Außergewöhnliche Reste der spätantiken Basilika von Empúries entdeckt

Die jüngsten Ausgrabungen im Bereich Santa Margarida in Empúries (L’Escala), bestätigen die Lage des spätantiken bischöflichen Komplexes und legen die Reste der Basilika frei, eines der wichtigsten Gebäude der gesamten Anlage.

Ansicht des Grabungsareals mit dem bischöflichen Komplex von Empúries mit der Basilika
Ansicht des Grabungsareals mit dem bischöflichen Komplex von Empúries (BIG_155413015061121_00.jpg (700×526) (gencat.cat))

Die Ausgrabungen, die von einem Team von Archäologen des Archäologischen Museums von Katalonien-Empúries durchgeführt wurden, sind Teil des aktuellen archäologischen Forschungsprojekts (2018-2021), das sich auf die Untersuchung der antiken Hafengebiete von Empúries konzentriert. Sie wurden vom Archäologischen Museum von Katalonien sowie dem Dienst für Archäologie und Paläontologie des Kulturministeriums der Generalitat de Catalunya gefördert, sowie vom Ajuntament de l’Escala finanziert. Die Arbeiten waren auch dank der Zusammenarbeit mit den Grundstückseigentümern möglich.
Ziel der jüngsten Ausgrabungen, die eine Fortsetzung der Arbeiten aus dem Jahr 2020 im gleichen Bereich sind, war es, die Art und Funktion der Gebäude zu bestimmen, die sich nördlich der heutigen Kirche Santa Margarida befanden. Die Ausgrabungen bestätigten, dass es sich um den Standort des spätantiken Bischofskomplexes von Empúries handelte und dass seine Gebäude das Zentrum des neuen Siedlungskerns darstellten, der nach der Aufgabe der römischen Stadt entstand.

Die Basilika von Empúries

Es handelt sich um eine einzigartige archäologische Entdeckung, die anderen ergrabenen Bischofskomplexen aus dieser Zeit in Katalonien ähnelt, wie Egara (Terrassa), Barcino (Barcelona) oder Tarraco (Tarragona). Im Fall des Empúries-Komplexes erlauben die Ausgrabungen trotz der Überlagerung durch spätere mittelalterliche Überreste die Rekonstruktion seines gesamten Grundrisses, wie auch die historische Kontinuität der Anlage.

Von dieser bischöflichen Anlage kennen wir heute mehrere Gebäude, darunter das Baptisterium mit quadratischem Grundriss und dem Taufbecken in der Mitte sowie die Basilika, ein imposanter dreischiffiger Bau, der sich unmittelbar nördlich davon befindet. Die Ausgrabung des Apsisbereiches und eines Teils des Mittel- und des südlichen Seitenschiffs hat es zum ersten Mal ermöglicht, sehr detailliert zu erfahren, wie diese Konstruktion aussah.

Die Apsis lag an der Vorderseite und in dieser befand sich der Altar, bestehend aus einer antiken Statuenbasis mit einer Inschrift, die vom Forum der römischen Stadt stammte und möglicherweise Manius Cornelius Saturninus gewidmet war, der im 2. Jh. n. Chr. Magistrat von Emporiae war. Auf beiden Seiten des Altars und unter dem Boden befanden sich zwei Steinsarkophage, einer davon mit einer Öffnung, um die Reliquien einer Persönlichkeit zu sehen und zu berühren. Deren Name war laut der auf einer Seite erhaltenen Inschrift Secundus. Vor dem Altar gab es einen Raum oder Presbyterium und, auf einem niedrigeren Niveau, den Bereich des Chors, der für die Mitglieder des Klerus reserviert war. Um diesen privilegierten Bereich herum gab es im Laufe der Zeit auch andere Bestattungen mit Steinsarkophagen und einem doppelseitigen, mit Akroteren verzierten Dach. Zudem wurde ein Satz von 184 Bronzemünzen aus der Zeit zwischen dem 4. und 5. Jh. n. Chr. geborgen. 

Es konnte vorerst nur ein Teil des Grundrisses freigelegt werden, aber die erhaltenen Elemente, wie z. B. die Säulen in der südlichen Nische, lassen rekonstruieren, dass die Basilika vermutlich ca. 13-14 Meter breit und mehr als 20 Meter lang gewesen sein wird. Die Basilika und das Baptisterium befanden sich an der Ostseite eines Platzes, um den herum wahrscheinlich noch weitere Gebäude standen, die den bischöflichen Komplex vervollständigten, wie z. B. der noch unbekannte Bischofspalast. Der Ursprung dieser Anlage geht auf das Ende des 4. Jhs. zurück und scheint bis zum Ende des 7. oder Anfang des 8. Jhs. bestanden zu haben.

Der Verlust des Bischofssitzes von Empordà, der im 9. Jh. in jenen von Girona eingegliedert worden war, erklärt die späteren Umwandlungen. Von diesem Moment an wurde auf den Überresten des Mittelschiffs und der Apsis der alten Basilika eine kleine Kirche gebaut, mit verschiedenen Phasen, die uns erlauben, die Entwicklung dieses Bereichs bis zum 14. Jh. nachzuverfolgen.  Zur gleichen Zeit wurde an der Stelle des alten Baptisteriums eine zweite Kirche gebaut, die der heiligen Margareta geweiht war und bis ins 18. Jh. bestand. Um diese religiösen Gebäude herum entwickelte sich ein wichtiger Friedhof mit verschiedenen Bestattungsphasen.

Forschungsprojekt über die alten Hafengebiete von Empúries

Dieses Projekt richtet die Aufmerksamkeit auf drei große historische Perioden des gesamten Empordà, die grundlegend für das Verständnis und die Erklärung seiner historischen Entwicklung sind, wobei die Hafengebiete als roter Faden dienen, die grundlegend für die Erklärung des Aufstiegs, des Wachstums und des Niedergangs sind. Die erste Etappe entspricht der Gründung der griechischen Siedlung Foceu im 6. Jh. v. Chr., die zweite der Ankunft der Römer im 2. Jh. v. Chr. und die dritte schließlich dem 6. Jh. n. Chr. Zu diesem Zeitpunkt waren die traditionellen Bevölkerungszentren der griechischen und der römischen Stadt bereits aufgegeben und die Bevölkerung konzentrierte sich in Sant Martí d’Empúries und dem Gebiet von Santa Margarida.

Die paläolandschaftlichen Untersuchungen des Territoriums von Empúries zeigen, dass sich in dieser frühen Phase der Lebensraum von Santa Margarida neben der Mündung des Flusses Ter befand, der damals direkt nördlich der Landzunge von Sant Martí d’Empúries floss. Die geophysikalischen Untersuchungen, die in diesem Gebiet vor dem archäologischen Eingriff durchgeführt wurden, bestätigen, dass dieser Lebensraum eine Mindestausdehnung von zwei Hektar hatte und dass er direkt mit Sant Martí durch einen Weg verbunden war, der entlang des unteren Teils des Hügels von Empúries verlief.

Nach einer Pressemitteilung von Govern de la Generalitat de Catalunya

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