Ein Fünkchen Wahrheit am Mythos der Argonauten?

Georgische und polnische Archäologen haben in der georgischen Stadt Kutaisi eine antike Siedlung entdeckt, deren Ursprünge auf das 13. bis 12. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen, etwa zur Zeit der mythischen Argonauten-Expedition auf der Suche nach dem Goldenen Vlies.

The Kutaisi Old Town on the Rioni River. Credits: akg-images.

Neue Daten für die Chronologie

Die Entdeckungen verändern die Wahrnehmung der Geschichte Georgiens, da man bisher glaubte, dass die Siedlung einige hundert Jahre jünger war.

Professor Radosław Karasiewicz-Szczypiorski, sagte: „Bisher wurde mit traditionellen Methoden eine bestimmte Chronologie erstellt und bestimmte Daten für den Beginn des georgischen Staates in den Territorien Westgeorgiens angegeben. Die von den Forschern des interdisziplinären Teams mit neuen Methoden gewonnenen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Geschichte der Stadt Kutaisi einige hundert Jahre länger ist. Deshalb könnten diese mythischen Kontakte der Argonauten-Sage tatsächlich stattgefunden haben und früher als bisher angenommen.“. Er ist der Direktor des Krukowski Polnisch-Georgischen Interdisziplinären Forschungszentrums.

Jacek Hamburg, sagte, die Forscher hätten das Befestigungssystem einer antiken Siedlung gefunden, das man zunächst auf das 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr. datierte, aber die Radiokarbondatierung zeigt, dass sie aus dem 13. bis 12. Jahrhundert v. Chr. stammt. Hamburg ist der Kanzler des Interdisziplinären Forschungszentrums.

Eine Stadt der Bronzezeit

Er sagte: „Wir revidieren die Datierung der gesamten Stätte und verschieben die gesamte Stadt Kutaisi in die Bronzezeit. Denn wir wissen, dass diese Stadt noch viel älter ist, als wir ursprünglich dachten.

„Dieses System von Befestigungsanlagen umfasst einen 10 Meter breiten und 6 Meter tiefen Graben. Wir fanden auch einen eingestürzten hölzernen Wachturm oder einen Beobachtungsturm, was darauf hindeutet, dass es auch eine Linie von hölzernen Befestigungen mit Türmen und einer Palisade hinter der Grabenlinie gab. Es war wahrscheinlich die größte Stadt in diesem Gebiet.“

Er fügte hinzu: „Wir fanden Steingussformen zur Herstellung von Äxten mit einer asymmetrischen Klinge, die sehr typisch für die kolchische Kultur und die Bronzezeit sowie die spätere Antike sind. Wir fanden auch Fragmente von Öfen. Sie waren alle in den Graben gekippt worden. Wenn eine solche Form nach mehreren Objektgüssen beschädigt und nicht mehr brauchbar war, war ein Graben der natürliche Ort, um diese Art von Müll zu entsorgen. Was für sie Müll war, ist für uns ein großartiges archäologisches Denkmal, das uns erlaubt, ihre Geschichte zu rekonstruieren.

Das könnte Sie auch interessieren!

Troia – Mythos und Wirklichkeit

Der Krieg um Troia ist eine der berühmtesten Geschichten überhaupt.

Seit rund 3000 Jahren wird sie von Generation zu Generation weitergegeben. Ihre Kulisse war die Stadt Troia, die man lange verschollen glaubte, bis sie im 19. Jahrhundert in der Türkei wiederentdeckt wurde. Die Archäologie Troias fasziniert, nicht zuletzt, weil sie immer noch die Hoffnung weckt, die historische Wahrheit hinter dem alten Mythos aufzudecken: Fand der Krieg um Troia tatsächlich statt? Oder steckt die Wahrheit in der Geschichte selbst und in ihren Figuren?

Weitere Forschungen

„Auch die Ökofakte – also das organische Material – sind sehr gut erhalten. Im Graben herrschten anaerobe Bedingungen. Der Zugang von Sauerstoff war so eingeschränkt, dass das Holz, die Traubenkerne und die Feigenkerne perfekt erhalten waren.“

Da in jedem Mythos ein Körnchen Wahrheit stecke, könne dies auch bei dem Mythos über die Suche der Argonauten nach dem Goldenen Vlies der Fall sein, so Hamburg weiter. Er sagte: „Vielleicht wird es in Zukunft eine Bestätigung dafür geben. Dazu sind weitere Forschungen nötig.“

Pater Zenon Hanas, Präsident der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universitätsentwicklungsstiftung, sagte, dass es die Aufgabe seiner Institution sei, polnische Wissenschaftler bei ihrer Forschung zu unterstützen. Er sagte: „Gemeinsam mit der polnischen Nationalstiftung ist es uns gelungen, eine archäologische Station in Kutaisi zu etablieren. Unsere Aufgabe ist es, eine professionelle Forschungsinfrastruktur zu schaffen, wo diese Projekte in Kontakt mit unseren georgischen Partnern durchgeführt werden.

Der Gedanke, der uns bei der Schaffung dieser Station begleitet, ist, dass auch andere Wissenschaftler hierher kommen sollen: Ethnologen, Historiker, Musikwissenschaftler, und gemeinsam forschen. Es ist eine Basis, die für polnische Forscher extrem wichtig ist. Ich denke, es wird auch Perspektiven für die Zukunft gemeinsamer polnisch-georgischer Forschungsprojekte eröffnen.“

Hamburg fügte hinzu, dass Georgien ein sehr interessantes Gebiet für die Forschung ist, das von Archäologen noch nicht gut erforscht ist. Groß angelegte archäologische Forschungen gebe es in diesem Gebiet erst seit etwa 10 Jahren. Die Erforschung der Geschichte Georgiens und des Kaukasus eröffnet eine völlig neue Perspektive“, sagte er.

Nach Pressemeldung des polnischen Ministeriums für Bildung und Kultur.

Das könnte Sie auch interessieren:

Einzelheft der ANTIKEN WELT:

Georgien

Der Kaukasus gilt seit jeher als Brücke der Kulturen. Georgien ist in dem in der Frankfurter Ausstellung behandelten Zeitraum mit den Kulturen Mesopotamiens als auch des nordpontischen Steppenraums sowie des Schwarzen Meeres verbunden. Der Fokus der Ausstellung liegt auf der Präsentation der neuesten archäologischen Forschungsergebnisse deutsch-georgischer Kooperationsprojekte, die mit zahlreichen, größtenteils erstmals gezeigten Originalfunden einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Neben der Ausgrabung in der neolithischen Siedlung von Aruchlo mit charakteristischen Rundbauten und Artefakten aus der frühesten Ackerbaukultur und dem in Sakdrisi untersuchten ältesten Goldbergwerk der Welt, zählt der erst 2012 ausgegrabene bronzezeitlichen Grabhügel von Ananauri 3 mit seinem imposanten Holzwagen zu den Highlights.