Blei schuld an Kindstod im antiken Rom?

Forscher der Abteilung für Archäologie an der Universität Durham haben zum ersten Mal herausgefunden, dass der weit verbreitete Gebrauch von Blei in der römischen Kultur einer der Hauptfaktoren für Tod und Krankheit im Kindesalter im gesamten Römischen Reich war. Für die Studie analysierten die Forscher menschliche Skelettreste aus Spanien, Frankreich, Rumänien und dem Libanon.

Kinder waren stärker dem Blei ausgesetzt

Unterkiefer eines Kindes. Im Gebiss fehlen mehrere Zähne, nur fünf davon sind noch erhalten (zwei Backen-, zwei Eck- und ein Schneidezahn). Aus dem Zahnschmelz gewannen Forscher Erkenntnisse über die Konzentration von Blei im Körper der untersuchten Skelette.
Unterkiefer eines Kindes (Foto: Durham University).

Es wurden Proben aus dem Zahnschmelz der Skelette entnommen, um die Bleikonzentrationen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern zu analysieren. Die Forscher fanden heraus, dass jüngere Kinder signifikant höhere Bleikonzentrationen in ihrem Zahnschmelz aufwiesen als die Erwachsenen.

Die Forscher wiesen darauf hin, dass sich der Zahnschmelz nicht verändert, nachdem er gebildet wurde. Folglich wird die Bleibelastung aus der Kindheit ein Leben lang im Zahnschmelz gespeichert und nach dem Tod nicht durch die Umgebung des Grabes verändert.

Die Studie zeigt auch einen positiven Zusammenhang zwischen Kindern, die einer hohen Bleibelastung ausgesetzt waren, und Kindern, die in jungen Jahren starben.

Untergang des Römischen Reiches

Frühere Historiker haben argumentiert, dass der weit verbreitete Bleiverbrauch zum Untergang des Römischen Reiches beigetragen haben könnte. Die Forschungsergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass Bleivergiftungen in vielen Teilen des Römischen Reiches stark zu Krankheit und Tod von Kindern beitrugen.

Die Verwendung des Schwermetalls in vielen alltäglichen Dingen wie Wasserrohren, Spielzeug, Kosmetika und Wein könnte bei den römischen Bürgern zu vielen ernsthaften Gesundheitsproblemen geführt haben.

Forscher argumentieren, dass Schadstoffe, einschließlich Schwermetalle, auch heute noch in vielen Teilen der Welt eine Hauptursache für schlechte Gesundheit und Tod von Kindern sind.

Nach einer Pressemeldung der Durham University

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