in Auftrag gegebene Geschichtstext über die Nara-Periode, vermerkt, dass Kaiser Shomu (701-756), der Vater von Koken, in Toin residierte, als er Kronprinz war. Das Gebiet wurde später als Standort für den Bau einer Kaiserresidenz genutzt.

„Im Shoku Nihongi ist vermerkt, dass Koken den Bezirk Toin besonders mochte“, sagte Akihiro Watanabe, Professor für japanische Geschichte des Altertums an der Universität Nara. „Ich glaube, dass die (entdeckte) Struktur ein Teil ihres Wohnraums war.“

Das Institut sagte, es plant, ein Video von den Ruinen auf seinem offiziellen YouTube-Kanal Ende Juli zu veröffentlichen.

Nach einer Pressemeldung der Asahi Shimbun

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