Größe der Stadt Itzan abhängig von Klimawandel?

Befunde legen nahe, dass die Maya-Siedlung in der Stadt Itzan früher begann und länger dauerte als bisher bekannt

Eine von McGill geleitete Studie hat gezeigt, dass die Größe der Maya-Bevölkerung in der Tieflandstadt Itzan (im heutigen Guatemala) im Laufe der Zeit aufgrund des Klimawandels variierte. Die Ergebnisse, die kürzlich in der Zeitschrift Quaternary Science Reviews veröffentlicht wurden, zeigen, dass sowohl Dürren als auch sehr feuchte Perioden zu einem erheblichen Bevölkerungsrückgang führten.

Diese Ergebnisse basieren auf einer relativ neuen Technik, bei der Stanole (organische Moleküle, die in menschlichen und tierischen Fäkalien vorkommen) vom Grund eines nahe gelegenen Sees untersucht wurden. Die Messungen der Stanole wurden verwendet, um Veränderungen in der Populationsgröße abzuschätzen und zu untersuchen, wie sie mit Informationen über Klimavariabilität und Veränderungen der Vegetation aus anderen biologischen und archäologischen Quellen übereinstimmen.

Mit Hilfe dieser Technik konnten die Forscher große Veränderungen der Maya-Bevölkerung in der Region über einen Zeitraum ab 3.300 Jahren vor unserer Zeitrechnung aufzeichnen. Sie waren auch in der Lage, Verschiebungen in den Siedlungsmustern zu identifizieren, die im Laufe von Hunderten von Jahren stattfanden und mit Veränderungen in der Landnutzung und den landwirtschaftlichen Praktiken verbunden sind. Außerdem entdeckten sie, dass das Land früher besiedelt war, als es die archäologischen Befunde bisher vermuten ließen.

Das Diagramm zeigt den Transport von Stanolmolekülen in die Seesedimente, so wie es für die Stadt Itzan der Fall gewesen ist.
Ausgangspunkt ist ein bevölkerungsreiches Zentrum. Die Moleküle gelangen entweder direkt durch einen Fluss oder Zulauf in den See oder durch die Ablagerung im Boden und werden erst durch Erosion in den See transportiert.
Diagramm, das zeigt, wie fäkale Stanolmoleküle aus dem menschlichen Darm in Seesedimente transportiert werden, wo sie dann in Sedimentkernen wiedergefunden werden. Credits: Benjamin Keenan et al.

Neues Werkzeug liefert überraschende Informationen über die menschliche Präsenz im Maya-Tiefland

Die Beweise aus Fäkalstanolen legen nahe, dass Menschen auf dem Itzan-Steilhang etwa 650 Jahre vor den archäologischen Beweisen anwesend waren. Es zeigt auch, dass die Maya das Gebiet nach dem sog. „Zusammenbruch“ zwischen 800-1000 weiterhin bewohnten, wenn auch in geringerer Zahl als bisher angenommen, und nicht wie angenommen, Dürre oder Kriege die gesamte Bevölkerung dazu veranlassten, das Gebiet zu verlassen. Es gibt außerdem Beweise für einen großen Bevölkerungsanstieg zeitgleich mit einer historischen Aufzeichnung von Flüchtlingen, die vor dem spanischen Angriff von 1697 auf die letzte Maya-Hochburg im südlichen Maya-Tiefland (Nojpeten, oder das heutige Flores in Guatemala) flohen – etwas, das vorher nicht bekannt war.

Schätzungen der antiken Bevölkerungsgröße im Maya-Tiefland wurden traditionell durch Bodenbegehungen und Ausgrabungen gewonnen. Um die Bevölkerungsdynamik zu rekonstruieren, lokalisieren, kartieren und zählen Archäologen Wohnstrukturen und graben diese aus, um die Datierung der Besiedlung zu ermitteln. Sie vergleichen die Bevölkerungsentwicklung des Fundortes und mit der der Region. Und sie verwenden dann Techniken wie Pollenanalysen und Indikatoren der Bodenerosion in Seen, um die ökologischen Veränderungen zu rekonstruieren, die zur gleichen Zeit stattfanden.

„Diese Forschung sollte den Archäologen helfen, indem sie ein neues Werkzeug zur Verfügung stellt, um Veränderungen zu betrachten, die in den archäologischen Beweisen nicht zu sehen sind, weil die Beweise vielleicht nie existierten oder seither verloren gegangen oder zerstört worden sind“, sagte Benjamin Keenan, ein Doktorand in der Abteilung für Erd- und Planetenwissenschaften an der McGill und der Erstautor der Arbeit. „Das Maya-Tiefland ist wegen der tropischen Waldumgebung nicht sehr gut für die Erhaltung von Gebäuden und anderen Aufzeichnungen menschlichen Lebens geeignet.“

Maya-Bevölkerungsgröße sowohl von Dürre- als auch von Regenperioden beeinflusst

Das Fäkalstanol aus dem Sediment in der Laguna Itzan bestätigt, dass die Maya-Bevölkerung in diesem Gebiet aufgrund von Dürren in drei verschiedenen Perioden zurückging: zwischen 90-280 n. Chr., zwischen 730-900 n. Chr. und während der viel weniger gut untersuchten Dürre zwischen 1350-950 v. Chr. Die Forscher fanden auch heraus, dass die Bevölkerung während einer sehr feuchten Periode von 400-210 v. Chr. zurückging, etwas, das bisher wenig Beachtung gefunden hat. Der Bevölkerungsrückgang als Reaktion sowohl auf trockene als auch auf feuchte Perioden zeigt, dass es klimatische Auswirkungen auf die Bevölkerung bei beiden Klimaextremen gab, und nicht nur während der Trockenperioden.

Der leitende Forscher Benjamin Keenan beim Sammeln eines Seesedimentkerns am Izabal-See, dem größten See in Guatemala. Foto: Elisandra Hernández

„Es ist für die Gesellschaft im Allgemeinen wichtig zu wissen, dass es Zivilisationen vor uns gab, die vom Klimawandel betroffen waren und sich an ihn angepasst haben“, sagt Peter Douglas, Assistenzprofessor am Department of Earth and Planetary Sciences und Erstautor der Studie. „Durch die Verknüpfung von Beweisen für Klima- und Bevölkerungsänderungen können wir beginnen, eine klare Verbindung zwischen Niederschlägen und der Fähigkeit dieser alten Städte, ihre Bevölkerung zu erhalten, zu sehen.“

Die Forschung deutet auch darauf hin, dass sich die Maya an Umweltprobleme wie Bodendegradation und Nährstoffverlust angepasst haben könnten, indem sie Techniken wie das Aufbringen menschlicher Abfälle (auch bekannt als Nachterde) als Dünger für Feldfrüchte einsetzten. Dies wird durch eine relativ geringe Menge an fäkalen Stanolen im Seesediment zu einer Zeit nahegelegt, in der es archäologische Beweise für die höchsten menschlichen Populationen gibt. Eine Erklärung dafür ist, dass menschliche Abfälle als Dünger auf die Böden aufgebracht wurden und die Stanole daher nicht in den See gespült wurden.

Nach einer Pressemeldung der McGill University

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